"True Grit" - Jeff Bridges auf den Spuren von John Wayne
Für "No Country For Old Men" bekamen die Coen-Brothers 2008 Oscars in den Kategorien Bester Film und Beste Regie. Mit "True Grit" drangen die beiden Brüder noch tiefer ins Westernmilieu und erlebten mit ihrer Neuinterpretation des alten John-Wayne-Klassikers "Der Marshall" (1969) einen ihrer größten Erfolge. Das überraschte die beiden sogar selbst, weil es im Vorfeld mächtig Widerstand gab. Westernfilme sind kein Garant mehr für volle Kinokassen, mussten sie sich immer wieder anhören. Die Fehleinschätzung erfreut die beiden natürlich, auch wenn sie das Genre Western dabei weniger interessierte. Vielmehr waren sie an der Geschichte des Romans "Die mutige Mattie" von Charles Portis interessiert, von dem sich die Filmversion mit John Wayne eher entfernt hatte. Was beide Verfilmungen am meisten vereint, ist ihrer Ansicht nach nur die Tatsache, dass die Story zu einer Zeit spielt, als die Leute noch mit Pferden herumritten und Schießeisen trugen - und auch nur das würde ihren Film zum Western machen.
Der einäugige Marshall und das rachsüchtige Mädchen
Die 14-jährige Mattie (Hailee Steinfeld) muss ihren toten Vater unter die Erde bringen, der hinterrücks von einem gewissen Tom Chaney (Josh Brolin) abgeknallt wurde. Das Mädchen fordert Gerechtigkeit, doch nicht mal der Sheriff will ihr Anliegen ernst nehmen. Also bietet sie einem alten versoffenen Marshall namens Rooster Cogburn (Jeff Bridges) 100 Dollar an, um Tom Chaney nachzujagen. Auch der Texas Ranger LaBeouf (Matt Damon) ist hinter dem Halunken her, auf dem ein Kopfgeld ausgesetzt ist, nachdem er einen Senator ermordete. So machen sie sich zu dritt auf den mühsamen Weg durch gefährliches Indianergebiet.
Als Mattie in die Hände von Chaneys Gang gerät, beschließen Cogburn und LaBeouf ihre Befreiung. Zuvor muss sich der alte Marshall aber den vier Kumpanen von Chaney in einem unfairen Kampf stellen. LaBeouf eilt zu Hilfe und wird von Chaney mit einem Stein niedergeschlagen. Nun liegt es allein an Mattie, dem Gangster ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Dabei gerät sie in eine Felsspalte und wird von einer giftigen Schlange gebissen. Cogburn setzt alles daran, sie zu retten.
"True Grit" - Ein wahrhaft mutiger Western
Was diesen Western auszeichnet, ist der schwarze Humor und der Hang zu drastischen Szenen wie das nur Joel Coen und Ethan Coen beherrschen. Mit Westernstimmungen spielten die beiden bereits in Filmen wie "Arizona Junior" (1987), "O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi Odyssee" und "No Country for Old Men".
Es ist eigentlich schade, dass "True Grit" bisher ihr einzig wahrer Western geblieben ist, dafür aber ein wahrhaft mutiger, denn wenn sie Westernklischees einsetzten, dann nur, um den Spieß quasi umzudrehen. Keine Romantisierung des Wilden Westens, sondern ein melancholischer Schlussakkord wird gesetzt, der aussagt, dass das Heldenhafte auch Gewalt und Verrohung hervorbringt und eine tiefe moralische Auseinandersetzung verlangt. Dieser Kontext mindert aber nicht den Unterhaltungswert von "True Grit" mit einer zwar simplen Rachegeschichte an der Oberfläche, die aber dennoch spannend bleibt.
Dafür sorgen zum einen die bildgewaltigen Landschaftsaufnahmen, die gewiss das typische amerikanische Western-Feeling bedienen und zum anderen der hervorragende Cast mit der damals noch blutjungen Hailee Steinfeld als moralische Instanz, Josh Brolin als durchtriebener Bösewicht, Matt Damon als manchmal draufgängerischer Gockel und natürlich Jeff Bridges als bärbeißiger Haudegen, der sich mit John Wayne absolut messen kann und dabei gewiss nicht den Kürzeren zieht.
Jeff Bridges auf dem Höhepunkt seiner Karriere
Nur ein Jahr vor "True Grit" wurde Jeff Bridges 2010 als Bester Hauptdarsteller mit einem Oscar ausgezeichnet, für seine Rolle als alkoholkranker Country-Sänger in dem Drama "Crazy Heart". Auch den Golden Globe heimste er dafür ein. Für "True Grit" war er berechtigterweise wieder für den Oscar nominiert.
Jeff Bridges, der in Hollywood seit den Siebzigerjahren immer fest im Sattel saß, befand sich also erst 40 Jahre auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im gleichen Zeitraum veröffentlichte der Sohn der Filmlegende Lloyd Bridges ("High Noon - Zwölf Uhr mittags") 2011 ein im Country-Stil gehaltenes Album, das er schlicht "Jeff Bridges" betitelte. Einst wollte er sogar Musiker werden, aber die Schauspielerei nahm er dann doch ernster.
Seinen Vater liebte er vor allem in Westernfilmen: "Ich fand es toll, wenn er abends nach Hause kam und noch sein staubiges Cowboykostüm trug. Mit seinem Hut schlug er den Sand von seiner Kleidung so wie es die Cowboys im Film nun mal tun. Ich glaube, er hätte "True Grit" sehr gemocht", so Jeff Bridges 2011 auf der Berlinale, die damals mit "True Grit" eröffnet wurde.
Fazit: "True Grit" hat sich in den letzten Jahren als Meisterwerk herauskristallisiert. Verdientermaßen, denn keines falls verraten die regieführenden Coen-Brüder das Genre an sich, sondern bereichern es mit einem Subtext, der moralische Fragen aufwirft und sein Publikum zugleich unterhalten kann.