Shania Twain hat in "I [Heart] Huckabees" einen Cameo-Auftritt.
Im Musikgeschäft hat die Kanadierin Eilleen Regina Edwards alias Shania Twain alles erreicht, was ein (Country)Star erreichen kann: Ein Wohnsitz in der Schweiz, Fünf Grammys, Auszeichnung als Country Music Association Entertainer of the Year, ein Auftritt in der Halbzeit des Superbowls, dem wichtigsten Sportereignis in den USA. Den Erdball hat sie auch schon mehrfach mit ihren Tourneen umrundet und die Tierschutzorganisation PETA krönte sie zur attraktivsten Vegetarierin. Sogar Ehrenmitglied in einem Eishockeyteam ist sie: Ihr Trikot hat die Nummer 00. Ob das ein geschmackloser Scherz war oder nett gemeint, das mögen wir lieber nicht entscheiden. Bei all dem war wohl es nur eine Frage der Zeit, wann Country-Superstar Shania Twain in ihrem ersten Film mitspielen würde: 2004 war es so weit. An der Seite von Stars wie Dustin Hoffmann und Jude Law spielte die Sängerin in David Russells Film "I [Heart] Huckabees".
Und zu Anfang ihrer Filmkarriere spielte sie vorsichtshalber das, was sie am besten kann. Sie spielte Shania Twain, sich selbst also. Ihre Szene dauert ungefähr gefühlte 30 Sekunden. Dabei sind die die Outtake-Szenen (also: Pannen von den Dreharbeiten), die mit auf der DVD enthalten sind, schon einmal mitgerechnet. Singen tut sie in dieser Zeit auch nicht, sondern sie sagt: "Wenn du den Wald abholzt, steigt die Temperatur des Sumpfes um 5 Grad." Merke: Es braucht eben eine patente Kanadierin, um den Amis ein wenig Umweltbewusstsein einzubleuen.
Shania Twain hasst Majonaise auf ihrem Geflügel-Sandwich...
Regisseur David O. Russells (bekannt geworden mit "Three Kings" oder "Flirting with Disaster") hat mit "I [Heart] Huckabees" ("Ich liebe Huckabees") einen teilweise recht unterhaltsamen, aber hauptsächlich sehr, sehr seltsamen Film gedreht. Dustin Hoffman und Lily Tomlin spielen ein existentialistisch angehauchtes Detektivpärchen, dass seinen Kunden bei der Suche nach dem Sinn des Lebens hilft. Der junge Umweltaktivist Jason Schwartzman, von der Arbeit bei seiner "Freiflächenkoalition" frustriert und auf der Suche nach dem tieferen Sinn seines Handelns und der Welt im Allgemeinen, heuert die beiden an. Schwartzmanns Gegenpart ist Brad Stand, unverschämt gutaussehend gespielt von Jude Law. Der plant die ganz große Karriere bei dem Kaufhausunternehmen Huckabees, das just auf dem Sumpfgebiet eine Filiale errichten will, dass Schwartzmann zu schützen versucht. Brad Stands Karriere fußt auf einem einzigen Witz. Mit dem punktet er im Meeting genau so, wie auf dem Golfplatz, im Flieger oder beim Dinner: Mit Vorliebe erzählt er, wie er einmal Shania Twain anlässlich einer Kaufhauseröffnung eingeladen hatte. Und als der Superstar hungrig wird, jubelt er ihr statt eines Thunfisch-Sandwiches, ein Geflügel-Mayonaise-Sandwich unter. "Sie hasst Geflügel-Sandwiches" strahlt Stand alias Law. Das ist nicht wirklich komisch, aber wie gesagt, "I [Heart] Huckabees" ist ein seltsamer Film, der auch einen seltsamen Running-Gag wie diesen gut verträgt.
und singen tut Shania Twain in I [Heart] Huckabees auch nicht
Die sehr unauffällig eingesetzte Musik in "I [Heart] Huckabees" hat nichts mit Shania Twain zu tun, sie stammt weitestgehend von dem Sänger und Songschreiber Jon Brion, der ein paar naseweis betextete Kleinstliedchen vorträgt. Seinen großen Auftritt hat er im reichhaltigen Bonusmaterial der DVD: Da singt er einige seiner Songs in einer fiktiven Talkshow, in der sich die Dustin Hoffman und Lily Tomlinin ihrer Rolle als existentialistische Detektive einen Astrophysik- und einen Religionsprofessor eingeladen haben und über den Sinn des Lebens grübeln. Weiter als Bonus: Ein überdurchschnittliches Making Of zum Film, einige entfallene Szenen, ein paar fiktive Werbespots der Umweltbewegung "Freiflächenkoalition". Country-Referenzen müssen in "I [Heart] Huckabees" übrigens häufig dann hinhalten, wenn die Akteure auf der Suche nach dem tieferen Sinn des Seins in eine Art Leichensack kriechen, um über ihr Leben nachzudenken: Dann sagen die frisch Erleuchteten Dinge wie: "Ich sah mich, wie ich auf einem Ast sitze und mich mit den Dixie Chicks unterhalte." Da haben wir im Kino wirklich schon schallender gelacht.
Fazit: Kein Film fürs breite Publikum, aber doch anregend, mal kurz inne zu halten und zu überlegen, warum wir eigentlich hier sind. Für Shania Twain-Fans ist "I [Heart] Huckabees" allerdings nur eingeschränkt empfohlen: Dafür ist Shania Twains Auftritt einfach zu kurz. Und den eigentlichen Witz ihres Auftritts (der hier nicht verraten wird, wir sind ja keine Spielverderber), den werden Kenner schon von Anfang an vorausgesehen haben.