Während in der Music City momentan eher die Gruppen mit männlicher und zugleich weiblicher Beteiligung gefragt sind, bleibt Sara Evans ihrer bisherigen Gangart im Großen und Ganzen auch auf dem sechsten Studio-Album treu. Nach Genre-Größen wie Buddy Cannon, Mark Bright oder Paul Worley durften diesmal mit Tony Brown, Marti Frederiksen und Nathan Chapman gleich drei Herren auf dem Produzentensessel ihren Platz einnehmen. Bei fünf der neun neuen Nummern teilt sich Sara Evans zudem die Songwriter-Credits mit anderen Textern; darunter auch ihrem Bruder Matt Evans, der auch mit produzierte.
Das Ergebnis ist trotzdem kein Durcheinander von verschiedenen Einflüssen, sondern eine eingängige, manchmal leicht poppig angehauchte Scheibe, die sich problemlos in eine bestehende Evans-Sammlung einreihen lässt.
Los geht es mit "Desperately" - und damit der Erkenntnis, dass wir alle doch nur auf der Suche nach der wahren Liebe sind, oder? Nicht sonderlich tiefschürfend, dafür aber ein munterer und schöner Song für alle Verliebten und die, die es noch werden wollen.
Als erste Auskopplung wurde "A Little Bit Stronger" (mitgeschrieben von Hillary Scott von "Lady Antebellum") auserkoren, welches Fans bereits vom Sampler "Hot & New Country Music, Volume 2" oder dem Soundtrack zum Film "Country Strong" kennen dürften. Zweifellos ein guter Song, der sich inhaltlich durch Zeilen wie "I'm better off without you, baby" ohne viel Phantasie mit dem mittlerweile überstandenen Scheidungskrieg der Sängerin in Verbindung bringen lässt. Was der Nummer aber fehlt, ist der finale Kick, damit das Stück zu einer echten Top-Single avancieren könnte.
Und das ist das - wenn auch überschaubare - Problem der gesamten Platte. Die Songs sind nicht zuletzt durch die wunderbare Stimme der dreifachen Mutter einfach gut, aber einen Hit mit dem Potential von "Born to Fly", "Perfect" oder "Suds In The Bucket" sucht man fast vergeblich. Fast, denn am nächsten dran ist in dieser Kategorie das gutgelaunte "Anywhere", dessen Refrain sich schon beim ersten Hören in den Ohrmuscheln bequem macht. "Don't wanna sit on the Side of the Road. While our Dreams pass me my. I'm sick of livin´my life in park. I wanna live in drive" singt Evans da und tatsächlich gelingt es der Nummer, eine Art von positiver Aufbruchstimmung aus den Boxen zu bringen. Und darum geht es inhaltlich im überwiegenden Teil der neuen Songs.
Zwischendurch beschert Evans mit "Alone" und "What That Drink Cost Me" ihren Anhängern zwei neue Balladen, die glücklicherweise nicht so rührselig sind, wie die Titel dies vielleicht andeuten mögen.
Insgesamt sind neun Lieder nach der langen Wartezeit aber nicht gerade viel. Dachte sich wohl auch die Sängerin und Buch-Autorin. So kommt "Born to Fly" in einer frischen Bluegrass-Version als ein hörenswerter und gelungener Abschluss der CD dazu. Etwas mehr hätte es dennoch sein können. Für das tolle "Low" aus dem Soundtrack "Billy: The Early Years" wäre bei einer Laufzeit von knapp 40 Minuten sicherlich noch Platz auf der CD des Blickfangs aus Missouri vorhanden gewesen.
Fazit: Schön, dass Sara Evans wieder da ist. Gelungen ist auch das recht kurze Album; selbst wenn die Gute früher schon einmal mehr Hits auf einmal aus dem Stiefel gelassen hat.
Label: RCA Nashville (Sony) | VÖ: 18. März 2011 |
Titelliste
01 | Desperately | 06 | Ticket to Ride |
02 | A Little Bit Stronger | 07 | Life Without Losing |
03 | My Heart Can't Tell You No | 08 | What That Drink Cost Me |
04 | Anywhere | 09 | Wildfire |
05 | Alone | 10 | Born to Fly (Bluegrass Version) |