Kenner werden bei dem Albumtitel natürlich wissend nicken: "Living The Dream" basiert auf Hailey Whitters Album "The Dream". Alle zwölf Titel ihrer hochgelobten CD finden sich auch auf diesem Update, plus fünf weitere neue Songs. Damit sich die Anschaffung der Deluxe-Version auch für diejenigen lohnt, die bereits das reguläre "The Dream"-Album besitzen, lässt es die blonde, junge und hochtalentierte Country-Sängerin mit Star-Appeal ordentlich krachen. Für jeden der fünf neuen Tracks hält sie einen klangvollen Namen als Duett-Partner bereit. Mit dabei: Little Big Town und Trisha Yearwood. Alleine das zeigt schon, welchen Stellenwert die Sängerin mit der glockenklaren Stimme in der Country-Gemeinde mittlerweile besitzt.
Hailey Whitters hat einen großen Stellenwert in Nashville
Bevor wir auf die fünf neuen Kooperationen von "Living The Dream" eingehen, hören wir aber erst einmal in das Basisalbum "The Dream" aus dem Jahr 2020 rein. Bestimmt hatte nicht jeder Country-Freund diesen Tonträger auf dem Radar - und hat damit tatsächlich ein mehr als hörenswertes Album verpasst.
"The Dream", Hailey Whitters zweites Album nach ihrem 2015 erschienenen Debüt "Black Sheep", präsentiert zwölf - kann man nicht anders sagen - hervorragende Tracks. Alle Titel orientieren sich mehr oder weniger an bodenständigen Country-, Folk- und Singer/Songwriter-Einflüssen. Bevor die 1989 in Iowa geborene Künstlerin als Solo-Act auf der Bühne erschien, machte sie als Songwriterin auf sich aufmerksam. Zu ihrer Kundschaft zählten schon bald Acts der Premium-Klasse, darunter Little Big Town und Alan Jackson.
Bei gemeinsamen Tourneen mit (erneut) Little Big Town und Maren Morris erspielte sich Hailey Whitters eine stetig wachsende Fangemeinde in den USA. Dennoch: Trotz hoher Qualität und gesteigerter Wahrnehmung blieb auch "The Dream" kommerziell hinter den Erwartungen zurück. Dabei verdiente sich das Werk beste Kritiken. Das renommierte Magazin "American Songwriter" gab der CD beispielsweise viereinhalb von fünf Punkten und "Paste" listete "The Dream" unter den besten 25 Alben des Jahres. Viel Lob, viel Ehr - doch kaufen kann sie sich davon nichts.
Aber wir wissen ja längst, dass das Musikbusiness vieles ist, nur sicher nicht gerecht. Verzagt ist Hailey Whitters deshalb aber nicht. Ganz im Gegenteil. Sie ist zufrieden mit der Entwicklung ihrer Karriere. In einem Interview sagte sie: "Mit 'Living The Dream' wollte ich meinen Fans zeigen, was alles möglich ist, wenn man sich nicht aufgibt und an seinen Traum auch glaubt." Ihr Traum entführte sie vor ein paar Jahren aus dem Paar-Hundert-Seelen-Kaff Shueyville nach Nashville und er gab ihr den Mut, Songs zu schreiben und sich schließlich selbst ins Rampenlicht zu wagen.
Alle diese Wünsche, Sehnsüchte, Ängste und Sorgen finden sich auch in den Songs von "The Dream". In Titel wie "Red Wine & Blue" berichtet sie, begleitet von balladesken, im Dreivierteltakt gehaltenen Tönen, wie im Frust schon nachmittags betrunken war, wie sie keinen Plan hatte ("Loose Strings") und sich minderwertig gegenüber "All The Cool Girls" vorkam.
Diesen düsteren Momenten stellt sie euphorische Momente gegenüber. In Tracks wie "Dream, Girl" und "Happy People" versprüht sie mit kristallener Stimme Optimismus und Lebensfreude. Musikalisch verpackt sie ihre inneren Einsichten häufig in akustische Folk- oder Country-Klänge und in Arrangements, die an den New Country der 90er Jahre erinnern. In Titel wie dem erwähnten "All The Cool Girls" und dem argwöhnisch langsamen "The Devil Always Made Me Think Twice" zeigt sie, dass sie aber auch soliden Country-Rock und düsteren Country-Blues perfekt drauf hat.
"Living The Dream" - Little Big Town, Trisha Yearwood und Brent Cobb träumen mit
Diesem, mit feiner Hand zusammengestellten Song-Dutzend stellt sie in der Deluxe-Version fünf neue Tracks zur Seite. Und die haben es in sich: In dem an Kacey Musgraves erinnernden "The Ride" findet sich Jordan Davis auf dem Beifahrersitz. Sehr hübsch! Der bärtige, ähnlich alte Country-Hipster aus Louisiana harmoniert stimmlich großartig mit Hailey. Volltreffer Nummer eins. Nichts anderes als volle Punktzahl erwartet man natürlich auch bei "Fillin' My Cup", dem publicityträchtigen Zusammenspiel mit Little Big Town. Völlig zu Recht, wie schon die ersten Takte des getragenen, mit uriger Fiddle ausgestatteten Gute-Laune-Songs klar machen. Wer seine Country-Party demnächst mal in Schwung bringen möchte, sollte hier zugreifen.
Klar, partytauglich ist natürlich auch "Glad to Be Here", bei dem sich die Newcomerin das Mikro mit dem Grammy-nominierten Country-Hippie Brent Cobb teilt: ein klassischer, moderner Country-Song mit toller Melodie und einer Stimmung, die einen sofort auf den nächsten Highway locken möchte. Vollauf gelungen darf man auch das Tête-à-Tête mit ihren Songwriter-Kolleginnen Lori McKenna und Hillary Lindsay bei der gefühlvollen Ballade "How to Break A Heart" bezeichnen. Für ein letztes aber umso eindrucksvolleres Ausrufezeichen sorgt dann noch "How Far Can It Go?" – in dem fröhlichen, ganz im 90er Country-Sound angesiedelten und mit herrlichen Melodien entworfenen Country-Rocker macht sie gemeinsame Sache mit Trisha Yearwood. Zwei Generationen von Country-Sängerinnen finden den gemeinsamen Nenner. Was bitte spricht da noch gegen einen Hit?
Fazit: Hailey Whitters möbelt ihr 2020 erschienenes Album "The Dream" um fünf neue Songs auf: "Living The Dream" bietet exzellenten Country und Folk - und Stargäste wie Little Big Town, Trisha Yearwood und Brent Cobb.
Label: Big Loud (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 26. Februar 2021 |
01 | Ten Year Town |
02 | The Days |
03 | Red Wine & Blue |
04 | Dream, Girl |
05 | Loose Strings |
06 | Heartland |
07 | Janice at the Hotel Bar |
08 | Happy People |
09 | The Devil Always Made Me Think Twice |
10 | All the Cool Girls |
11 | The Faker |
12 | Living the Dream |
13 | Fillin' My Cup (mit Little Big Town) |
14 | Glad to Be Here (mit Brent Cobb) |
15 | How To Break A Heart (mit Lori McKenna & Hillary Lindsey) |
16 | How Far Can It Go? (mit Trisha Yearwood) |
17 | The Ride (mit Jordan Davis) |