Shooter Jennings - Put the O Back in Country

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Sie sitzen in der hintersten Ecke der Kneipe. Jede Menge Whiskey- und Bierflaschen stehen auf dem Tisch. Eine Zigarette verglimmt genüsslich im Mundwinkel des Gitarristen. Der Trommler ganz hinten hat sogar ein Tattoo am Bizeps: Einerseits ist es heutzutage wirklich wohltuend, mal ein paar richtig ungewaschene Gesellen zu treffen, inmitten all der perfekt Schwiegersohn-tauglichen Countrysänger, die derzeit die Szene beherrschen. Andererseits steht fest: Mit dem Titel seines Debüts "Put The 'O' Back in Country" wird sich Shooter Jennings nicht all zu viele Freunde machen: Ein recht unzüchtiges Wortspiel, um es mal freundlich auszudrücken. Wer es nicht auf Anhieb versteht, der entferne einfach mal den Buchstaben "O" aus "Country". Ignorieren kann man diesen aufmüpfigen Newcomer dennoch nur schwerlich: Shooter Jennings (alias: Waylon Albright Jennings) ist der einzige Sohn von Waylon Jennings und Jessi Colter.

Der bitterböse Titelsong "Put The 'O' Back In Country" wird angesagt von George Jones, ist unterlegt mit Applaus vom Band (vermutlich) und basiert auf dem Neil Young-Song "Are You Ready For The Country". Er bleibt nicht die einzige Abrechnung mit dem modernen Countrygeschäft auf dieser CD. Auch "Solid Country Gold" schlägt in dieselbe Kerbe. Zitat: "Ich bin in Nashville geboren, aber bin schon vor langer Zeit von dort fortgezogen. Denn sie erbauten die Stadt der Musik, indem sie deren Seele opferten." Jennings spart nicht mit hartem Vokabular - eigentlich müsste diese CD für den US-Markt einen "Explicit Lyrics"-Aufkleber bekommen, wie er sonst meist nur bei den Alben von harten Rappern vorkommt. In "Manifesto No. 1" - singt Jennings davon, Liebe auf dem Rücksitz seines schwarzen Cadillacs zu machen, während Jesus am Tage des jüngsten Gerichts seine Schäfchen zu sich ruft. Spätestens solch schräger Humor (wenn es denn welcher ist...) wird ihn bei gläubigen Countryhörern zur Unperson machen.

Rein musikalisch ist "Put The 'O' Back In Country" meist fern von jeder Genialität, zeugt aber von gutem Handwerk. Zwölf Songs, geschrieben von Jennings, teilweise mit den Musikern seiner Liveband, eingespielt mit Leroy Powell (Gitarre), Ted Russell Kamp (Bass), Bryan Keeling (Drums) und produziert von Dave Cobb: Countryradiotauglich kommt die erste Single "4th of July" daher, "Sweet Savannah" ist eine wunderschöne Gitarrenballade, "Steady At The Wheel" ein feiner Rocker im Still von ZZTop, "Southern Comfort" eine gospelige Dobro-Ballade mit Backingvocals von Faith Evans, Jessi Colter und Cece Whites. Und nachdem Hank Williams Jr. mit einer sehr lustigen Anrufbeantworternachricht zu hören war, folgt noch eine hübsche Hidden-Track-Ballade. Auffälligster Track ist das hyperaktive "Busted In Baylor Country": Die Geschichte einer Countryband im Kokainrausch, die von der Polizei festgenommen und vom Richter freigesprochen wird: Im Tausch gegen ein paar Autogramme, natürlich. Nein, wir wissen nicht, ob Jennings da aus eigener Erfahrung spricht. Wir hoffen mal, nicht.

Fazit: Unter all den Nachkommen von prominenten Musikern, die es im Showgeschäft versuchen, gibt es weiß Gott größere Nichtsnutze als Shooter Jennings. Er eckt an mit seiner Meinung, aber eines ist sicher: "Put The 'O' Back In Country" bringt reichlich rebellische Rock'n'Roll-Attitüde zurück in den Country.

Label: Universal South (Universal) VÖ: 22. April 2005

  • Titelliste

  • Links

01 Put The "O" Back In Country 07 Steady at The Wheel
02 4th of July 08 Manifesto No. 1
03 Lonesome Blues 09 The Letter
04 Solid Country Gold 10 Southern Comfort
05 Busted In Baylor County 11 Daddy's Farm
06 Sweet Savannah


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