Sling Blade - Auf Messers Schneide

Sling Blade – Auf Messers Schneide

"Sling Blade - Auf Messers Schneide" ist ein amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 1996, bei dem Billy Bob Thornton das Drehbuch schrieb, Regie führte und die Hauptrolle übernahm. Er spielt in Arkansas und erzählt die Geschichte des geistig behinderten Karl Childers und der Freundschaft, die er mit einem Jungen und dessen Mutter entwickelt. Karl wurde aus einer psychiatrischen Klinik entlassen, in der er aufgewachsen war, weil er im Alter von 12 Jahren seine Mutter und deren Liebhaber getötet hatte. In den Hauptrollen spielen außerdem Dwight Yoakam, J. T. Walsh, John Ritter, Lucas Black, Natalie Canerday, James Hampton und Robert Duvall.

Der Film wurde von Thornton aus seiner früheren Ein-Mann-Show Swine Before Pearls adaptiert, aus der er auch ein Drehbuch für den Kurzfilm "Some Folks Call It a Sling Blade" von 1994 unter der Regie von George Hickenlooper entwickelte. "Sling Blade - Auf Messers Schneide" wurde zu einem Überraschungshit und verhalf Thornton zum Ruhm. Thornton gewann den Academy Award für das beste adaptierte Drehbuch und war auch als bester Schauspieler nominiert. Die Musik für den Soundtrack lieferte der französisch-kanadische Musiker/Produzent Daniel Lanois.

 

"Sling Blade - Auf Messers Schneide" - Drama mit Billy Bob Thornton und Dwight Yoakam

Als "Sling Blade" mit dem einfallslosen deutschen Untertitel "Auf Messers Schneide" 1996 in den USA und 1997 in Deutschland in die Kinos kam, war Billy Bob Thornton immer noch ein relativ unbekannter Schauspieler. Das änderte sich mit diesem Film schlagartig. Denn Thornton spielte nicht nur die Hauptrolle eines geistig behinderten Mörders, sondern führte auch erstmals Regie und schrieb zudem das Drehbuch basierend auf sein eigenes Theaterstück.

Gleich zweimal war Thornton für den Oscar nominiert, gewann ihn aber nicht als Bester Schauspieler, sondern für das Beste adaptierte Drehbuch. Damit die tragische Story funktioniert, brauchte es einen starken Gegenspieler für Thornton, der sich dafür sofort Dwight Yoakam holte. Er brauchte außerdem jemanden, der laut Drehbuch auch als Musiker überzeugen konnte. Eine der leichtesten Aufgaben für einen Country-Sänger wie Dwight Yoakam.

Als geheilt entlassen

Seit seinem 13. Geburtstag sitzt Karl Childers (Billy Bob Thornton) in einer Psychiatrie in Arkansas. Als Junge hat er seine Mutter und ihren Liebhaber getötet, kam aber wegen seiner geistigen Behinderung nie in ein reguläres Gefängnis. Nach vielen Jahren wird er als geheilt entlassen, weiß aber nicht wohin. Am liebsten würde er in der Psychiatrie bleiben, aber das Schicksal meint es anders.

Der Anstaltsleiter vermittelt ihn einen Job in einer Werkstatt für Rasenmäher, wo Karl auch wohnen kann. Er freundet sich mit dem Jungen Frank (Lucas Black) an, der sich vor dem Lover seiner Mutter Linda (Natalie Canerday) fürchtet. Dieser Doyle (Dwight Yoakam) ist ein erfolgloser Musiker und Säufer, der im Suff seine Umwelt terrorisiert. Karl will Frank und Linda beschützen, doch Doyle jagt Karl vom Hof. Als Doyle aber den Jungen schlägt, trifft Karl eine Entscheidung. Er bringt Mutter und Sohn in Sicherheit und schärft die Klinge eines Rasenmäher, "Sling Blade" genannt.

"Sling Blade - Auf Messers Schneide" - Sozialstudie über Mord und Moral

Im Mittelpunkt steht die Freundschaft zwischen einem 13-Jährigen und einem geistig zurückgebliebenen Mörder, aus dem ein sanftes Lamm geworden ist, der scheinbar keine Fliege mehr etwas zuleide tun kann.

Billy Bob Thornton inszeniert sich selbst als Sympathiefigur, für die man sowohl Mitleid empfindet als auch Hochachtung für ihr moralisches Handeln gegenüber Mitmenschen.

An Karls merkwürdigen Gang, stoische Sprache und irres Aussehen gewöhnt man sich, erkennt man doch den tiefen Schmerz, den dieser Außenseiter im Laufe seines Lebens immer wieder erleiden musste.

In einer Szene sucht er seinen alten Vater, gespielt von Robert Duvall ("Open Range - Weites Land"), auf, der nur Abscheu für Karl empfindet. Allein diese kurze Szene tut weh und bleibt haften. Das alles wird in einer melancholischen Stimmung eingebettet, und das Südstaaten-Setting wirkt dabei sehr authentisch. Eine bewegende und doch zurückhaltende Charakterstudie über Moral und Mord, die noch länger nachwirkt.

Billy Bob Thornton und sein schurkischer Gegenspieler Dwight Yoakam

Billy Bob Thornton bringt auch religiöse Motive ein, stellt seinen Karl gar als gottesfürchtig dar, wenn dieser sich auch noch nach baptistischer Tradition taufen lässt. Das bereichert nicht unbedingt den Plot, verankert diesen Karl als eine Art Heilsbringer, der natürlich einen abgrundtief schlechten Menschen als Gegengewicht braucht. Hier kommt Dwight Yoakam ins Spiel, dem eine solche Rolle nichts auszumachen scheint und bereits in Filmen wie "Panic Room", "Hollywood Cops" und "Cry Macho" eindrucksvolle Schurken mimte. Sein Doyle ist ein wahrer Kotzbrocken. Spöttisch, gewalttätig und schmierig - Yoakam hat ein echtes Talent für solche Typen und man schaut ihm gern dabei zu, um ihn hassen zu können.

Dass Thornton so berührend rüberkommt. funktioniert letztlich nur, weil Yoakam seinen Charakter so fies und abstoßend angelegt hat. Insofern ist seine schauspielerische Leistung ebenso stark wie die von Thornton. Dass der Country-Sänger als Doyle auch noch den Leader einer miserablen Band ist, hat eine gewisse Ironie. Denn die Bandmitglieder werden von versierten Musikern gespielt, unter anderem Vic Chesnutt (1964-2009), von dem Billy Bob Thornton ein großer Fan war. Musikalisch steuerten aber weder Chesnutt, Yoakam noch Thornton, der ja ebenfalls nebenbei als Sänger auftritt, etwas zum Soundtrack bei. Dieser wurde hauptsächlich von Daniel Lanois ("The Million Dollar Hotel") bestritten, der mit klagenden Klängen auf der Gitarren die elegische Stimmung des Films zusätzlich zum Ausdruck bringt.

Fazit: Im Grunde genommen erzählt "Sling Blade - Auf Messers Schneide" eine dichte und zugleich schlichte Geschichte von Gut und Böse. Diese funktioniert nur deshalb so gut, weil sich Regisseur und Hauptdarsteller Billy Bob Thornton mit Dwight Yoakam einen ebenbürtigen Gegenspieler gesucht hat.

 
vgw
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