Doch keine Angst, sie übertreiben es nicht. Denn Big & Rich pflegen ihr Markenzeichen, die cleveren zweistimmigen Gesangslinien meist von Rappern ungestört. Sie gefallen sich auf den meisten der 13 Songs des Albums als ehrliche Cowboys. Keine Machotypen - im Booklet posieren sie gar im Indianer-Laibchen und Wild-West-Damenkostüm - sondern Cowboys, die über sich selbst lachen können, ohne dabei vom Pferd zu fallen. Insbesondere in dem Song "Savea Horse (Ridea Cowboy)", eine witzige Uptempo-Nummer: Retten Sie dieses Pferd - reiten Sie doch einfach den Cowboy. Das ist die eine Seite von Big & Rich. Die fast religiösen Songs wie "Holy Water" und "Saved" oder die melancholische Cowboy-Midtempo-Ballade "Deadwood Mountain" hingegen zeigen ihre ernste Seite. Doch bevor sie - zum Beispiel anlässlich des US-Wahlkampfs - politisch werden könnten, ziehen sie den Kopf aus der Schlinge: Ihre Gute Laune Nummer "Love Train" lädt Republikaner ebenso ein wie Democrats: "Let's take a ride on the love train."
Natürlich sind Big & Rich gnadenlose Angeber. Aber solche, die in der Honky-Tonk-Bar ihre Platin-Kreditkarte nur dezent auf den Tresen legen wenn sie eine Lokalrunde schmeißen. Sich selbst verkaufen sie in Songs wie "Wild West Show" und Big Time" somit auch als es ihr Held aus dem Song "Kick My Ass" tut: Einer ironischen Abrechnung mit einem ahnungslosen Aufschneider im Fransenhemd, der zu recht die Hucke vermöbelt kriegt. Ähnliches Terrain beackert "Real World" Zunächst ein Midtempo-Nummer über Tagträume von Reichtum und schönen Frauen zu Boogie-Woogie-Piano und frohlockender Fiedel. Doch es endet in einem stampfende Finale mit dem Banjo auf der Überholspur. Saloon-Polka pur - "Prozac, Prozac" kreischen sie im Chor, oder "I'm a cowboy, I'm a rock star, I'm a cowboy Stevie Wonder". Die haben echt Humor.
Big & Richs Liveshow spektakulär zu nennen wäre untertrieben, Amerikas Countrypublikum - berüchtigt für ihren konservativen Geschmack - eroberten sie im Sturm. Nicht zuletzt dank freundlicher Unterstützung von oben erwähntem Cowboy Troy (der übrigens in drei Sprachen rapt) und Two Foot Fred - einem Gastsänger, der Big & Rich gerade mal bis zur Hüfte reicht. Beflügelt vom Erfolg der Single "Savea Horse (Ridea Cowboy)" verkaufte "Horse of A Different Color" bereits in den ersten sechs Wochen nach seiner Veröffentlichung in den USA über eine Million Exemplare. Und ein Ende ist nicht abzusehen.
Fazit: Big Kenny und John Rich aus Nashville machen auf ihrem Album "Horse ofa Different Color" keinen Hehl daraus, dass es ihnen zu wenig ist, nur puristischen Country zu spielen. Sie lieben Queen, Limp Bizkit und sogar Hip-Hop-Acts wie Outcast. Nestbeschmutzer im US-Countrystall, also? Auf jeden Fall sind sie dort zur Zeit eines der erfolgreichsten Pferde.
Label: Warner Bros. Nashville (Warner) | VÖ: 1. November 2004 |
Titelliste
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01 | Rollin' (The Ballad of Big & Rich) | 08 | Real World |
02 | Wild West Show | 09 | Save a Horse (Ride a Cowboy) |
03 | Big Time | 10 | Drinkin' 'bout You |
04 | Kick my Ass | 11 | Love Train |
05 | Six Foot Town | 12 | Deadwood Mountain |
06 | Holy Water | 13 | Live This Life |
07 | Saved |