George Strait liefert in "Pure Country" puren Country-Sound
Scheinwerfer kreisen durch den Konzertsaal, Fans kreischen und aus Rauchschwaden bildet sich die Silhouette eines Cowboys. Keiner Geringerer als George Strait lässt sich hier in seiner Rolle als Country-Star Dusty Wyatt Chandler feiern. Er greift zur Gitarre, gibt seiner Band ein Zeichen und schon schmettert er den Eröffnungssong "Heartland". Mit diesem Auftakt scheint Regisseur Christopher Cain ein Versprechen abgeben zu wollen: Hier dominiert die Country Music, der sich alles andere unterzuordnen hat!
Noch in der ersten fünfzehn Minuten folgen mit "Overnight Cowboy", "Where The Sidwalk Ends" und "Baby Your Baby" gleich die nächsten Songs, bis sich dann doch eine Handlung herausbildet und uns klar gemacht wird, dass auch in Country Music Welt oft mehr Schein als Sein herrscht.
"Pure Country" - Die Sehnsucht eines Country-Stars nach dem einfachen Leben
Mit seinen ausgefallenen Bühnenshows bringt Dusty Chandler (George Strait) jeden Konzertsaal zum Kochen. Überall blitzen die Kameras, fallen Frauen fast in Ohnmacht. Doch der singende Cowboy ist müde, das ganze Gewese um seine Person nervt ihn zusehends. Als es dann auch noch zum Streit mit seiner Managerin Lula Rogers (Lesley Ann Warren) kommt, zieht Dusty die Reißleine.
Sein Weg führt ihn per Anhalter zurück in die alte Heimat. Seiner Großmutter schüttet er sein Herz aus: "Weißt du, ich würde gern aufhören. Es wird immer größer und aufwendiger." Auf einer Anrichte entdeckt er seine erste Gitarre, die sie für ihn aufgehoben hat. Sie erinnert ihn daran, wie alles anfing. Damals gab es nur ihn und seine Gitarre. Dusty sehnt sich nach dem einfachen Leben. Er treibt sich in einer Bar herum und lernt die hübsche Harley (Isabel Glaser) kennen. Derweil versucht Lula, die nächste Show mit einem Playback-Double zu retten. Mehr Rauchschwaden, ein paar Silvesterraketen, dann wird es schon keinem auffallen. Doch Ersatzmann Buddy (Kyle Chandler) überschätzt sich und setzt Lula zunehmend unter Druck. Schließlich fliegt der Schwindel auf. Für Dusty ist nun der Zeitpunkt gekommen, sich den Tatsachen zu stellen…
Country-Sänger = Cowboy
Aber auch nur deshalb, weil Dusty eine Katharsis durchlebt hat. Der oberflächliche Erfolg hat ihn ausgedörrt, er muss innere Konflikte lösen, wieder ins Gleichgewicht kommen, an seine eigenen Wurzeln geht. Erst dann kann er gestärkt und erkenntnisreich wieder in die Welt gehen, um sie zum Besseren zu ändern. Insofern ist "Pure Country" die vereinfachte Form einer Heldengeschichte, die in der Welt der Country Music sogar erstaunlich gut funktioniert. Nicht zuletzt durch seine Nähe zum Western, denn Dusty Chandler trägt nicht nur ein Cowboyhut, er ist auch ein Naturbursche, der ein Pferd reiten, das Lasso schwingen und Rinder einfangen kann. Aus dieser Welt stammt der echte Country-Sänger, und was Glanz und Gloria aus ihm gemacht haben, ist verfälscht.
Was für ein wunderbarer Drehbucheinfall, Dustys Comeback nur mit Stimme und Gitarre ausgerechnet in der Stadt spielen zu lassen, in der es so etwas wie Authentizität gar nicht geben kann: Las Vegas! Genau deshalb ist "Pure Country" so ein sympathischer Film geworden. Eine kleine Botschaft, die für jeden nachvollziehbar ist, wird mit ehrlichen Emotionen angereichert. Das hätte auch schnell kitschig werden können, aber selbst der schauspielerisch unerfahrene George Strait ist äußerst glaubhaft in seiner Rolle.
George Strait - Der Mann und seine Gitarre
Was vielleicht auch daran liegen kann, dass er sich nicht wirklich verstellen muss. Denn Strait ist ein Country-Star, wegen seiner grandiosen Erfolge auch "King of Country" genannt. Gewiss kennt er das Auf und Ab in einer Karriere, die Zweifel, die Euphorie, aus eigenen Erfahrungen. Als "Pure Country" 1992 gedreht wurde, war der Texaner gerade mal 40 Jahre alt und auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Der Soundtrack von "Pure Country" kletterte in den USA sofort auf Platz 1 der Country Charts und verkaufte sich über sechs Millionen Mal. Fast alle Songs hat er selbst gesungen, und je mehr sich seine Figur ihrer Wurzeln besinnt, desto sanfter werden Balladen wie "Last In Love" oder "When Did You Stop Loving Me" von Strait vorgetragen.
Der heute 68-Jährige dürfte auch heute noch hinter "Pure Country" stehen, denn die Botschaft des Films entspricht seinem Bestreben, sich auf die traditionellen Wurzeln der Country Music zu besinnen, und sie frei von Popklängen und Budenzauber zu halten. Der Mann und seine Gitarre! Für ihn blieb es deshalb wahrscheinlich auch bei dem einmaligen Ausflug in die Schauspielerei. Regisseur Christopher Cain schob 2010 mit "Pure Country 2: Die Gabe" zwar eine Fortsetzung hinterher, aber George Strait absolvierte darin nur noch eine Gastauftritt als sich selbst.
Fazit: Pure Country ist ein sympathisches Feel Good Movie, das uns hinter die Kulissen des Showbusiness blicken lässt, um uns die Augen für ein wahrhaftiges Lebensgefühl mit purer Country Music zu öffnen.