
Bis zu dem kometenhaften Aufstieg von Brooks & Dunn in den 90er Jahren waren die Judds das kommerziell erfolgreichste Duo der Country-Musikgeschichte. In den Jahren zwischen 1984 und 1989 gelang Mutter Naomi und ihrer Tochter Wynonna die unglaubliche Meisterleistung, 14 Nr. 1 Hits in Folge zu landen, was sie zur erfolgreichsten Country-Band der 80er Jahre machte. Ihre Musik war eine bunte Mischung aus traditionellem Country-Gesang, Bluegrass und dem so genannten Appalachian Folk, angereichert mit Einflüssen von Pop, Rock und feinstem Contemporary Country. Diese interessante Komposition wurde gekrönt von Wynonnas kräftiger, bluesiger und oft sehr sexy klingender Stimme, die sie zu einer der herausragenden Künstlerinnen ihrer Zeit machte.
Weit ausschlaggebender für den Erfolg, als ihre eingängige Musik und ihre durchaus vorhandenen weiblichen Reize, waren jedoch ihr Verständnis und ihr Mitgefühl für die Frauen der Arbeiterklasse, die in den amerikanischen Kleinstädten ihr Dasein fristeten. Das Vermögen, sich in diese Frauen hineinzuversetzen, kam nicht von ungefähr: auch der Weg des Duos zum Erfolg war lang und steinig gewesen. Obwohl ihr privates Verhältnis nicht so rosig war, wie es auf der Bühne den Anschein hatte, konnte nichts und niemand die Judds aufhalten, bis Naomi lebensgefährlich an Hepatitis C erkrankte, und sich deswegen aus dem Musikgeschäft zurückziehen musste. Während Naomi gegen ihre Krankheit kämpfte, startete Wynonna ihre erfolgreiche Solo-Karriere.
Die Geschichte der Judds nahm in Ashland, Kentucky, ihren Anfang, wo Naomi am 11.01.1946 als Diana Ellen Judd das Licht der Welt erblickte. Als hochbegabte Schülerin spielte sie häufig Klavier in der Baptisten-Kirche ihrer Eltern. Als sie jedoch im zarten Alter von 17 Jahren von einem Mann schwanger wurde, der sie prompt sitzen ließ, war das für die Menschen in Ashland ein Skandal. In der Hoffnung, dadurch ihren guten Ruf wieder herstellen zu können, heiratete Diana ihren nächsten Freund, Michael Ciminella. Aufgrund der Geburt ihrer Tochter Wynonna (deren richtiger Name Christina Ciminella ist) am 30.05.1964 schaffte sie es jedoch nicht mehr, ihren Highschool-Abschluss zu machen. Als ob ihre Situation nicht schon schwierig genug gewesen wäre, starb Dianas Bruder kurz darauf an Krebs, und schließlich ließen sich auch noch ihre Eltern scheiden.
1968 zog die junge Familie nach Los Angeles, wo kurze Zeit später Wynonnas Schwester Ashley, die heute Schauspielerin ist, geboren wurde. 1972 ging die Ehe von Diana jedoch in die Brüche. So gut sie konnte, versuchte sie, die Kinder und sich mit einer Reihe von Jobs wie z.B. als Kellnerin, Model oder Sekretärin der Pop-Gruppe 5th Dimension über Wasser zu halten. Häufig blieb ihr jedoch nichts anderes übrig, als sich an die Wohlfahrt zu wenden. Auch ihre privaten Beziehungen gestalteten sich schwierig und nervenaufreibend. 1976 zog Diana mit ihrer Familie zurück nach Kentucky, wo sie in einer Berghütte, ohne Telefon oder Fernseher, lebten. Musik war für sie der einzige schöne Zeitvertreib. Wynonna lernte Gitarre spielen und sang zusammen mit ihrer Mutter. Zu dieser Zeit begann Diana auch mit einer Ausbildung zur Krankenschwester. Schon bald nannte sie sich Naomi, zog mit ihrer Familie an die Westküste und machte dort ihren Abschluss als Krankenschwester.
Wynonnas Gesangstalent war schon zu dieser Zeit deutlich erkennbar, deswegen zogen die Judds 1979 nach Nashville, in der Hoffnung, dort ins Musikgeschäft einsteigen zu können. Auf einem billigen Kassettenrekorder nahmen Naomi und Wynonna Bänder mit ihren eigenen Songs auf. Hin und wieder durften sie auch bei dem Lokalsender in der von Ralph Emery moderierten Vormittagssendung auftreten. Ihren ersten richtigen Erfolg hatten sie schließlich Naomis Tätigkeit als Krankenschwester zu verdanken: einer ihrer Patientinnen war zufällig die Tochter des Musikproduzenten Brent Maher, und über diesen Kontakt hatten sie Anfang 1983 die Möglichkeit, an einem Vorsingen für RCA teilzunehmen. Die "Judds" bekamen sofort ihr erstes Engagement und veröffentlichten noch Ende des Jahres ihre erste Single "Had a Dream (For the Heart)". Der Song schaffte es in die Country Top 20. Darauf folgte schon bald einem kurzen, eilig zusammengestellten Mini-Album namens "The Judds". Die zweite Single, "Mama He's Crazy," wurde zum durchschlagenden Erfolg, schaffte es auf Platz 1 der Charts und wurde schließlich mit einem Grammy für die beste Stimme einer Country-Band ausgezeichnet.
Ihr erstes richtiges Album "Why Not Me" erschien 1984 und hat sich inzwischen als Klassiker der modernen Country-Musik etabliert. Durch dieses Album wurden die "Judds" zum Sprachrohr einer neuen Generation weiblicher Country-Musik Fans. Sowohl der Titelsong "Girls Night Out", für den die Band einen weiteren Grammy einheimste, als auch die Single "Love Is Alive", schafften es an die Spitze der Country Charts. Auch das Album selbst wurde ein großer Erfolg und verkaufte sich mehr als 1 Million Mal. Die Judds hatten sich zu glamorösen Stars gemausert und landeten in den nächsten Jahren einen Hit nach dem anderen. Das 1985 erschienene, mitreißende Album "Rockin' With the Rhythm" brachte ihnen gleich vier Nr. 1 Hits ein: "Have Mercy," "Grandpa (Tell Me 'Bout the Good Old Days" (auch hierfür gab es einen Grammy), "Rockin' With the Rhythm in the Rain," und "Cry Myself to Sleep". Das 1987 veröffentliche Album "Heartland" wurde von den meisten Hörern als nicht so eingängig empfunden wie seine Vorgänger, setzte den Erfolg der Musikerinnen mit Chart-Stürmern wie "I Know Where I'm Going", "Maybe Your Baby's Got the Blues" und "Turn It Loose" aber ungebrochen fort. 1988 veröffentlichten die Judds ein "Greatest Hits"-Album, das 10 ihrer berühmtesten Songs, sowie zwei völlig neue Songs enthielt: "Give a Little Love" schaffte es auf Platz 2 der Charts und gewann einen weiteren Grammy, "Change of Heart" wurde sogar ein Nr. 1 Hit. Das Album "River of Time", das 1989 in die Plattenläden kam, entpuppte sich als das erste Album der "Judds" seit ihrem allerersten Mini-Album, das es nicht in die Country Charts schaffen sollte - auch wenn die Verkaufszahlen immer noch sehr gut waren. Mit "Young Love (Strong Love)" und "Let Me Tell You About Love" erreichten die Judds zum letzten Mal in ihrer Karriere Platz 1 der Charts. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Mutter und Tochter bereits zu äußerst unterschiedlichen Persönlichkeiten entwickelt. Naomi war sehr extrovertiert und liebte das Rampenlicht. Manchmal schrieb sie selber Songs und war vor allem eine äußerst ehrgeizige Geschäftsfrau, die sich für den Erfolg der Band einsetzte, und die ihre Tochter immer wieder dazu antrieb, mehr aus ihrem Talent zu machen. Wynonna war, trotz ihres ruhigen und zurückhaltenden Wesens, eine äußerst talentierte Sängerin, die mit jeder veröffentlichten Single mehr Selbstbewusstsein gewann und gleichzeitig immer stärker gegen das strenge Regime ihrer Mutter aufbegehrte.
Als 1990 "Love Can Build a Bridge" in die Plattenläden kam, hielt sich bereits hartnäckig das Gerücht, das Wynonna eine Solo-Karriere plante. Kurz nach der Veröffentlichung dieses Albums gab Naomi offiziell bekannt, dass sie an Hepatitis C erkrankt war. Vermutlich hatte sie sich diese, üblicherweise chronisch und häufig sogar tödlich verlaufende, Krankheit in ihrer Zeit als Krankenschwester, im Zusammenhang mit einer infizierten Nadel, zugezogen. Die ständigen Tourneen zehrten an ihrer Gesundheit und so entschied sie sich nach ihrer Abschiedstournee 1991 dazu, sich aus dem Musikgeschäft vollständig zurück zu ziehen. Aus "Love Can Build a Bridge" gingen mehrere Hits hervor. Unter anderem schafften es "Born to Be Blue" und der Titelsong des Albums auf Platz 5. So war es nicht weiter verwunderlich, dass auch die Tournee äußerst großen Anklang bei der Fangemeinde fand. Ihr erstes Solo-Album veröffentlichte Wynonna 1992 und im Laufe der 90ger Jahre sollten noch einige weitere äußerst erfolgreiche Alben folgen. In der Zwischenzeit kämpfte Naomi mit alternativer Medizin gegen die Krankheit an, die ihre Lebenserwartung auf wenige Jahre verkürzt hatte. Sie veröffentlichte ihre Autobiographie "Love Can Build a Bridge", die später auch verfilmt wurde, im Jahre 1993. 1999 hatte sich Naomis Gesundheitszustand auf wundersame Weise so sehr verbessert, dass sie gemeinsam mit Wynonna auf einem New Yorker Sylvester-Galakonzert auftreten und so das neue Jahrtausend einläuten konnte. Kurze Zeit später wurde die Aufzeichnung dieses Konzerts als "The Judds Reunion Live" veröffentlicht. 2000 folgte eine richtige Reunion-Tournee und als Bonus-Tracks auf Wynonnas Solo-Album "New Day Dawning" erschienen vier neue Songs der Judds. Nach der Tournee konzentrierte Wynonna sich wieder auf ihre Solo-Karriere, während ihre Mutter sich überwiegend als Motivations-Referentin ihren Lebensunterhalt verdiente.
Discografie
DVD
Charts (Album)
Charts (Single)
Film- und TV-Auftritte
Cover | Jahr | Album |
Anmerkung
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2004 | Greatest Hits, Volume 2 (RCA Nashville) | 1x![]() |
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2004 | Greatest Hits, Volume 1 (RCA Nashville) | 2x![]() |
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2003 | Christmas Time with the Judds (Curb) | 1x![]() |
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2002 | Number One Hits | 1x![]() |
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2000 | The Judds Reunion Live (MCA Nashville) | |
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1990 | Love Can Build a Bridge (RCA Nashville) | 1x![]() |
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1989 | River of Time (RCA Nashville) | 1x![]() |
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1987 | Heartland (RCA Nashville) | 1x![]() |
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1985 | Rockin' with the Rhythm (RCA Nashville) | 1x![]() |
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1984 | Why Not Me (RCA Nashville) | 2x![]() |
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1983 | The Judds (RCA Nashville) | |
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Cover | Jahr | Album |
Anmerkung
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Jahr | Album | Chart |
Höchste Platzierung
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2000 | The Judds Reunion Live | The Billboard 200 |
107
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2000 | The Judds Reunion Live | Top Country Albums |
16
|
1995 | Reflections | Top Country Albums |
66
|
1995 | Number One Hits | The Billboard 200 |
187
|
1995 | Number One Hits | Top Country Albums |
39
|
1994 | Christmas with the Judds & Alabama | Top Country Albums |
61
|
1991 | Greatest Hits, Volume 2 | The Billboard 200 |
54
|
1991 | Greatest Hits, Volume 2 | Top Country Albums |
7
|
1990 | Love Can Build a Bridge | The Billboard 200 |
62
|
1990 | Love Can Build a Bridge | Top Country Albums |
5
|
1989 | River of Time | The Billboard 200 |
51
|
1989 | River of Time | Top Country Albums |
2
|
1988 | Greatest Hits, Volume 1 | The Billboard 200 |
76
|
1988 | Greatest Hits, Volume 1 | Top Country Albums |
1
|
1987 | Christmas with the Judds & Alabama | Top Country Albums |
49
|
1987 | Heartland | The Billboard 200 |
52
|
1987 | Heartland | Top Country Albums |
1
|
1986 | Rockin' with the Rhythm | The Billboard 200 |
66
|
1985 | Rockin' with the Rhythm | Top Country Albums |
1
|
1985 | The Judds | Top Country Albums |
8
|
1985 | The Judds | Top Country Albums |
8
|
1985 | The Judds | Top Country Albums |
27
|
1984 | Why Not Me | The Billboard 200 |
71
|
1984 | Why Not Me | Top Country Albums |
1
|
1984 | The Judds | The Billboard 200 |
153
|
1984 | The Judds | Top Country Albums |
8
|
Jahr | Single | Chart |
Höchste Platzierung
|
2000 | Stuck in Love | Hot Country Singles & Tracks |
26
|
1991 | John Deere Tractor | Hot Country Singles & Tracks |
32
|
1991 | One Hundred and Two | Hot Country Singles & Tracks |
6
|
1990 | Born to Be Blue | Hot Country Singles & Tracks |
5
|
1990 | Guardian Angel | Hot Country Singles & Tracks |
16
|
1990 | Love Can Build a Bridge | Hot Country Singles & Tracks |
5
|
1989 | Let Me Tell You About Love | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1989 | One Man Woman | Hot Country Singles & Tracks |
8
|
1989 | Young Love (Strong Love) | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1988 | Change of Heart | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1988 | Give a Little Love | Hot Country Singles & Tracks |
2
|
1988 | Turn It Loose | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1987 | Don't Be Cruel | Hot Country Singles & Tracks |
10
|
1987 | I Know Where I'm Going | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1987 | Maybe Your Baby's Got the Blues | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1986 | Cry Myself to Sleep | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1986 | Grandpa (Tell Me 'Bout the Good Old Days) | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1986 | Rockin' With the Rhythm of the Rain | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1985 | Have Mercy | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1985 | Love Is Alive | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1985 | A Girls Night Out | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1984 | Mama He's Crazy | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1984 | Why Not Me | Hot Country Singles & Tracks |
1
|
1983 | Had a Dream (For the Heart) | Hot Country Singles & Tracks |
17
|
Jahr | Rolle | Film/Serie |