Album-Titel "Can't Say I Ain't Country" mehr als ein Marketing-Gag?
Tatsächlich legt "Can't Say I Ain't Country" mit einem waschechten, groovigen Country-Song los. Der Titeltrack erinnert an den typischen Nashville-Sound der 90er Jahre. Das ist eine positive Überraschung. Das bereits als Single erschienene "Simple" setzt auf wieder bewährte Zutaten wie den gleichzeitigen Gesang der Protagonisten. Das funktioniert bei dem fast schon nostalgischen Song, der davon handelt, eine Beziehung "einfach" zu halten, ebenfalls gut.
Wer nun gedacht hat, dass "Can't Say I Ain't Country" am Ende der einzige Song ist, der eine Einordnung ins Country-Genre rechtfertigt, irrt. Denn zusammen mit Songwriter Jordan Schmidt hat das Duo unter anderem noch das teils furiose "Speed of Love" geschrieben, welches traditionelle Zutaten wie flotte Pedal Steel-Einlagen mit dem Sprech-Gesang-Mix der Stars auf recht angenehme Art und Weise verbindet.
Erwachsene Töne von Florida Georgia Line
Dass die neu entdeckten Country-Vibes nicht nur auf der Überholspur gut klingen, zeigt Florida Georgia Line zum Finale der CD beim Titel "Blessings", das die beiden Songschreiber zudem einmal nachdenklicher und eher als Familienväter, denn als die üblichen Party-Hengste zeigt. Davon hätte es gern etwas mehr sein dürfen. Stattdessen gibt es aber mit "Can't Hide Red" einen weiteren Rocksong, bei der nicht zufällig wie ein Lied von Jason Aldean klingt, denn der Superstar singt hier auch fleißig mit.
Doch Florida Georgia Line wären keine guten Geschäftsleute, wenn sie mit der neuen Platte nicht auch ihre Stammklientel bedienen würden. So haben die beiden Kumpel mit R&B-Sänger Jason Derulo zusammengearbeitet. Das daraus resultierende "Women" ist aber der befürchtet unspektakuläre Popsong geworden, den auch die Frauen der Welt nicht zwingend brauchen. Auch "People Are Different" eignet sich nur eingeschränkt als Hymne zur Völkerverständigung, dafür aber sparen die Musiker beim Text kaum ein Klischee aus.
Was bei Florida Georgia Line ebenfalls nicht fehlen darf, sind die Titel für die nächste Flirt-Attacke oder Saufparty in der Bar. "Y'all Boys", das um jeden Preis cool sein will, und das gefühlt schon 100 Mal gehörte "Colorado" erfüllen diese etwas tiefergelegten Ansprüche locker.
So randvoll gefüllt wie die Songliste es mit 19 Tracks vermuten lässt, ist das Album übrigens nicht. Vier Nummern sind direkt abzuziehen, weil es sich dabei um vermeintlich witzige Telefonanrufe handelt.
Fazit: Ja, Florida Georgia Line können Country Music. Das beweist das Duo zweifelsfrei auf dem neuen Album. Konsequent ziehen die Stars das aber nicht durch, sodass es auf "Can't Say I Ain't Country" auch manchen Leerlauf zu hören gibt.
Label: BMLG (Universal) | VÖ: 15. Februar 2019 |
01 | Tyler Got Him a Tesla (mit Brother Jervel) |
02 | Can't Say I Ain't Country |
03 | Simple |
04 | Talk You Out of It |
05 | All Gas No Brakes (Brother Jervel) |
06 | Speed of Love |
07 | Women (mit Jason Derulo) |
08 | People are Different |
09 | Told You |
10 | Sack'a Puppies (mit Brother Jervel) |
11 | Y'all Boys (mit HARDY) |
12 | Small Town |
13 | Sittin' Pretty |
14 | Catfish Nuggets (mit Brother Jervel) |
15 | Can't Hide Red (mit Jason Aldean) |
16 | Colorado |
17 | Like You Never Had It |
18 | Swerve |
19 | Blessings |