"The Last Manhunt" ist ein amerikanischer Western, der 2022 veröffentlicht wurde. Regie führt Christian Camargo, das Drehbuch stammt von Thomas Pa'a Sibbett nach einer Geschichte von Sibbett und Jason Momoa. Momoa ist auch ausführender Produzent. Der Film zeigt Martin Sensmeier in der Rolle des Willie, sowie ein Ensemble aus Momoa, Camargo, Mainei Kinimaka, Lily Gladstone, Zahn McClarnon und Raoul Max Trujillo. Im Mai 2022 eröffnete der Film das Pioneertown International Film Festival.
Dieser Western von 2022 basiert auf einer wahren Geschichte und wurde schon einmal 1969 mit Robert Redford unter dem Titel "Blutige Spur" verfilmt. Vor 56 Jahren gehörte "Blutige Spur" zu den besten Kinofilmen des Jahres. Die Neuverfilmung "The Last Manhunt" ist gar nicht erst ins Kino gekommen - nicht mal im Herstellungsland USA und bei uns ist er im Januar 2023 ohne Umschweife fast unbemerkt auf Blu-ray, DVD und Video on Demand erschienen. Die Gründe liegen auf der Hand, wenn man "The Last Manhunt" gesehen hat. Der einzige echte Star ist Jason Mamoa ("Aquaman"), der als Produzent und Mitautor die treibende Kraft hinter dem Projekt war. Denn auch ihn berührte die an sich tragische Love Story, die sich im Herbst 1909 so oder so ähnlich zugetragen haben soll.
Zum Anfang des 20. Jahrhunderts lebten im heutigen Nationalpark Joshua Tree in Kalifornien noch Indianer. Willie Boy (Martin Sensmeier) ist einer von ihnen und ein sogenannter Wüstenläufer. Seine entfernte Cousine Carlotta (Mainei Kinimaka) kann er in den Bergen nur heimlich treffen, denn ihr Vater, der Medizinmann William Johnson (Zahn McClaron) duldet die Beziehung nicht.
In einem Handgemenge mit dem bewaffneten Willie Boy löst sich ein Schuss und trifft Johnson tödlich in den Kopf. Carlotta und Willie Boy fliehen augenblicklich in die Wüste. Am nächsten Morgen sammelt Sheriff Wilson (Christian Camargo) einen Suchtrupp zusammen und nimmt die Verfolgung auf. Mit dabei ist auch Fährtensucher Big Jim (Jason Mamoa). In 26 Tagen legt das Liebespaar 600 Meilen zurück. Doch dann wird Carlotta von einer Schlange gebissen. Sie wird immer schwächer, Willie Boy will an ein Gegengift kommen. Zu spät, Carlotta stirbt und seine Verfolger haben ihn in der Falle.
Es gibt etliche Western, die mit einer beschwerlichen Verfolgungsjagd einen ganzen Plot ausfüllen können, mal die Sicht der Verfolger einnehmen, mal die der Verfolgten. Da gibt es Meisterwerke wie "Zwei Banditen", aber gewiss auch Nieten wie "Wasserloch Nr. 3". Ganz so schlimm ist "The Last Manhunt" zwar nicht, aber die meiste Zeit verläuft die Verfolgung doch ziemlich zäh. Das liegt vor allem an dem nicht ganz sauber ausgearbeiteten Drehbuch. Die Figuren bleiben allesamt blass und bieten keine Tiefe, um mit ihnen sympathisieren zu wollen. Das gilt für Verfolger und Verfolgte gleichermaßen.
Auch die Dialoge sind belanglos, und die simple Story rieselt nur noch im Wüstensand dahin. So bleibt Regisseur Christian Camargo ("Days and Night") nur der atmosphärische Trick, indem er mit langen Kamerafahrten die Landschaften einfängt und einen besonderen Sound-Teppich darunterlegt. Schon haben wir einen schwermütigen Stimmungswestern, der damit vielleicht auch den Abgesang des Wilden Westen anklingen lässt, wenn es zum Schluss heißt, dass dies die längste und letzte Menschenjagd im unzivilisierten Westen war, den es schon bald nicht mehr geben sollte. Auf dieser Spur fährt "The Last Manhunt" tatsächlich gut, zumal an Originalschauplätzen in der Mojave-Wüste gedreht wurde. Bilder, an die man sich nicht sattsehen kann. Aber für einen großen Western allein reicht das nicht aus.
Vielleicht hätte sich Christian Camargo, der sich seine Brötchen als Schauspieler ("See: Reich der Blinden") bei seiner zweiten Regiearbeit doch lieber auf ein anderes Pferd setzen sollen. Der Western war ihm bisher fremd, weil das Genre in Hollywood leider gar nicht mehr so oft bedient wurde.
Jason Mamoa, der durch "Stargate Atlantis" ersten Ruhm erntete, kann immerhin auf die Historienserie "Frontier" zurückblicken, wo er einen nordamerikanischen Trapper spielte. Hier aber lässt er sich als Fährtenleser nur spärlich sehen und fällt in seiner Rolle kaum auf.
Hauptdarsteller Martin Sensheimer hingegen hat schon in einigen Western mitmachen können, unter anderem 2016 in dem Remake von "Die glorreichen Sieben" und in der Serie "Yellowstone". 2022 noch wenig bekannt, inzwischen aber für ihre Rolle in "Killers of the Flower Moon" sogar für den Oscar nominiert, ist Lily Gladstone, die aber leider auch nur eine kleine Rolle als Mutter von Carlotta ausfüllt.
Bleibt also nur noch der stimmungsvolle Score aus der Feder von Ohad Benchetrit ("Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt"). Er setzt auf schwere Streicher und lässt immer wieder eine melancholische Melodie anklingen. Am eindrucksvollsten ist aber die Ballade, die zum Abspann läuft: "Ancient Song" wurde von dem Sänger und Songschreiber Ian Noe. Der aus Kentucky stammende Musiker lieferte 2019 mit "Between the Country" sein Debütalbum ab. Im gleichen Jahr unterstützte er den Folk- und Country-Sänger John Prine (1946-2020) bei seiner Tour durch Deutschland, Schweden und Norwegen.
Fazit: Die Story plätschert eher vor sich hin, die Darsteller bleiben blutleer, aber mit Bildern und Musik wird man immerhin in die gewünschte etwas depressive Stimmung manövriert, mit der dieser Western punkten will.