Deepwater Horizon

Deepwater Horizon

Deepwater Horizon ist ein amerikanischer biografischer Katastrophenfilm aus dem Jahr 2016, der auf der Explosion der Deepwater Horizon und der Ölpest im Golf von Mexiko basiert. Peter Berg führte Regie nach einem Drehbuch von Matthew Michael Carnahan und Matthew Sand. In den Hauptrollen spielen Mark Wahlberg, Kurt Russell, John Malkovich, Gina Rodriguez, Dylan O'Brien und Kate Hudson. Er basiert auf dem Artikel "Deepwater Horizon's Final Hours", der am 25. Dezember 2010 in der New York Times von David Barstow, David Rohde und Stephanie Saul veröffentlicht wurde.

Filmplakat: Deepwater Horizon
 

In "Deepwater Horizon" legt sich Trace Adkins mit Mark Wahlberg an

Im Jahr 2010 steht die Ölbohranlage Deepwater Horizon kurz davor, einen bahnbrechenden Rekord aufzustellen. Die Mission: Über 100 Millionen Barrel Öl sollen 70 Kilometer von der US-Küste entfernt aus dem Golf von Mexiko gefördert werden. Das Team um die beiden Chef-Techniker Mike Williams (Mark Wahlberg) und Jimmy Harrell (Kurt Russell) wurde beauftragt, diese Förderung vorzubereiten. Doch als ein Test zeigt, dass der Druck auf das Bohrloch viel zu hoch ist, kommen ihnen erste Zweifel an der Mission. Die Warnungen werden immer konkreter und schließlich passiert das, was man im BP-Konzern bis dahin für unmöglich hielt. Es kommt zu einen "Blowout": Gas und Öl schießen unter enormem Druck unkontrolliert an die Oberfläche, mehrere gewaltige Explosionen sind die Folge und plötzlich sind über 120 Menschen auf der Plattform eingeschlossen und ihrem Schicksal hilflos ausgeliefert...

Die wahre Geschichte der Deepwater Horizon

Der Blowout auf der Ölbohrplattform Deepwater Horizon ging 2010 als größte Ölkatastrophe in der Geschichte der Vereinigten Staaten in die Geschichte ein. Als bekannt wurde, dass Regisseur Peter Berg sich des Themas annehmen würde, wurden Zyniker früh skeptisch. Der Effektkino-Spezialist und heimliche Schüler von Blockbuster-Experte Michael Bay hatte sich bislang hauptsächlich durch spektakuläres Krawumm-Spektakel einen Namen gemacht. Vor allem sein Kriegsfilm "Lone Survivor" sorgte im Anbetracht seiner nur so vor Pathos triefenden Inszenierung für allerlei Spekulationen. Mit der Sichtung von "Deepwater Horizon" stellen sich diese Vorab-Zweifel nun als berechtigt heraus. Den so relevanten Auswirkungen auf die Natur und die Hinterfragung der Sinnhaftigkeit derartiger Projekte widmet sich der Filmemacher nur äußerst marginal und damit fast stümperhaft. Wenn er in einer Szene ölverschmierte Vögel mit der Plattform kollidieren lässt, nutzt er das allenfalls für einen kurzen Actioneinschub; eine Message oder wenigstens eine Art ermahnenden Zeigefinger sucht man in "Deepwater Horizon" vergeblich.

Mark Wahlberg über Billy Bob Thornton und Trace Adkins

Dafür bedient sich Berg auch in seinem neuesten Film eines altbekannten, hollywoodkinotauglichen Motivs: dem des Helden. Ein weiteres Mal nach "Lone Survivor" schlüpft auch diesmal Mark Wahlberg in die Rolle des Unverwundbaren. Nur dass sich einem partout nicht erschließt, was ausgerechnet seine Person (die wie alle anderen auf einem echten Vorbild beruht), im Vergleich zu seinen ausschließlich männlichen Kameraden abhebt.

Die zweistündigen Ölbohreskapaden beschäftigen sich in der ersten Hälfte hauptsächlich mit trockener Theorie, die sich für Laien kaum erschließt, erst in der zweiten Hälfte, wenn die Deepwater Horizon längst in Flammen steht, kommt Wahlbergs Figur dazu, überhaupt etwas zu unternehmen. Und dann sind das auch nur Dinge, die jeder andere in einer solchen Situation tun würde. Als alleinige Identifikationsfigur taugt Wahlbergs Mike ebenfalls nicht. Dafür besitzt er viel zu wenig Ecken und Kanten und das Vorab-Geplänkel mit Ehefrau und Tochter fällt so klischeehaft aus, dass man von einem Sympathieträger hier nur ungern sprechen möchte.

Dasselbe gilt übrigens auch für alle seine Kollegen. Kurt Russell ("The Hateful Eight"), der Country Musiker Billy Bob Thornton ("Die Wahlkämpferin") erfüllen ihren Zweck als theoretische Stichwortgeber, doch als Person mit Charakter oder gar so etwas wie Charme treten sie überhaupt nicht erst in Erscheinung.

Die Crew der Deepwater Horizon tritt mit Ausnahme von Gina Rodriguez ("Sticky Notes") lediglich als große einförmige Masse auf.

Country-Sänger Trace Adkins ("Der Mandant") erhält als um sein Kind besorgter Vater später noch die Gelegenheit, sich mit Wahlbergs Figur anzulegen. Wer, außer der Hüne Trace Adkins hatte sich wohl besser mit Muskelpaket Mark Wahlberg anlegen können? Gleichwohl bleibt dieser Konflikt exemplarisch für die innerhalb des Teams angestaute Resignation gegenüber der Katastrophe. Warum ausgerechnet Wahlbergs Mike ausgerechnet von Adkins' Figur angegriffen, hat für die Geschichte an sich überhaupt keine Relevanz.

Wirkungsvolle Effekte, die echt aussehen

Wer sich allerdings durch die einstündige Theoriestunde zum Thema Ölbohrungen durchgekämpft hat, wird in der zweiten Hälfte immerhin mit einem äußerst beeindruckenden Effektspektakel belohnt, das so handgemacht daherkommt, wie schon lange kein Hollywoodfilm zuvor. Tatsächlich entstand ein Großteil der pompösen Explosionen nicht aus dem Computer - ein inszenatorischer Schachzug, der "Deepwater Horizon" gut tut. Wenn auf dem Höhepunkt des Films die Deepwater Horizon mit einem großen Knall in die Luft fliegt, ist der Druck dieser Explosion im Kinosaal spürbar. Die Auswirkungen dieses GAUs belässt Peter Berg anschließend nicht im Verborgenen. Da werden Splitter aus Beinen gezogen und für das Wunden-Make-Up darf sich "Deepwater Horizon" durchaus Chancen auf einen Academy Award ausrechnen.

"Deepwater Horizon" ist vorhersehbar

Bis zuletzt setzt sich "Deepwater Horizon" allerdings zwischen die Stühle. Für ein reines Actionevent gerät die erste Hälfte viel zu zäh. Kaum einer, der einzig und allein für den schnellen Adrenalinkick ins Kino geht, dürfte sich durch eine lange Stunde Theorie quälen, die bis zuletzt ohnehin kaum Relevanz für die Ereignisse hat, wenn eine Szene im Prolog die ganze Szenerie ohnehin sehr einleuchtend veranschaulicht. Allerdings ist der Film dazu gemacht, um gerade für den Aufwand der technischen Inszenierung auf der großen Leinwand gesehen zu werden.

Für uns ergibt sich daraufhin ein gesundes Mittelmaß, das aber wegen einem entscheidenden Detail tendenziell eher in Richtung Flop einzuordnen ist: So etwas wie die BP-Katastrophe als Actionfilm aufzuziehen, ist bei nähere Betrachtung genauso geschmacklos, wie die Tonnen an Öl, die bis heute in den Weltmeeren schwimmen. Entsprechend wehmütig klingt gen Ende dann auch der von Gary Clark Jr. vorgetragene, reichlich melancholische Titelsong "Take Me Down" durch die Boxen, wenn parallel dazu die Namen der bei dem Unglück verstorbenen Arbeiter und Bilder derselben eingeblendet werden. Das soll wohl als Betroffenheitsbekundung ausreichen…

Fazit: "Deepwater Horizon" mangelt es an der notwendigen Ernsthaftigkeit, die das Thema bedürfte. Die Schauwerte und Effekte sind überragend, doch in dem Moment, als die Wahl des Helden auf Mark Wahlberg fiel, war abzusehen, dass Peter Berg hier eine völlig falsche Richtung einschlagen würde.

vgw
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