Shooter Jennings - The Wolf

Schon "This Ol' Wheel", der erste Track seiner neuen CD "The Wolf", macht richtig, richtig Spaß und hat Kneipen-Hit-Potential. Ein südstaaten-schwerer Rockgroove, die Mörder-Fiddel des "Ragin Cajun" Doug Kershaw, Memphis-Soul-Bläser-Sätze und ein Shooter Jennings, der mit seiner rau-markanten Stimme dazu rappt. Kid Rock, Du kannst einpacken, Shooter raucht dich schon in seiner ersten Morgenzigarette.

Doch auch der härteste Outlaw wird zum Country-Gentleman auf Südstaaten-Art, wenn die richtige Lady, die Honky-Tonk-Schuppen betritt. Auch diese weiche Seite hat Jennings und scheut sich nicht, sie auch zu zeigen. In "Tangled Up Roses" preist er in bester Country-Manier der 70er-Jahre die "Ladylike"-Things der Damen.

Und die nächste Überraschung folgt auf dem Fuß: Shooter Jennings gibt dem Dire-Straits-Hit "Walk of Life" einen rockigen Country-Anstrich, der gegenüber dem Original tatsächlich gewinnt: Es ist Shooters raue Stimme, die dabei vor allem begeistert. Man hört in ihre die durchzechten Nächte mit Whiskey und Zigaretten (und wie der Song "Higher" nahelegt wahrscheinlich auch mit anderen Substanzen), aber gerade diese Stimme gibt dem Song die nötige Erdung. Das bleibt auch bei den ruhigeren Stücken der CD so, wie zum Beispiel bei der Freundschafts-Hymne "Old Friend". Besonderes Gimmick hier: fantastische Bläsersätze - arrangiert vom Spezialisten Jim Horn, die den Hörer auf kürzestem Weg in die Nähe der mexikanischen Grenze rücken.

Gemeinsam mit den Vokal-Giganten The Oak Ridge Boys fährt Shooterbeim fünften Titel der CD mit dem "Slow Train". Klassisches Country-Rock-Material, dessen Backgrounds an den Stones-Hit "Sympathy For The Devil" erinnern. Schön, wenn auch kein Highlight der CD. Etwas spannender kommt da schon "Time Management 101" daher, ein fröhlicher New-Orleans-Blues, der mit schnittigen Bläsern das Dilemma beschreibt, für die wichtigen Dinge im Leben einfach nie genügend Zeit zu haben. Da scheint es Shooter zu gehen, wie jedem von uns.

Nach der stimmungsvollen Ballade "Concrete Cowboys" folgt das oben erwähnte "Higher", geschrieben von Shooters Drummer Bryan Keeling, der darin ein Hohelied auf das Musiker-Leben "On The Road" beschreibt. Scheint ein Riesenspaß zu sein, mit Shooter auf Tour zu gehen. Und diesen Spaß hört man jede Sekunde auf der CD "The Wolf". Ebenso wie die Leidenschaft, mit der Shooter und seine Gang zu Werke gehen.

Das kommt gut an bei Leuten, denen Keith Urban und Co. zu glatt und poppig sind und denen die Rock-Attitüde einiger neuer Acts zu aufgesetzt scheint. Shooter Jennings macht uns nichts vor. Er ist, wie ist und das ist gut so.

Fazit: Toller Mix aus Country und Southern-Rock in bester Outlaw-Tradition, bei dem Genre-Fans aufs Beste bedient werden. Ehrlich dargeboten und vor allem abwechslungsreich.