Clint Black ist der "Cadillac Jack"
Wer elf Mal auf Platz 1 der amerikanischen Country Charts landet, muss noch mehr draufhaben. So denkt man zumindest in Hollywood, weshalb ein Erfolgsname schon reicht, um mit einer Hauptrolle geadelt zu werden. Nicht anders ist es Clint Black ergangen, der 1989 mit "Killin' Time" und "Better Man" gleich zwei Nummer 1-Hits ablieferte, was ihm neun Jahre später mit "Nothin' But The Taillights" und "She Shoes You're Wearing" noch einmal gelang.
Nachdem er in der Westernkomödie "Maverick - Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel" (1994) neben Jodie Foster, Mel Gibson und James Garner schon einen Gastauftrittabsolvierte, durfte Clint Black 1998 seine erste Hauptrolle spielen. "Still Holding On: The Legend of Cadillac Jack", so der Originaltitel basiert auf einen wahren Fall und entstand fürs US-Fernsehen. Eine scheinbar sichere Nummer für den Musiker, denn gedreht wurde nicht nur in seiner texanischen Heimat, sondern auch Ehefrau Lisa Hartman spielte auch im Film seine treue Gattin, die für ihn durchs Feuer geht. Es half aber nichts, eine Filmkarriere blieb Clint Black versagt, während er mit seinen Alben weiterhin auf Erfolgskurs bleib. Da kann man nur sagen: Schuster bleib' bei deinen Leisten.
Ein Rodeo-Reiter sitzt unschuldig hinter Schloss und Riegel
"Cadillac Jack" wird er von alle gerufen, denn unter diesem Namen war Jack Favor (Clint Black) als Rodeo-Reiter in den Fünfzigerjahren äußerst erfolgreich. Auch privat ist er mit Ehefrau Ponder (Lisa Hartman Black) und gemeinsamen Sohn ein glücklicher Mann. Das Blatt wendet sich jedoch, als Jack auf dem Weg nach Louisiana zwei Anhalter mitnimmt.
Wenige Monate später wird Jack wegen Raubmord an ein Ehepaar verhaftet. Dass dahinter die beiden Anhalter stecken, ahnt er anfangs nicht. Die Wahrheit kommt nur langsam Stück für Stück zum Vorschein, aber Falschaussagen, Verfahrensfehler und die Willkür der Behörden sorgen dafür, dass Jack dennoch verurteilt wird und jahrelang im Gefängnis schmoren muss. Jack lässt sich jedoch nicht beirren, zumal seine Frau draußen weiterhin für ihn kämpft. Das Leben im Knast ist hart, aber der unschuldig Verurteilte weiß sich durchzusetzen und nimmt an Rodeo-Turnieren für Strafgefangene teil. Schnell übernimmt er die Führung und baut damit ein erfolgreiches Geschäftsmodell auf. Währenddessen erreicht sein Anwalt einen zweiten Prozess, in dem Jacks Unschuld bewiesen wird.
Clint Black hoch zu Ross stürzt tief
Die Story klingt spannender als das, was Auftragsregisseur David Burton Morris daraus gemacht hat. "Cadillac Jack" mit dem platten Untertitel "Ein Cowboy gibt nie auf" zieht dramaturgisch ziemlich erkennbar alle Register erfolgreicher Gerichts- und Gefängnisfilme, ohne dabei auch nur in die Nähe von Klassikern wie "Wer die Nachtigall stört" (1962), "Die Jury" (1996), "Flucht aus Alcatraz" (1979) oder "Die Verurteilten" (1994) zu gelangen.
Da werden nur noch Klischees bedient, weshalb man als Zuschauer schon in den ersten Minuten errät, wie der Hase läuft. Ein großer Spannungsbogen kann daraus nicht entstehen, nicht mal in den Rodeo-Szenen mit Clint Black hoch zu Ross, weil man auch das schon besser gesehen hat in diversen Western und sogar in der thematisch ähnlich gelagerten Komödie "Zwei wahnsinnig starke Typen" (1980).
Doch man muss es leider sagen, das größte Problem hat der Film durch die schauspielerische Begrenztheit seines Hauptdarstellers. Clint Black gibt sich alle Mühe, sympathisch zu wirken, aber ihm fehlt zumindest vor der Filmkamera das nötige Charisma, um einen Film allein zu schultern. Das mag er vielleicht auch selbst eingesehen haben, denn bis auf Kleinstrollen in der Adam-Sandler-Komödie "Die Wutprobe" (2003) oder als Cowboyhut-Träger in den Pferdefilmen "Flicka 2 - Freunde fürs Leben" und dem Nachfolger "Flicka 3 - Beste Freunde" hat Black nie wieder versucht, sich als Schauspieler beweisen zu müssen.
Nur die Musik in "Cadillac Jack" ist stimmig
Als Sänger ist Clint Black umso talentierter und besingt sich im Filmvorspann mit "Cadillac Jack Favor" gleich selbst. Ein schmissiger Country-Song, doch passend zu den Bildern das richtige Rodeo-Feeling einleitet.
Das im Rückblick erzählte Kennen- und Liebenlernen von Jack und Ponder ist mit dem von Faron Young (†64) gesungenem Evergreen "For The Love of a Woman Like You" unterlegt. Romantisch bleibt es auch noch mit "Together Again" von Buck Owens (†76) und "Nothin' Takes The Place of You" der Country-Band Asleep At The Wheel, wenn geheiratet wird.
Country-Klänge kommen also grundsätzlich in den emotionalen Momenten zum Einsatz, in den dramatischen Szenen dominiert ein orchestraler Score mit. Mit dem Song "Still Holding On" appelliert Clint Black in der Filmmitte nochmals an das Durchhaltevermögen seiner eigenen Figur und zum Schluss erklingt ein zweites Mal sein "Cadillac Jack Favor". Für Liebhaber der Country Music ist der Soundtrack ein wahrer Hörgenuss und gewiss das Beste am Film. Schade nur, dass er anscheinend niemals veröffentlicht wurde.
Fazit: Nicht ganz grundlos ist "Cadillac Jack - Ein Cowboy gibt nie auf"" nach 22 Jahren mehr oder weniger in Vergessenheit geraten ist. Weder die uninspirierte Inszenierung, noch das bescheidene Spiel von Clint Black in seiner ersten und einzigen Hauptrolle haben Chancen, nachhaltig in Erinnerung zu bleiben.