Dabei hat der 42-Jährige aus Macon, Georgia, ohnehin schon so manche Bestmarke aufgestellt: 18 Millionen verkaufte Alben und - als Währung im digitalen Zeitalter - 15 Milliarden Streams, so heißt es, schlagen zu Buche. Dazu kommen: 23 Nummer eins-Hits, ein Wandregal voller Platin-Alben und etliche Branchen-Awards, darunter "ACM Künstler des Jahrzehnts". Um seine Altersversorgung muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen. Da drängen sich schon eher Mutmaßungen über seine Motivation, über seinen Ehrgeiz und Hunger nach weiteren Erfolgen auf. Doch so viel vorab: "9" beweist, dass ein Jason Aldean wohl nie genug bekommt.
Aldeans neunter Streich "9": qualitativ und quantitativ top
Mit 16 neuen Tracks ist der Silberling üppig bestückt. Es scheint wohl Mode oder vielleicht mittlerweile sogar ein ungeschriebenes Gesetz an der Music Row zu sein, den Fans wieder mehr als die sonst üblichen zehn, elf Songs zu bieten. Gute Entscheidung. Der Tonträger "CD" ist ja ohnehin eher ein Auslaufmodell. Da kann ein Mehr an Musik keinesfalls schaden, wenn es um die Gunst der Kundschaft geht.
Jason Aldean ist sicher ein Mann mit vielen Talenten. Als Songautor ist er bisher aber noch nicht in Erscheinung getreten. Erstaunlicherweise hält er sich auch bei diesem üppigen Songreigen zurück. Genau genommen taucht er kein einziges Mal in den Autoren-Credits auf. Dafür eine ganze Reihe Stars der Zunft, wie: Brad Warren, Brett Warren, Brantley Gilbert, Neil Trasher, Brian White und der junge Michael Tyler. Pro Song haben, nach Adam Riese, 3,5 Songwriter ihre kreativen Hände im Spiel.
Doch ganz wie Joe Cocker, der auch so gut wie nie komponierte, versteht es auch Jason Aldean vorzüglich, jede Fremdkomposition zu seiner eigenen zu machen. Bei einem Star-Kaliber wie Aldean hat sich die Songwriter-Gemeinde natürlich auch tüchtig ins Zeug gelegt und ihm die Songs, wie es so schön heißt, auf den Leib geschneidert. Wer den bulligen Typen auf dem Cover sieht - finsterer Blick, acht-Tage-Bart, Ketten, T-Shirt, Hut - weiß, dass besonders sanfte Liebeslieder wohl eher nicht zu erwarten sind. Nein, der Country-Rebell mag es hart und herzlich, laut und krachend - genau so, wie das Album mit "Tattoos and Tequila" losgeht. Ein starker, kompromissloser Opener, der die Messlatte für die weiteren 15 Tracks in luftige Höhen legt.
Jason Aldean läuft bei "9" zu Höchstform auf
Doch der Mann ist ein Top-Star und ein Top-Profi. Deshalb nimmt jeder der Titel auf "9" diese Qualitätshürde, mit unterschiedlichen Stilmitteln. Sein Signature-Sound dürfte Anno 2019 die verwegen anmutende, nicht selten düstere Fusion aus Country und Metal sein. Man nehme nur den Titel "Dirt We Were Raised On" (geschrieben von Rhett Akins, Jaron Boyer und Josh Thompson). Zu einem ganz an Metallica erinnernden Gitarren-Riff beschwört Aldean das einfache Leben auf dem Land: die Boots, die Trucks, die Drinks, das Land, den Boden, den Dreck. Ein schon fast archaischer Song in dem - wie bei etlichen weiteren Tracks - eine bedrohliche Düsternis mitschwingt. So konsequent wie unverhohlen outet sich der Country-Rocker – natürlich – als überzeugter Redneck. In Titel wie "Camouflage Hat", die traditionelle Jäger-Kopfbedeckung, "Keeping It Small Town" oder "We Back" (geschrieben von Tyler Hubbard, Jordan Schmidt, Brad Warren und Brett Warren) gibt er den rustikalen Country-Boy, den Budweiser-Trinker und Hamburger-Verzehrer, der einfach nicht nach "Champagne Town", so ein weiterer Track, gehört.
Zwischendrin streut Jason Aldean aber, und das ist auch gut so, harmonisch gefälligere Titel und die eine oder andere Ballade ein. Dass das Rauhbein durchaus einen veritablen Schmusekater abgibt, belegt er ausgerechnet in zwei Drinkin' Songs: "I Came Here to Drink" (von Jaron Boyer, Alex Palmer und Michael Tyler) und - als Gegenpol - "I Don't Drink Anymore" (von Kelly Lovelace, CJ Solar und Neil Trasher). Gegen Ende der CD bricht der Mann freilich schon wieder das Versprechen: Das in gefällige Pop-Melodien verpackte "One for the Road" setzt ein weiteres Highlight der CD und erinnert in der Bridge, herrlich, nostalgisch, an den Tracy Lawrence-Klassiker "If I Don’t Make It Back" (Kenner werden die Stelle kennen: da wo er von "find someone good enough for Amy" singt).
Ach ja, Jason Aldean ist auch ein Fan von CountryMusicNews.de und so schickt er uns und unseren Lesern einen Videogruß. Nett!
Jason Aldean grüßt die Leser von CounryMusicNews.de
Fazit: Hart aber auch herzlich: Jason Aldean gelingt auf seinem neuen Album "9" der perfekte Schulterschluss von erdigem Country-Style und hartem Rock.
Label: Macon / Broken Bow / BMG (Warner) | VÖ: 29. November 2019 |
01 | Tattoos and Tequila |
02 | Blame It On You |
03 | Champagne Town |
04 | Some Things You Don't Forget |
05 | Got What I Got |
06 | Keeping It Small Town |
07 | Camouflage Hat |
08 | Came Here to Drink |
09 | We Back |
10 | Dirt We Were Raised On |
11 | I Don't Drink Anymore |
12 | Cowboy Killer |
13 | One For The Road |
14 | Talk About Georgia |
15 | The Same Way |
16 | She Likes It |
17 | Better Together |