Lady A - What A Song Can Do (Chapter One)

CD Cover: Lady A. - What A Song Can Do (Chapter One)

Rückmeldung unter neuem Namen: Mit "What A Song Can Do (Chapter One)" firmieren die ehemaligen Lady Antebellum erstmals unter Lady A

Mal ehrlich: Was sollte es musikalisch bewirken, wenn die Band das Wort "Antebellum" aus ihrem Firmenlogo streicht? Das Zugeständnis an die "Black Lives Matter"-Bewegung, "Antebellum" ("vor dem Sezessionskrieg") könnte einen Bezug zur Sklaverei im 18. Jahrhundert haben, ist politisch nobel, zeugt von Sensibilität und Empathie. Da gibt es moralisch sicher nichts dagegen einzuwenden. Unter Marketing-Gesichtspunkten sieht das freilich ganz anders aus. Lady Antebellum war schließlich nicht nur ein bestens eingeführter Bandname, er war auch Synonym für modernen, immens erfolgreichen Country-Pop. Bei null müssen die Vermarkter ihrer Plattenfirma mit dem neuen Firmenschild Lady A natürlich nicht anfangen, aber: es macht die Sache auch nicht leichter.

Uns soll das letztendlich egal sein. Schließlich geht es bei Hillary Scott, Charles Kelley und Dave Haywood vor allem um Musik. Um ihre Musik - und die ist auch unter neuer Flagge so ausgefeilt, so harmonisch eingängig, so hitverdächtig komponiert und arrangiert, dass man sagen kann: es bleibt alles beim Alten. Beim typischen Sound von Lady Antebellum aka .

Wo Lady A drauf steht ist Lady Antebellum drin

In einem Interview sagte Hillary Scott kürzlich, dass die drei "eine gegenseitige Abhängigkeit" verbinde, den Mittelpunkt bilde die Musik. "Wir leben alle im Hier und Jetzt und wir sind immer noch eine Band, die sich weiterentwickelt. Das möchten wir mit "What A Song Can Do (Chapter One)" verdeutlichen." Ausgangspunkt für das künstlerische Vorankommen der Band sind aber die bewährten Zutaten des Hit-Dreiers: sehr eingängige, mitunter sehnsuchtsvolle Melodien, Texte über die Dinge des Lebens, fein säuberlich austarierte Chorgesänge und Lead-Vocals die sich Hillary Scott und Charles Kelley auf höchstem Niveau teilen. All' diese Band-Charakteristika kommen selbstverständlich auch auf der von Dann Huff makellos produzierten EP zum Tragen.

Nur sieben Tracks hält "What A Song Can Do (Chapter One)" bereit. Bei jedem einzelnen war mindestens ein Lady A-Mitglied als Co-Autor mit von der Partie. Das spricht für gewachsenes Selbstbewusstsein und einem weiter fortschreitenden künstlerischen Reifeprozess. Eine Entwicklung, die sich gleich mal im Opener "Talk of the Town" zeigt. Bei dem gemächlichen, rhythmisch synkopierten, mit euphorischen Melodien und herrlichen Harmony-Vocals ausgestatteten Song hat das komplette Triumvirat mitkomponiert (gemeinsam mit Nicolle Galyon und Jordan Reynolds). Sie machen damit klar, dass sie wissen, wohin die musikalische Reise von Lady A gehen soll und gehen wird. Ein Trip, der sie aller Wahrscheinlichkeit wieder in die oberen Charts-Gefilde führen wird.

Natürlich heißt der Anspruch des sympathischen Dreiers nach wie vor: Hit. Doch Hillary, Charles und Dave wissen freilich auch, dass man nicht alle Jahre einen Volltreffer wie "Need You Now" landet. Wie auch? Diese Momente sind so magisch wir rar. Trotzdem werden sich die Drei bis ans Ende ihrer musikalischen Tage an diesem Meilenstein der modernen Country Music messen lassen müssen. Was tun? Vielleicht einen Song darüber schreiben? Es würde jedenfalls nicht wundern, wenn sie mit ihrem zweiten Track "What a Song Can Do" auf ihren Über-Hit anspielen. Tatsächlich weist der von Charles Kelley gemeinsam mit Sam Ellis, Ryan Hurd und Laura Veltz geschriebene Track jene wehmuts- und sehnsuchtsvolle Stimmung aus, die auch "Need You Now" auszeichnete. Ein Song zwischen Tag und Traum, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen Frust und Lust. Klasse!

Sieben Songs der A-Klasse: "What A Song Can Do (Chapter One)"

Weit eindeutiger gibt sich dagegen das anschließende "Like A Lady". Ein zupackender Track, der nach kurzem, knackigen A-Cappella-Intro jede Menge Drive und Power auffährt: großartige Hookline, raffinierte Breaks, tolles Gitarrensolo und eine Hillary Scott in Höchstform. Volle Punktzahl" Die muss man auch dem nachfolgenden "Things He Handed Down" geben, obwohl sich die Band hier gänzlich unterschiedlicher Ausdrucksmittel bedient. Charles Kelley gibt in dem wunderschönen, schon fast in der Tradition eines Folk-Songs gehaltenen Track eine hervorragende Performance ab. Auch hinter den Kulissen: Er schrieb das geistreiche Stück über das Bewahren von Werten und die Weisheit der Älteren gemeinsam mit Julian Bunetta, Jesse Frasure und - alle Achtung! - einem gewissen Thomas Rhett.

Auf diesem hohen Qualitätslevel geht es mit einer weiteren Koproduktion aller drei Bandmitglieder (plus Co-Autor Justin Ebach) weiter: Mit "Fire" erinnert Lady A mit hymnischen Refrains und weinenden Dobro-Fills an eine rockigere Version von Fleetwood Mac. Beim anschließenden "A Chance of Rain" lassen dagegen mit schwebenden "Into The Great Wide Open"-Gitarren-Akkorden Tom Petty & The Heartbreakers grüßen. Nur akzentuiert, dafür aber sehr effektvoll. Ansonsten ist der von Haywood und Kelley, sowie von Topher Brown und Justin Ebach geschriebene Track ein urtypischer Lady-A-Track. Das lässt sich auch für den letzten Song von "What a Song Can Do (Chapter One)" behaupten: mit "Worship What I Hate" ("verehre was ich hasse") mystisch von den Songschreibern Haywood, Scott, Natalie Hemby und Amy Wadge betitelt, lässt die Band tief in ihre Band-Psyche blicken. Eine geheimnisvolle, introvertierte Country-Folk-Ballade, von Hillary Scott in bester Stevie Nicks-Manier gesungen.

Fazit: Gemeinsam mit Produzent Dann Huff beweisen Lady A auf ihrer EP "What a Song Can Do (Chapter One)", dass sie im harmonischen Country-Pop immer noch das Maß der Dinge sind. Starke Performance!

Label: BMLG (Universal) VÖ: 25. Juni 2021
01 Talk of this Town
02 What A Song Can Do
03 Like a Lady
04 Things He Handed Down
05 Fire
06 Chance of Rain
07 Worship What I Hate
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