Missouri

Missouri

"Missouri" ist ein amerikanischer Western von 1971 unter der Regie von Blake Edwards mit William Holden und Ryan O'Neal in den Hauptrollen.

Ursprünglich war der Film als dreistündiges Epos geplant, wurde aber von Metro-Goldwyn-Mayer ohne Edwards' Wissen stark bearbeitet, einschließlich einer Umkehrung des Endes von einem negativen zu einem positiven. Edwards lehnte den fertigen Film ab und persiflierte später seinen Kampf mit dem Studio in seiner Komödie "S.O.B. - Hollywoods letzter Heuler", in der auch Holden mitspielte.

 

"Missouri" - Western mit William Holden und Ryan O‘Neal

1971 war die Zeit großer Westernhelden vorbei. Der Vietnamkrieg ließ viele US-Amerikaner an die alten Mythen zweifeln, sie verlangten nach einer realistischen und ehrlichen Auseinandersetzung. Der Italo-Western nahm ebenfalls Einfluss auf das "New Hollywood", dass das alte Studiosystem ablöste. So entstanden sogenannte Spätwestern wie "The Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz", "Der Marshal" und "Little Big Man", die noch die Kinokassen zum Klingeln brachten.

"Missouri" - der einzige Western-Regiearbeit von Komödienspezialist Blake Edwards ("Der rosarote Panther") hingegen ging unter, obwohl der Alltag von hart arbeitenden Cowboys ohne falschen Pathos wiedergegeben wurde. Nun ist "Missouri" mit William Holden ("Die Brücke am Kwai") und Ryan O’Neal ("Love Story") in den Hauptrollen bei Plaion Pictures erstmals auf DVD und Blu-ray erschienen. Eine Offenbarung!

Zwei Cowboys wollen das große Geld

Tagein, tagaus setzen sich die Cowboys auf der Ranch des autoritären Walter Buckman (Karl Malden) auf ihre Gäule, um Rinderherden anzutreiben. Auch der ältere Ross Bodine (William Holden) und der Neueinsteiger Frank Post (Ryan O‘Neal) sind dabei.

Als sie im Saloon in eine Schlägerei geraten, will Buckman den Schaden von ihrem Gehalt abziehen. Das bringt die beiden auf die Idee, eine Bank auszurauben. 30.000 Dollar erbeuten sie, doch nun sind Buckmans Söhne John (Tom Skerritt) und Paul (Joe Don Baker) hinter ihnen her. In Mexiko wollen Ross und Frank ihren Traum von einer eigenen Ranch erfüllen.

Unterwegs gerät Paul jedoch in eine Schießerei und wird schwer verletzt. Ross umsorgt ihn auf ihrer weiteren Flucht wie einen Vater, doch Franks Zustand verschlechtert sich zunehmend, während ihnen die Buckman-Söhne immer näherkommen.

"Missouri" - Ein Meisterwerk, das es zu entdecken gilt…

Es ist ein rauer Western, den Blake Edwards mit "Missouri" fabriziert hat und bevor er die beiden Antihelden in den Fokus nimmt, nutzt er die ersten Minuten, um dem Publikum das Schuften einfacher Cowboys zu zeigen, die so gut wie gar nicht auf ein besseres Leben hoffen können. Das wird auch William Holden klar, als er darüber sinniert, bald seinen 50. Geburtstag zu feiern. Das Älterwerden verdrängt er genauso wie den Tod.

Erst als der jüngere Ryan O‘Neal es geradewegs heraussagt, dass er keine weiteren 25 Jahre warten will, bis auch er 50 ist, um es mal besser haben, raufen sich die beiden zusammen und geraten quasi auf die schiefe Bahn. Mit ihren Gesprächen über den Sinn des Lebens gewinnen sie sofort unsere Sympathien und obwohl sie das Falsche tun und zu Verbrechern werden, verbündet man sich als Zuschauer mit ihnen. Das gibt diesem Western etwas Melancholisches, gar Trauriges, weil beide so oft zeigen, das Herz am richtigen Fleck zu haben. Sie haben alles auf eine Karte gesetzt und ahnen insgeheim beide, dass ihr Wagnis womöglich nicht gut enden kann.

Blake Edwards liebte die Geschichte, plante den besten Film seiner Karriere, der eine Länge von drei Stunden haben sollte. Doch beim MGM-Studio dachte man anders. Der Film wurde Edwards entrissen und um 40 Minuten gekürzt. Die Version, die daraus entstanden ist, kann sich dennoch sehen lassen. Sogar mehr als das, denn "Missouri" wirkt wie ein stimmungsvoller Abgesang auf den Wilden Westen mit tragischen Figuren, die sich ihrem Schicksal stellen und herrlichen Landschaftsaufnahmen etwa vor den Bergen des Monument Valley. Eine der stärksten Actionszenen spielt sogar im Schnee, wenn die beiden "Wild Rovers" (so der Originaltitel) in weißer Winterkulisse ein schwarzes Wildpferd bändigen wollen. Ein Männerfilm aus alten Tagen, der damals verkannt wurde, aber nach 50 Jahren wert ist, wiederentdeckt zu werden. Ein kleines Meisterwerk, das zu den großen Western zählen sollte.

Nicht nur Country-Star Sheb Wooley singt hier…

Zur Stimmung des Films trägt gewiss die Musik bei. Blake Edwards, der seine Filme stets von seinem Haus- und Hof-Komponisten Henry Mancini untermalen ließ, engagierte dieses eine Mal Jerry Goldsmith für den Score. Der hatte schon andere Western wie "Die 5 Geächteten", "Abgerechnet wird zum Schluss" und "100 Gewehre" musikalisch bereicherte und komponierte nehmen heroischen Klängen auch kleine Balladen.

Den Titlsong nahm er mit Country-Star Sheb Wooley ("The Purple People Eater") auf, der damit eine der schönsten Balladen in einem Western ablieferte. Auch seine eigene Tochter Ellen Smith holte Jerry Goldsmith vors Mikro, die eine weitere Version aufnahm und auf dem Soundtrack sogar mit einem zweiten Song ("Final Destination") vertreten ist. Zu guter Letzt ist auch noch William Holden mit "Ballad of the Wild Rovers" zu hören - sowohl im Film als auch auf dem Album.

Fazit: "Missouri" zeichnet sich durch grandiose Schauspieler, stimmungsvollen Bildern und einem hervorragenden Score aus. Ein Western, der nur selten zu sehen ist, jetzt aber fürs Heimkino auf DVD und Blu-ray veröffentlicht wurde und damit endlich die verdiente Anerkennung bekommt.

 
vgw
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