"Panic Room" mit Dwight Yoakam als eiskalter Einbrecher
Als David Fincher 2002 den Thriller "Panic Room" in die Kinos brachte, galt er bereits als Meister seines Fachs. Nach den Erfolgen von "Sieben" (1995), "The Game" (1997) und "Fight Club" (1999) war der Vergleich mit Altmeister Alfred Hitchcock verdient und Fincher wurde seinem Ruf auch im neuen Jahrtausend mit weiteren Krimistoffen wie "Zodiac - Die Spur eines Killers" (2007), "Verblendung" (2011) und "Gone Girl - Das perfekte Opfer" (2014) gerecht. Dazwischen liegt sein minimalistisches Meisterwerk "Panic Room". Minimalistisch deshalb, weil Handlungsort ein Haus ist, in dem zwei Bewohner von drei Einbrechern bedroht werden.
Angeführt wird die Darstellerriege von der zweifachen Oscar-Preisträgerin Jodie Foster ("Angeklagt", "Das Schweigen der Lämmer") als Mutter der damals elfjährigen Kristen Dunst, ("Twilight - Biss zum Morgengrauen"). Die Antagonisten wurden neben Schauspielprofi Forest Whitaker ("Der letzte König von Schottland") mit zwei durch Musik nach oben gekommenen Mimen: Zum einem mit Rocksänger Jared Leto, zum anderen Country-Legende mit Dwight Yoakam in seiner bis heute fiesesten Rolle.
Der eigentliche Star des Films ist jedoch der titelgebende Panic Room, ein hinter einem Spiegel versteckten Schutzbunker aus Stahl, der reichen und berühmten Leuten bei Gefahr das Leben retten soll.
Ein Bunker gegen Banditen
Nach der unschönen Trennung von ihrem Ehemann sucht Meg Altman (Jodie Foster) für sich und ihre Tochter Sarah (Kristen Stewart) eine neue Bleibe. Ein Herrschaftshaus mitten in Manhattan scheint genau das Richtige zu sein, um den millionenschweren Ex zu schröpfen.
Als Bonus gibt es sogar einen Panikraum, den sich der Vormieter einbauen ließ. Meg staunt nicht schlecht als sie das Überwachungssystem im Inneren erblickt. Sie ahnt nicht, dass dieser Bunker schon in ihrer ersten Nacht zum Einsatz kommt. Denn drei Männer dringen ins Haus, das sie fälschlicherweise als leer vermuteten. Burnham (Forest Whitaker), Junior (Jared Leto) und Raoul (Dwight Yoakam) wollen einen Safe knacken, in dem Wertpapiere von 22 Millionen Dollar liegen sollen.
Als Meg den Einbruch bemerkt, verbarrikadiert sie sich mit Sarah in dem Panic Room, nur leider befindet sich dort auch der im Boden eingelassene Safe. Eine aussichtslose Situation, zumal Sarah an einer Blutzuckerkrankheit leidet und dringend ihre Spritze braucht. Natürlich ist der Bunker auch mit einem Telefon ausgestattet, nur ist es leider noch nicht freigeschaltet worden. Die Gangster indes pumpen Gas durch die Lüftung, damit Meg endlich die Tür öffnen soll. Sie rechnen jedoch nicht mit ihrer Raffinesse…
Wenn Jodie Foster zur Furie wird
Wie schon so oft in ihrer Karriere spielt Jodie Foster auch diesmal kein hilfloses Mäuschen, sondern eine gestandene Frau, die über sich hinauswächst und zur Furie wird, wenn es ums nackte Überleben geht. Da geht es auch in "Panic Room" blutig her, wenn Foster mit den von den Gangstern mitgebrachten Utensilien wie Vorschlaghammer und Pistole Gebrauch macht.
Solche Gewaltszenen halten sich aber in Grenzen, vielmehr nutzt David Fincher ungewöhnliche Kameratricks und Filmschnitte, um sein Publikum in den Bann zu ziehen. Der Regisseur sieht sich dabei durchaus als Handwerker, und doch dringt er damit in die menschliche Psyche ein. Ein Spiel mit unseren Urängsten, das Gefühl von Klaustrophobie steigt ebenso hoch wie das des Ausgeliefertseins. Als Zuschauer wird man mit den Protagonisten auf eine Stufe gestellt, und das Drehbuch bietet noch einige Twists, dass die Spannungsschraube immer wieder von Neuem angezogen werden kann.
Nicht zuletzt, weil auch die Schurken interessant bleiben. Während Jared Leto den einfach gestrickten Gauner geben muss, der mehrmals Opfer seiner eigenen Dummheit wird, gewinnt Forest Whitaker für seine Figur, die noch einen Funken Anstand besitzt und ständig von Selbstzweifeln geplagt wird, die meisten Sympathien. So bleibt die Rolle des unheimlichen und unberechenbaren Psychopathen für Dwight Yoakam übrig. Zu Gute kommt ihm dabei der "Darth-Vader-Effekt", in seinem Fall ist es eine schwarze Ski-Maske, hinter der er lange Zeit sein Gesicht verbirgt. Erst nach 72 Minuten nimmt er sie das erste Mal ab.
Der Mann hinter der Maske ist ein berühmter Country-Sänger
Doch dann kommt nur ein schmieriger Gauner mit dünnem Haar zum Vorschein. Ein abstoßender Typ mit sadistischen Zügen, Dwight Yoakam beweist also durchaus Mut zur Hässlichkeit und spielt so überzeugend, dass man fast völlig vergisst, dass er mit Cowboy-Hut und Gitarre auch einen weitaus freundlicheren Eindruck hinterlassen kann.
Natürlich sieht sich der 1956 in Kentucky geborene Allround-Künstler in erster Linie als Country-Interpret, der viele seiner Songs selbst geschrieben hat und elf Millionen Platten verkauft hat. Gleich zu Beginn seiner Musikkarriere in den Achtzigern kletterte er mit den Alben "Guitars, Cadillacs, Etc., Etc.", "Hillbilly DeLuxe" und "Buenas Noches from a Lonely Room" gleich dreimal hintereinander auf Platz 1 der amerikanischen Country-Charts.
Ein richtiger Filmstar ist aus Yoakam zwar nicht geworden, aber er ist der Schauspielerei treu geblieben und spielte an der Seite von Haudegen wie Harrison Ford ("Hollywood Cops"), Jason Statham ("Crank") und Daniel Craig ("Lucky Logan"). Musikalisch durfte sich der Country-Star bei "Panic Room" übrigens nicht einbringen. Das hätte wohl auch nicht gepasst, und so sorgen die düsteren Klänge des Komponisten Howard Shore ("Der Herr der Ringe") für eine bedrohliche Stimmung.
Fazit: Dwight Yoakam entfaltet auf beeindruckende Weise eine diabolische Kraft und ergibt einen würdigen Gegenspieler für Jodie Foster. Damit ist "Panic Room" noch genauso spannend wie vor 18 Jahren. Genau das macht einen Klassiker aus!