Among Wolves

Among Wolves

"Among Wolves" ist ein US-amerikanischer Western aus dem Jahr 2023 unter der Regie von Justin Lee, der auch das Drehbuch schrieb, mit Trace Adkins und Jeff Fahey in den Hauptrollen. Mit Forrie J. Smith, James Russo, Tom Berenger sowie Victoria Pratt und Spencer Locke in den Nebenrollen.

 

"Among Wolves" - Unter Wölfen mit Country-Sänger Trace Adkins

Am 27. Oktober 2023 kam "Among Wolves" in den USA in wenigen Lichtspielhäusern auf die große Leinwand, wurde gleichzeitig aber auch als Video-on-Demand angeboten. Einen großen Erfolg konnte der Western von Justin Lee jedoch nicht verbuchen, obwohl der Regisseur wieder einen seiner Lieblingsdarsteller einsetzte. Mit dem Country-Sänger Trace Adkins drehte Lee zuvor schon den Hai-Monsterfilm "Maneater" (2022) sowie die beiden Western "Apache Junction - Stadt der Gesetzlosen" (2021) und "Badland" (2019).

Deutsche Western-Fans hofften bisher vergeblich, dass "Among Wolves" auch hierzulande noch irgendwo ins Programm kommt. Western haben es erneut schwer, weltweit aufgeführt zu werden. Erst recht, wenn sie eine Geschichte erzählen, die sich mehr um eine Charakterzeichnung der Protagonisten bemüht als um spektakuläre Actionszenen. "Among Wolves" ist ein solcher Western und bezeichnet zwei ehemalige Auftragskiller als Wölfe, die für ihre gute Tat auf späte Erlösung hoffen können.

Kein Ruhestand für zwei Revolverhelden

Aber zunächst lernen wir Michael (Trace Adkins) und Angel (Jeff Fahey) in der Anfangsszene als kaltblütige Killer mit vermummten Gesichtern kennen, die ohne mit der Wimper zu zucken ihre Colts ziehen, um einen Auftrag auszuführen.

Jahre später leben sie zurückgezogen auf einer Ranch in Arizona, um ihren Lebensabend zu genießen. Ganz in der Nähe befindet sich die Bergbaustadt Ruby, aus der die beiden Missionarinnen Elizabeth (Victoria Pratt) und Kara (Spencer Locke) geflüchtet sind. Sie konnten einem Massaker entkommen, bei dem auch Pfarrer Callahan (Tom Berenger) ermordet wurde - ausgeführt von Thomas Barkley (James Russo), der Anführer einer Einheit der berüchtigten Pinkertons, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, streikende Minenarbeiter wieder auf Kurs zu bringen. Da Elizabeth und Kara den Mord an den Gottesmann bezeugen können, ist Barkley hinter ihnen her. Doch er hat die Rechnung ohne Michael und Angel gemacht, die für den Schutz der beiden Frauen nicht nur wieder ihre Colts im Halfter umschnallen, sondern auch ihre furchterregenden Sack-Masken aufsetzen.

"Among Wolves" - Western aus der zweiten Reihe

Was nun kommt ist vorhersehbar. Schon vor der Haustür der beiden älteren Herren kommt es zum ersten Schiessduell mit dem ersten Suchtrupp der Pinktertons. Es bleibt nur die Flucht zu viert und bald muss es auch zum Showdown mit dem Bösewicht Barkley kommen. Die Schießereien sind dabei nicht sonderlich raffiniert inszeniert. Keine Gewaltorgien in Zeitlupe à la Sam Peckinpah ("The Wild Bunch") oder Quentin Tarantino ("The Hateful 8"). Die Schüsse klingen dumpf, die Erschossenen fallen einfach um, aber diese Schlichtheit gibt diesen Szenen einen authentischen Touch.

Dazwischen wird viel geredet, besonders Trace Adkins und Jeff Fahey ("Horizon: Eine amerikanische Saga - Kapitel 1") sinnieren über Leben und Tod, beichten den beiden Kirchen-Dienerinnen ihre Verbrechen und wissen wahrscheinlich nur zu gut, wo ihre Reise enden wird.

Das alles ist nicht gerade überraschend für den geübten Western-Gucker, aber die stimmungsvolle Wild-West-Romantik mit melancholischer Note kann zumindest überzeugen. Dennoch bleibt "Among Wolves" ein Western aus der zweiten Reihe, der mit geringem Budget entstanden ist und wahrscheinlich kein Klassiker des Genres werden wird.

Trace Adkins als hartgesottener Outlaw

Wegen seiner kräftigen Statur und seinem gereizten Blicken wurde Trace Adkins öfters auf Schurkenrollen besetzt. In "Among Wolves" darf er mit diesem strengen Image sogar spielen und verkörpert eine ziemlich ambivalente Figur. Auf der einen Seite ist sein Michael ein eindeutiger Killer, der so viel auf dem Kerbholz hat, dass er eines Tages in der Hölle schmoren wird. Auf der anderen Seite bewahrt er mit seinem Kumpel Angel zwei hilflose Frauen vor dem sicheren Tod und könnte ihm vor Gott stehend gutgeschrieben werden.

Klar gefällt sich Adkins in der Rolle des raubeinigen Retters selbst gut, zumal Victoria Pratt im wahren Leben seit 2019 seine Ehefrau ist. In erster Linie versteht sich "Among Woves" jedoch als Buddy-Film und man merkt Adkins und Fahey, die schon für die Justin Lee-Filme "Maneater" und "Badland" gemeinsam vor der Kamera standen, an, dass sie sich gut verstanden haben. Obwohl Adkins mit 62 zehn Jahre jünger ist als Fahey, ist das nicht zu merken. Er wirkt in seiner Rolle viel älter als er ist, sogar ein wenig fertig und abgekämpft. Für die Rolle ist das passend, aber den echten Adkins wünscht man sich doch mehr Elan.

Fazit: Gewiss kann Trace Adkins auf bessere Rollen in hochkarätigeren Filmen wie "Der Mandant" und "Deepwater Horizon" zurückblicken, aber er hat ein Faible für Western. "Among Wolves" ist dabei ein mittelmäßiger Western mit religiösen Motiven geworden, die aber nie aufdringlich wirken. Es geht um Buße und Erlösung, und wenn Adkins gefragt wird, wohin ihn der weitere Weg führt, antwortet er, wahrscheinlich in die Hölle, wo er sich aber ein kühles Plätzchen suchen wird.

 
vgw
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