Wynonna Judd: Between Hell and Hallelujah

Wynonna Judd: Between Hell and Hallelujah

Längst wissen wir, dass das Leben auch zu Berühmtheiten nicht nett sein kann. In dem Dokumentarfilm "Wynonna Judd: Between Hell & Hallelujah" wird das bisherige Leben der im Titel vorangestellten Country-Sängerin porträtiert, das nicht nur von Erfolgen, sondern auch von Schicksalsschlägen geprägt wurde.

Filmplakat: Wynonna Judd: Between Hell and Hallelujah
 

"Wynonna Judd: Between Hell & Hallelujah" - Neue Doku über The Judds

Keine Sorge, neben der Emotionalität dieser Dokumentation lässt Regisseurin Patty Ivins Specht ("Marilyn Monroe: The Final Days") ihre Protagonistin vor allem singen und begleitet sie auf einer Konzerttour, auf der Wynonna Judd vor allem ihre Trauer über den Tod ihrer Mutter Naomi Judd (1946 – 2022) verarbeiten konnte. Denn schließlich wurden Mutter und Tochter in den Achtzigern als The Judds weltberühmt.

Die frühen Jahre, die späte Wehmut

Schon die Eröffnungsszene zeigt Wynonna und Naomi Judd in einem Gespräch zum Anfang ihrer gemeinsamen Karriere als The Judds. Später durchblättert die heute 59-jährige Tochter Familienfotoalben. Die Erinnerungen lassen Tränen fließen und den Wunsch erstarken, ihre an Depressionen leidende Mutter, die am 30. April 2022 schließlich den Freitod wählte, zu huldigen. Was wäre dafür besser geeignet als eine Konzerttour?

Nicht nur ihren Ehemann unterstützt sie darin, sondern auch Country Music-Größen wie Ashley McBryde, Brandi Carlile, Faith Hill, Trisha Yearwood, Martina McBride, Kelsea Ballerini und der Band Little Big Town. Sie alle werden zu Wegbegleitern der Tournee, geben Wynonna Judd die nötige Kraft, sich der späten Wehmut zu stellen. Dazu gehört auch die Aufarbeitung der Beziehung zu ihrer Schwester Ashley Judd, die es als Schauspielerin mit Filmen wie "Mein Freund, der Delfin", "Come Early Morning" oder "Olympus Has Fallen - Die Welt in Gefahr" in Hollywood zu Ruhm und Ehre gebracht hat. Schließlich sind da noch die Fans, die treu hinter der Country-Sängerin stehen, die Konzertsäle füllen und ein Gefühl der Gemeinsamkeit auslösen.

"Wynonna Judd: Between Hell & Hallelujah" - Leben ist stärker als der Tod

Die Mischung aus alten Konzertszenen mit der Mutter und der neuen Tournee durch die USA bildet eine gute Balance, um einerseits nostalgische Gefühle auszulösen und andererseits die Freude zu spüren, wenn die Stars der Country Music auch heute noch die Konzertsäle zum Kochen bringen. Leben ist stärker als der Tod - das scheint das Credo dieser Dokumentation zu sein, um zwar den Suizid der Mutter zu beweinen, sich davon aber nicht dauerhaft herunterziehen zu lassen.

Nicht nur Wynonna Judd kommt in den ruhigeren Interviewpassagen zu Wort, auch ihr Ehemann, Freunde und Kollegen geben Gefühle und Gedanken über Naomi Judd preis. Das ist oft herzzerreißend, manchmal aber auch nur an der Oberfläche schwimmend, ob als Zuschauer wirklich die ganze Tragödie überblicken zu können. Es ist ein Film, der nun mal Durchhaltevermögen und Zusammenhalt propagieren will, was vielleicht sehr amerikanisch wirkt. Aber das passt, denn es ist nun mal die Country Music, die hier gefeiert wird und mit ihrer Emotionalität unsterblich ist.

Wynonna Judd gibt alles

Gewiss hat es ihr einigen Mut abverlangt, sich dieser dokumentarischen Aufarbeitung zu stellen. Doch Wynonna Judd gibt alles, zeigt Schwäche und Stärke, wenn sie zum einen ihren Gefühlen freien Lauf lässt und zum anderen mit ihrer ganzen Power ihre Songs auf der Bühne zu schmettern. Sie scheint sich vor der Kamera tatsächlich zwischen Himmel und Hölle zu bewegen, erweckt etwa mit Songs wie "Flies on the Butter" alte Zeiten von The Judds wieder zum Leben, bietet mit ihrer ausgefallenen Garderobe Hingucker und lässt sich auch bei Pannen filmen.

Ihren eigenen Karriereweg beleuchtet sie jedoch eher weniger. Zwar wird erwähnt, wie The Judds 1983 unter Vertrag genommen wurden und zwischen 1983 und 1991 auf 23 Hitsingles in den Billboard Hot Country Singles kamen (darunter 14 Nr. 1-Hits), aber ihre Solokarriere, die sie ab 1992 verfolgt, bleibt thematisch eigentlich unberührt. Wynonna Judd versucht vor allem eines: Ein ehrliches Bild abzugeben, die psychische Krankheit ihrer Mutter richtig einzuordnen und ihr und sich mit dieser Dokumentation ein filmisches Denkmal zu setzen. Das ist ihr gelungen.

Fazit: Eine solide Dokumentation über Wynonna Judd, die auf einer Konzerttournee den Tod ihrer Mutter Naomi Judd betrauert und über die Musik wieder zurück ins Leben findet. Das lässt vor allem die Herzen ihrer Fans höherspringen.

vgw