Cry Macho

Cry Macho

"Cry Macho" ist ein amerikanisches Neo-Western-Drama aus dem Jahr 2021, das von Clint Eastwood inszeniert sowie produziert, von Nick Schenk & N. Richard Nash geschrieben wurde und auf Nashs Roman von 1975 basiert. Der Film spielt im Jahr 1979 und zeigt Eastwood in der Rolle eines ehemaligen Rodeo-Stars, der angeheuert wird, um einen kleinen Jungen (Eduardo Minett) in Mexiko mit seinem Vater (Dwight Yoakam) in den Vereinigten Staaten wieder zusammenzubringen. Im Laufe der Jahre gab es zahlreiche Versuche, den Roman von Nash zu verfilmen. Arnold Schwarzenegger war 2011 für die Hauptrolle vorgesehen, sagte aber nach einem Skandal ab. Für 2020 wurde Eastwoods Verfilmung angekündigt; er produzierte den Film mit Albert S. Ruddy (in seinem letzten Film vor seinem Tod), Tim Moore und Jessica Meier.

 

"Cry Macho" - Neuzeitwestern mit Filmlegende Clint Eastwood und Country-Sänger Dwight Yoakam

Ist es wirklich schon drei Jahre her, dass uns Clint Eastwood das letzte Jahr auf der Leinwand beehrte? Damals war die Welt noch im Corona-Wahn, als der kleine Neuzeitwestern "Cry Macho" in die Kinos kam. Eastwood spielte nicht nur die Hauptrolle, sondern präsentierte damit auch seinen 39. Spielfilm als Regisseur.

Inzwischen ist der alte Haudegen 94 Jahre alt und hat die Dreharbeiten zu seinem jüngsten Regiefilm "Juror #2" abgeschlossen, der hoffentlich bald ins Kino kommen wird. Seine Karriere als Schauspieler dürfte die Filmlegende aber mit "Cry Macho" beendet haben. Wie so oft spielt er auch hier den wortkargen Haudegen, holte sich mit Dwight Yoakam aber einen würdigen Gegenspieler vor die Kamera. Die Hollywood-Legende und der Country-Sänger arbeiteten zum ersten Mal zusammen und das, obwohl auch Clint Eastwood ein großer Country Music Fan ist.

Ein letzter Auftrag für einen heruntergekommenen Rodeo-Star

1979 ist Pferdezüchter und Ex-Rodeo-Star Mike Milo (Clint Eastwood) eigentlich nur noch ein Häufchen Elend. Der Unfalltot von Frau und Kind hat aus ihm einen Alkoholiker gemacht. Längst vorbei sind die Zeiten, als er noch in der Arena noch gefeiert wurde, im hohen Alter ist er nun seinem Ex-Boss Howard Polk (Dwight Yoakam) ausgeliefert, der Milo zwar hin und wieder finanziell unter die Arme greift, nun aber eine Gegenleistung fordert: Milo soll sich nach Mexiko aufmachen, um Polks minderjährigen Sohn zu ihm nach Texas holen.

Der 13-jährige Rafo Polk (Eduardo Minett) ist auf die schiefe Bahn geraten und lebt bei seiner alkoholkranken Mutter Leta (Fernanda Urrejola), die ihn längst aufgegeben hat. Milo findet den Jungen mit dessen Hahn Macho bei einem Hahnenkampf und muss ihn nicht lange überreden, mit ihm nach Texas zu kommen. Allerdings weckt das in Leta alte Mutterinstinkte, sie will ihren Sohn nicht ziehen lassen und droht Milo mit einer Anzeige wegen Kindesentführung. Milo gibt sich geschlagen, doch Rafo hat sich in seinem Auto versteckt. Nun gibt es kein Zurück, allerdings erfährt Milo auch, warum Howard Polk seinen Sohn, um den er sich nie gekümmert hat, zurückhaben will. Es geht um Vermögenswerte in Mexiko und einem Gerichtstreit mit Leta. Wer den Sohn hat, kriegt auch das Geld. Nicht nur Milo ist enttäuscht.

"Cry Macho" - Roadmovie mit viel Melancholie

Clint Eastwood verknüpft hier ganz wunderbar Roadmovie mit Neuzeitwestern. Statt mit Pferden wird die Prärie mit Autos durchstreift.

Bereits in den 1988 wurde Clint Eastwood die Rolle des Mike Milo angeboten, damals lehnte er ab, überlegte aber, als Regisseur Robert Mitchum für die Rolle zu gewinnen. Das Projekt verschwand wieder in der Schublade. Bis 2020, als Eastwood nicht nur die Regie übernahm, sondern sich alt genug fühlte, die Hauptrolle selbst zu spielen. Für einige Filmkritiker war er dafür aber schon zu alt und bemängelten, dass es ihm nur schwer gelingen würde, sein hohes Alter zu verbergen.

Gewiss wirkt Clint Eastwood in manchen Szenen etwas zittrig, aber dass man ihn überhaupt noch mal in einem Western zu sehen bekommt, ist Grund genug, sich "Cry Macho" anzusehen. Vielleicht hätte auch die Liebesszene mit einer auch schon älteren, aber immer noch attraktiven Mexikanerin (Natalia Traven) nicht sein müssen, aber auch darüber kann man getrost hinwegsehen oder es Eastwood auch gönnen. Denn der Cowboy-Hut steht dem Überneunzigjährigen ja immer noch gut zu Gesicht und weckt Erinnerungen an seine früheren Western wie "Für eine Handvoll Dollar", "Ein Fremder ohne Namen", "Pale Rider" oder auch der hochgelobte Spätwestern "Erbarmungslos", um nur einige zu nennen.

Das weckt auch eine Wehmut und vor allem eine Melancholie, die durch Eastwoods ruhiger Inszenierung noch verstärkt wird. Ärmliche Kaschemmen, karge Wüstenlandschaften und gebrochene Seelen - atmosphärisch schafft Eastwood ein ansprechendes Drama über längst überholte Männlichkeitsbilder, die hier begraben werden und einer Freundschaft zwischen einem Jungen auf dem Weg zum Mann und einem alten Mann, dessen Tage gezählt sind. Aber auch für ein wenig Action wird gesorgt. So lässt sich Eastwood auf einen Faustkampf mit einem deutlich athletischeren Kerl ein und gewinnt. Nicht ganz glaubwürdig, aber auch das sei ihm gegönnt.

Dwight Yoakam, der im Hintergrund die Strippen hält

Noch ein Wort zu Dwight Yoakam, der seit "Cry Macho" nicht mehr vor der Kamera gestanden hat. Der heute 67-Jährige ist es gewohnt, die nicht ganz so sympathischen Charaktere zu verkörpern. Auch die Rolle des verschlagenen Howard Polk spielt er wieder mit der für ihn üblichen Souveränität.

Dabei wirkt er anfangs noch ganz sympathisch, ein Gönner, der den heruntergekommenen Mike Milo aushält. Doch irgendwann zeigt er sein wahres Gesicht, dass von Gier und Geiz verzerrt wirkt. Dwight Yoakam, auch bekannt aus Filmen wie "Logan Lucky", "Crank", "Hollywood Cops" und "Panic Room" macht das wirklich gut. Am Ende gibt es auch noch Grund zur Hoffnung. Denn der Sohn entscheidet sich, beim Vater zu bleiben und lässt Eastwood mit dem Hahn namens Macho weiterziehen - vielleicht der Beginn einer späten versöhnlichen Vater-Sohn-Beziehung?

Fazit: Clint Eastwoods letzten Film, den er 2021 in seiner Doppelfunktion als Regisseur und Hauptdarsteller herausgebracht hat, muss man sehen. "Cry Macho" ist ein Abgesang auf seine früheren Rollen mit menschelnder Geschichte und melancholische Atmosphäre.

 
vgw
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