Die Entscheidung fürs Leben

The Thing Called Love - Die Entscheidung fürs Leben

"Die Entscheidung fürs Leben" mit dem 1993 verstorbenen River Phoenix als unbändiger Country-Sänger.

Gerade mal 23 Jahre alt war River Phoenix als er am 31. Oktober 1993 in Hollywood vor dem Nachtclub Viper Room wegen einer Überdosis an Drogen zusammenbrach und. Herzstillstand, eine Reanimierung war nicht mehr möglich. Neben seinem Bruder Joaquin Phoenix ("Joker") war auch Rivers Freundin Samantha Mathis vor Ort. Die beiden hatten sich bei Dreharbeiten zu "Die Entscheidung fürs Leben" kennen- und lieben gelernt - der letzte Film, den der einstige Jungstar ("Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers") noch komplett vollenden konnte.

Filmplakat: Die Entscheidung fürs Leben
 

Für die Rolle eines unbändigen Country-Sängers hatte er sich nochmals richtig ins Zeug gelegt. Er sang nicht nur selbst Songs aus der Feder von Rodney Crowell und Billy Swan, sondern lieferte mit "Lone Star State of Mine" einen selbstkomponierten Song bei. Auch Samantha Mathis ("American Psycho") und die damals noch unbekannte Sandra Bullock ("Blind Side - Die große Chance") sangen ihre Songs selbst. In Gastrollen traten sogar echte Country-Stars wie Deborah Allen, Kevin Welch oder Pam Tillis auf. Dem Film hat es leider nicht geholfen. Bei Produktionskosten von 14 Mio. Dollar spielte er in den USA unter dem Originaltitel "The Thing Called Love" nur eine Million wieder ein, weshalb er in Deutschland erst viel später am 3. November 1994 ins Kino kam. Ein Jahr nach dem Tod von River Phoenix.

Nashville - Willkommen in der Stadt zwischen Ruhm und Reue

Mit Elvis Presley ist sie nicht verwandt, sie hat nur den gleichen Nachnamen, der ihr vielleicht zu einem Karriereschub verhelfen könnte. Denn Miranda Presley (Samantha Mathis) ist eine fleißige Songschreiberin, die mit dem Bus von New York nach Nashville reist, um hier ihr Glück zu versuchen. Sie ist jedoch nicht die einzige. In der Music City USA laufen massenhaft Leute mit Gitarrenkoffern herum und selbst ihr Taxifahrer träumt von einer Karriere als Country-Sänger - der von sich selbst eingenommenen Sänger James Wright (River Phoenix), der ihr deshalb zunächst unsympathisch ist.

Aber ihre Wege kreuzen sich immer wieder, und mit Linda (Sandra Bullock), Billy (Anthony Clarke) und Kyle (Dermot Mulroney) ist schnell eine Clique entstanden. Schon bald erliegt Miranda dem Charme von James. Sie werden ein Paar, heiraten sogar in einem Supermarkt, zum Bedauern von Kyle, der sich ebenfalls in Miranda verliebt hat. James feiert erste Erfolge, bald ist ihm die Musik wichtiger als Miranda. Sie verlangt die Scheidung, Kyle macht sich neue Hoffnung, Linda fühlt sich nicht gesehen und bereut ihren Schritt, nach Nashville gekommen zu sein, und James ist derjenige, der sich nun entscheiden muss.

"Die Entscheidung fürs Leben" - Eine lebensnahe Lovestory mit Höhen und Tiefen

Kein Geringerer als Peter Bogdanovich stand als Regisseur hinter diesem Film und hat ihn mit ähnlicher Authentizität, Atmosphäre und Ausgeglichenheit bereichert, die schon seine Klassiker "Die letzte Vorstellung" (1971) und "Texasville" (1990) auszeichneten. Das heißt, die Story ist glaubwürdig und die Charaktere wirken wie aus dem Leben gegriffen. Damit bieten sie eine große Identifikationsfläche - selbst 27 Jahre danach, weil Beweggründe wie Streben nach Selbstverwirklichung, Erfolgszwang oder Eifersucht menschlich und damit emotional zeitlos nachvollziehbar sind.

Dass das funktioniert liegt natürlich in erster Linie an den Darstellern. River Phoenix als vor Coolness strotzender Macho, der insgeheim aber ein verunsicherter kleiner Junge geblieben ist, überzeugt genauso wie Samantha Matis als strebsame Songschreiberin mit Selbstzweifeln, Sandra Bullock als stets fröhlich agierende Freundin, die sich unbeachtet fühlt und Dermot Mulroney ("Die Hochzeit meines besten Freundes") als in sich gekehrter Cowboy.

Ihr Zusammenspiel wertet diese an sich seichte Lovestory enorm auf. Insofern funktioniert "Die Entscheidung fürs Leben" als gut bebilderter Charakterstudie, weil es sich Bogdanovich nicht nehmen ließ, an Originalschauplätzen zu drehen. Neben Nashville statten Phoenix und Matis auch Memphis einen Besuch ab und stehen plötzlich vor den Toren von Elvis Presleys einstigem Domizil Graceland. Wovon der Film aber vor allem dominiert wird, ist die Musik, bei der jedem Country-Fan das Herz aufgehen wird.

Famose Auftritte vieler Country-Stars

Zugpferd von "Die Entscheidung des Lebens" war ganz gewiss River Phoenix - damals der heißeste Jungstar Hollywoods. Fans sollten angelockt werden, um ihr Idol auf der Leinwand singend zu erleben. Denn neben der Schauspielerei sah sich Phoenix aus als Musiker der sogar eine eigene Band (Aleka's Attic) hatte. Sieben Songs gibt er hier zum Besten, drei davon im Duett mit Samantha Matis, die daneben noch vier Solo-Auftritte hat.

Eine anständige Stimme hat auch Dermot Mulroney, während Sandra Bullock mit einem einzigen Song eher verunglückt, weil es so auch das Drehbuch wollte. Ein Film über Country Music schreit aber nach echten Stars der Branche: Jimmy Dale Gilmore, Trisha Yearwood, Deborah Allen, Jo-El Sonnier, Kevin Welch und Pam Tillis treten alle unter ihrem richtigen Namen auf, K.T. Oslin hat sogar eine größere Rolle als borstige und zugleich liebenswerte Talentsucherin Lucy. Daneben werden noch Songs von Johnny Cash, Willie Nelson und natürlich Elvis Presley angespielt. Der Soundtrack erschien 1993 als Audio-CD, enttäuschte aber auf ganzer Linie. Von den knapp 50 Songs im Film gab das Album gerade mal 12 her und von den singenden Hauptdarstellern fehlt darauf jede Spur. Schade.

Fazit: Als purer Musikfilm funktioniert "Die Entscheidung fürs Leben" wunderbar. Als Romanze bleibt er jedoch seicht und gefällig. Die Stars des Films gleichen dramaturgische Schwächen aber gekonnt aus.

vgw
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