"Killers of the Flower Moon" ist ein episches amerikanisches Western-Krimi-Drama aus dem Jahr 2023, das von Martin Scorsese mitgeschrieben, produziert und inszeniert wurde. Das Drehbuch von Eric Roth und Scorsese basiert auf dem 2017 erschienenen Sachbuch von David Grann.
Leonardo DiCaprio, Robert De Niro und Lily Gladstone führen ein Ensemble an, zu dem auch Jesse Plemons, Tantoo Cardinal, John Lithgow und Brendan Fraser gehören. Es ist die sechste Zusammenarbeit zwischen Scorsese und DiCaprio, die zehnte zwischen Scorsese und De Niro und die erste zwischen Scorsese und den beiden Schauspielern insgesamt (zuvor arbeiteten sie gemeinsam an dem Kurzfilm "The Audition" aus dem Jahr 2015) sowie die elfte und letzte zwischen Scorsese und dem Komponisten Robbie Robertson, der zwei Monate vor der Veröffentlichung des Films starb. Der Film ist Robertson gewidmet.
"Killers of the Flower Moon" hatte seine Premiere bei den 76. Filmfestspielen von Cannes am 20. Mai 2023. Der Film gewann den Preis für den besten Film beim National Board of Review und wurde vom American Film Institute zu einem der zehn besten Filme des Jahres 2023 gekürt. Er wurde außerdem für zehn Academy Awards nominiert, darunter für den besten Film, sieben Golden Globe Awards, darunter für den besten Film - Drama und Gladstone gewann als beste Schauspielerin, neun British Academy Film Awards und drei SAG Awards, wobei Gladstone als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde.
Mit 82 Jahren hat Regielegende Martin Scorsese nochmals ein unbestrittenes Meisterwerk abgeliefert: "Killers of the Flower Moon" erzählt die wahre Geschichte der Osage-Indianer, die Anfang des 20. Jahrhunderts in ihrem Reservat in Oklahoma auf ein reiches Öl-Vorkommen stößt, aber von gierigen Weißen nicht nur übers Ohr gehauen, sondern auch ermordet werden.
Bei den diesjährigen Oscars ging dieser Spätwestern mit zehn Nominierungen zwar komplett leer aus, aber die darstellerischen Leistungen werden insgesamt als brillant gewertet. Neben Scorseses Lieblingsschauspielern Leonardo Di Caprio ("Gangs of New York") und Robert De Niro ("Taxi Driver") als die Zugpferde des Films ist jede Rolle mit Bedacht besetzt worden. So überzeugt auch Country-Sänger Jason Isbell, der bis dato nur in dem Fernsehfilm "Deadwood" und in den Serien "Billions" und "Squidbillies" kleine Parts übernommen hatte, als Ehemann einer Indianerin, auf die ein Anschlag geplant ist.
Als Ernest Burkhart (Leonardo Di Caprio) mittellos aus dem Ersten Weltkrieg heimkehrt, zieht es ihn zu seinem Onkel William King Hale (Robert De Niro) auf dessen Rinderranch in Oklahoma. Seine Nachbarn sind Osage-Indianer, die durch ihre Erdölfelder zu unfassbarem Reichtum gekommen sind.
King tut so, als wäre er ihr Freund. In Wirklichkeit will er sich aber das Geld der Indianer mit einem perfiden Plan unter den Nagel reißen. So verlangt er auch von Ernest, er solle die Indianerin Mollie (Lily Gladstone) heiraten, um sie anschließend langsam zu vergiften und zu beerben. Ernest wird zum Handlanger von King, begeht Raubmorde und lässt Indianer verschwinden.
Nachdem auch Mollies Mutter tot ist, soll als nächstes ihre letzte noch lebende Schwester sterben. Rita ist die Ehefrau des Weißen Bill Smith (Jason Isbell), der bei dem Sprengstoffanschlag ihres Hauses auch dran glauben muss. Mollie ahnt, dass sie die nächste sein wird. Das Gift wirkt bereits, dennoch reist sie mit weiteren Stammesangehörigen nach Washington D.C., um beim Präsidenten um Hilfe zu bitten. Sonderermittler Tom White (Jesse Plemons) soll die Morde aufklären und stößt schließlich auf Ernest und dessen Onkel, die versuchen, alles zu vertuschen.
Mit einer Spielzeit von mehr als drei Stunden verlangt Martin Scorseses einiges ab von seinem Publikum. Aber es lohnt sich, diese wahre Geschichte erzählen zu lassen, die auch nach 100 Jahren so unglaublich klingt, dass man fassungslos davorsitzt und völlig gebannt verfolgt, wie am Ende hoffentlich die Gerechtigkeit triumphieren wird.
Fakt ist also, dass man es mit einem spannenden Kriminalfall zu tun bekommt, der ursprünglich aus der Sicht des FBI-Agenten Tom White erzählt werden sollte, den Leonardo Di Caprio spielen sollte. Denn das Drehbuch basiert schließlich auf David Greens Buch "Killers of the Flower Moon: The Osage Murders and the Birth of the FBI". Der dramaturgische Kniff, die Täter und Opfer ins Zentrum zu setzen, erweist sich aber als die bessere Perspektive, um das ganze Ausmaß dieses teuflischen Verbrechens abzubilden. Damit wird umso deutlicher, wie sehr die unwissenden Osage-Ureinwohner von gierigen Weißen ausgenommen, unterdrückt und weiterhin diskriminiert wurden.
Es war ihnen nicht erlaubt, über ihr Vermögen selbst zu entscheiden, sondern sie wurden unter der Vormundschaft weißer Sachverwalter gestellt. Zwar konnten die Morde aufgeklärt und die Haupttäter überführt und zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Aber im Schlussakkord bringt Martin Scorsese selbst in einer nachgestellten Radioshow, die nichts mehr mit der eigentlichen Handlung zu tun hat, die ganze Wahrheit ans Licht. Er erzählt, wie Ernest und King vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurden und andere Beteiligte freigesprochen wurden aus Mangel an Beweisen. Das stößt bitter auf nach dieser an sich schon ergreifenden Geschichte, aus der ein bildgewaltiges Historienepos entstanden ist, das somit noch lange nachwirkt.
Sicherlich wird der Dreistundenfilm voll und ganz von den Oscargewinnern Leonardo DiCaprio ("Revenant") und Robert De Niro ("Der Pate II" & "Wie ein wilder Stier") dominiert, aber Newcomerin Lily Gladstone ("The Unknown Country") wurden die meisten Oscar-Chancen zugesprochen, auch wenn sie letztendlich gegen Emma Stone ("Poor Things") verlor. Sie war auch sechsmal in der Serie "Billions" dabei, in der auch Jason Isbell 2021 mitspielte. Damit absolvierte der Musiker erst seinen zweiten Kameraauftritt.
Mit dem Filmgeschäft kam er aber schon vorher in Berührung. Mit dem Song "All I Do Is Drive" bereicherte Jason Isbell den Soundtrack des Liam-Neeson-Thrillers "The Ice Road", und mit "Maybe It's Time" das hochgelobte Regiedebüt "A Star is Born" von Bradley Cooper.
Nun hat er sich mit der Rolle des Bill Smith in "Killers of the Flower Moon" ernsthaft als Schauspieler hervorgetan. Er spielt eine undurchsichtige Figur, weil dieser Bill Smith aus niedrigen Beweggründen die Ehe mit einer Indianerin eingegangen ist, dann aber auch Opfer wird und somit ein klein wenig Mitleid erntet. Seinen größten Moment hat Jason Isbell aber in einer Szene mit Leonardo Di Caprio, in der sie miteinander konkurrieren und sich ihre gegenseitige Abneigung eingestehen, obwohl eigentlich beide in ihrer Abtrünnigkeit und Erbärmlichkeit aus dem gleichen fauligen Holz geschnitzt zu sein scheinen.
Martin Scorsese hat Jason Isbell damit eine echte Chance gegeben, seine Schauspielkarriere weiter zu verfolgen, verdient hätte sie der Country-Sänger nach seiner beachtlichen Performance "Killers of the Flower Moon".
Fazit: Wieder einmal ist Martin Scorsese mit "Killers of the Flower Moon" ein filmisches Bravourstück gelungen, dass zugleich aufklärt und unterhält. Eine erschütternde Geschichte nach wahren Begebenheiten, die unbedingt erzählt werden musste und das Publikum für mehr als drei Stunden in den Bann schlägt.