Der Sheriff

Der Sheriff

"Der Sheriff" ist ein amerikanisches Neo-Noir-Drama von 1970 unter der Regie von John Frankenheimer mit Gregory Peck und Tuesday Weld in den Hauptrollen. Er erzählt die Geschichte des Sheriffs Henry Tawes (Peck), der eine Beziehung zu Alma McCain (Weld), einem Mädchen aus der Stadt, entwickelt. Das Drehbuch wurde von Alvin Sargent geschrieben und ist eine Adaption des Romans "An Exile" von Madison Jones. Der Soundtrack zu "Der Sheriff" stammt von Johnny Cash; er enthält seinen Hit "I Walk the Line (so auch der Originaltitel des Filmes) von 1956.

 

"Der Sheriff" - Johnny Cash besingt den letzten Gang von Gregory Peck

Der Originaltitel von "Der Sheriff" (1970) lautet "I Walk the Line" und erinnert an "Walk the Line" (2005). Aber es sind zwei völlig unterschiedliche Filme, die nur eins gemeinsam haben: Der gleichnamige Song von Johnny Cash!

Zwei Jahre nach dem Tod des legendären Country-Sängers 2003 entstand das gefeierte Biopic mit Joaquín Phoenix ("Der Joker") als Johnny Cash und Reese Witherspoon ("Sweet Home Alabama") als June Carter, die für ihre Rolle des Oscar bekam.

"Der Sheriff" entstand bereits 35 Jahre zuvor mit Gregory Peck ("Wer die Nachtigall stört") in der Titelrolle und tatsächlich noch unter Mitwirkung von Johnny Cash für den Titelsong. "I Walk the Line" schrieb und interpretierte er mit seiner Background-Band Tennessee Three bereits 1956 und brachte ihm den ersten Millionenerfolg ein. Für "Der Sheriff" nahm Cash den Song nochmals neu auf, was sich schließlich sogar auf den ursprünglichen US-Titel auswirkte. Aus "September Country" wurde "I Walk the Line" - für den Inhalt des Films gewiss der bessere Titel. Nur der deutsche Verleih blickte das nicht und brachte das Drama etwa vier Monate nach dem US-Start am 4. Februar 1971 auf die Leinwand.

Die verbotene Affäre eines Gesetzeshüters

Die Kleinstadt Sutton im Bundesstaat Tennessee ist das Revier von Sheriff Tawes (Gregory Peck). Eines Tages verfolgt er einen Pick-up, der von den Geschwistern Alma (Tuesday Weld) und Buddy (Freddie McCloud) ohne Besitz eines Führerscheins gefahren wurde. Der Gesetzeshüter drückt bei den beiden Teenagern ein Auge zu.

Später besucht ihn Alma, um sich zu bedanken. Sie kommen ins Gespräch, er fährt sie nach Hause und er lässt sich von dem Mädchen verführen. Das bringt Abwechslung in das Leben von Tawes, der sowohl von seiner Ehefrau (Estelle Parsons) als auch von seinem Job gelangweilt ist. Aber das Spiel mit dem dem Verbotenen könnte ihm schnell zum Verhängnis werden. Die Affäre muss geheim bleiben, weshalb Tawes auch den Alkoholschmuggel von Almas Vater Carl (Ralph Meeker) am liebsten ignorieren würde. Denn Carl ist hinter das Geheimnis seiner Tochter gekommen und erpresst den Sheriff. Nur Tawes‘ Deputy Hunnicutt (Charles Dunning) schöpft Verdacht und lässt sich nicht mehr abschütteln. Das muss der Hilfssheriff mit seinem Leben bezahlen.

"Der Sheriff" - Ein amerikanischer Abgesang

Meist spielte Gregory Peck Helden ("Des Königs Admiral") und Liebhaber ("Ein Herz und eine Krone"), selten Antagonisten ("Moby Dick"), aber als "Der Sheriff" verkörperte er eindeutig die ungewöhnlichste Rolle seiner Karriere. Nie hätte man Peck, der oft als anständiger und idealistischer Amerikaner zu sehen war, die Rolle eines Mannes zugetraut, der einem Mädchen hörig ist, die seine Tochter sein könnte (Tuesday Weld war damals 26). Genau das aber sah Peck als herausfordernd, um zwischen Anstand und Leidenschaft hin- und hergerissen zu werden.

Ursprünglich wollte Regisseur John Frankenheimer ("Grand Prix") Gene Hackman für die Rolle besetzen, doch die Produzenten bestanden auf Peck, der der Geschichte durch das Spiel mit seinem Gutmensch-Image tatsächlich die erst die perfide Tiefe gibt. "Der Sheriff" ist ein Abgesang amerikanischer Werte und Moralvorstellungen. Keine Figur kommt hier glimpflich davon. Ein Haufen von Hillibillies wird gleich zu Beginn in den Gesichtern der Einwohner des Kaffs eingefangen. Eine unschöne Welt, atmosphärisch dicht gefilmt und spannend erzählt. Denn der Sheriff muss Verbrechen und sich selbst decken, und das kann kein gutes Ende finden.

Johnny Cash mit "I Walk the Line" und weiteren Songs

Als Komponist der Filmmusik wird einzig Johnny Cash angegeben. Auf einen orchestralen Soundtrack wurde also verzichtet. Nach Drehschluss reiste Frankenheimer sofort ab, um in Europa seine nächste Regiearbeit in Angriff zu nehmen. Damit überließ er dem Studio freie Hand, die den erklärenden Prolog und Epilog eliminierten, stattdessen Johnny Cash engagierten, der die Handlung durch seine Songs unterstützen sollte.

So kam der Film mit "I Walk the Line" nach dem gleichnamigen Song von Cash nicht nur zu einem neuen Titel. Der Country-Sänger nahm den Film zum Anlass, mit dem Soundtrack zugleich sein 36. Album auf Vinyl herauszubringen. Nicht nur eine Neuinterpretation von "I Walk the Line" verewigte er darauf. Er komponierte für den Film weitere Songs, darunter "Flesh & Blood", "Cause I Love You", "This Side of Law", "Hungry", "This Town", "Face of Despair" und "The World‘s Gonna Fall on You", die tonal das wiedergeben, was auf der Leinwand zu sehen ist. Für Johnny Cash blieb es der einzige Spielfilm, den er als alleiniger Komponist bestritten hat.

Fazit: Gregory Peck in der ungewöhnlichen Rolle eines fehlgeleiteten Sheriffs, für den man dennoch Sympathien empfindet. Ein düsteres Bild über das amerikanische Kleinstadtleben entsteht, zu dem Johnny Cash den passenden Soundtrack lieferte.

vgw
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