Florida Georgia Line - Can't Say I Ain't Country

CD Cover: Florida Georgia Line - Can't Say I Ain't Country

Erfolgs-Duo Florida Georgia Line legt viertes Album "Can't Say I Ain't Country" mit der Single "Simple" vor.

Nein, der Eindruck täuscht nicht. Seit vor sieben Jahren das erste Album von Florida Georgia Line erschienen ist, reitet das Country-Duo auf einer Welle des Erfolgs. Es scheint fast so, als wenn die Beiden immer in der Lage sind, immer noch einen drauf zu legen. So wäre es schon ein Paukenschlag, wenn das neue Album "Can't Say I Ain't Country" nicht direkt auf Platz 1 der US-Charts einsteigen würde.

Zweifelsfrei haben auf der Leiter des Erfolgs längst schwindelerregende Höhen erreicht. Bestes Beispiel ist der Hit "Meant to Be" mit Bebe Rexha, der sich unfassbare 35 Wochen auf Platz 1 der Billboard Hot Country Songs gehalten hat. Damit luxte das Duo Sänger Sam Hunt den mit "Body Like a Back Road" erreichten Rekord ab, der wiederum vorher Florida Georgia Line in dieser Charts-Statistik mit ihrem Mega-Hit "Cruise" beerbt hatte. Eins haben "Meant to Be" und "Body Like A Back Road" gemeinsam - mit dem, was landläufig unter Country Music verstanden wird, haben beide Titel nichts zu tun. So haben Florida Georgia Line nicht nur Freunde in der Musikwelt, gelten die Miterschaffer des Bro-Country-Sounds häufig eher als zu kleine Boygroup, denn als ernstzunehmender Country-Act. Nimmt man den Titel "Can't Say I Ain't Country" ernst, scheint es fast so, als wollten Brian Kelley und Tyler Hubbard das mit ihrem vierten Album ändern wollen.

Album-Titel "Can't Say I Ain't Country" mehr als ein Marketing-Gag?

Tatsächlich legt "Can't Say I Ain't Country" mit einem waschechten, groovigen Country-Song los. Der Titeltrack erinnert an den typischen Nashville-Sound der 90er Jahre. Das ist eine positive Überraschung. Das bereits als Single erschienene "Simple" setzt auf wieder bewährte Zutaten wie den gleichzeitigen Gesang der Protagonisten. Das funktioniert bei dem fast schon nostalgischen Song, der davon handelt, eine Beziehung "einfach" zu halten, ebenfalls gut.

Wer nun gedacht hat, dass "Can't Say I Ain't Country" am Ende der einzige Song ist, der eine Einordnung ins Country-Genre rechtfertigt, irrt. Denn zusammen mit Songwriter Jordan Schmidt hat das Duo unter anderem noch das teils furiose "Speed of Love" geschrieben, welches traditionelle Zutaten wie flotte Pedal Steel-Einlagen mit dem Sprech-Gesang-Mix der Stars auf recht angenehme Art und Weise verbindet.

Erwachsene Töne von Florida Georgia Line

Dass die neu entdeckten Country-Vibes nicht nur auf der Überholspur gut klingen, zeigt Florida Georgia Line zum Finale der CD beim Titel "Blessings", das die beiden Songschreiber zudem einmal nachdenklicher und eher als Familienväter, denn als die üblichen Party-Hengste zeigt. Davon hätte es gern etwas mehr sein dürfen. Stattdessen gibt es aber mit "Can't Hide Red" einen weiteren Rocksong, bei der nicht zufällig wie ein Lied von Jason Aldean klingt, denn der Superstar singt hier auch fleißig mit.

Doch Florida Georgia Line wären keine guten Geschäftsleute, wenn sie mit der neuen Platte nicht auch ihre Stammklientel bedienen würden. So haben die beiden Kumpel mit R&B-Sänger Jason Derulo zusammengearbeitet. Das daraus resultierende "Women" ist aber der befürchtet unspektakuläre Popsong geworden, den auch die Frauen der Welt nicht zwingend brauchen. Auch "People Are Different" eignet sich nur eingeschränkt als Hymne zur Völkerverständigung, dafür aber sparen die Musiker beim Text kaum ein Klischee aus.

Was bei Florida Georgia Line ebenfalls nicht fehlen darf, sind die Titel für die nächste Flirt-Attacke oder Saufparty in der Bar. "Y'all Boys", das um jeden Preis cool sein will, und das gefühlt schon 100 Mal gehörte "Colorado" erfüllen diese etwas tiefergelegten Ansprüche locker.

So randvoll gefüllt wie die Songliste es mit 19 Tracks vermuten lässt, ist das Album übrigens nicht. Vier Nummern sind direkt abzuziehen, weil es sich dabei um vermeintlich witzige Telefonanrufe handelt.

Fazit: Ja, Florida Georgia Line können Country Music. Das beweist das Duo zweifelsfrei auf dem neuen Album. Konsequent ziehen die Stars das aber nicht durch, sodass es auf "Can't Say I Ain't Country" auch manchen Leerlauf zu hören gibt.

Label: BMLG (Universal) VÖ: 15. Februar 2019
01 Tyler Got Him a Tesla (mit Brother Jervel)
02 Can't Say I Ain't Country
03 Simple
04 Talk You Out of It
05 All Gas No Brakes (Brother Jervel)
06 Speed of Love
07 Women (mit Jason Derulo)
08 People are Different
09 Told You
10 Sack'a Puppies (mit Brother Jervel)
11 Y'all Boys (mit HARDY)
12 Small Town
13 Sittin' Pretty
14 Catfish Nuggets (mit Brother Jervel)
15 Can't Hide Red (mit Jason Aldean)
16 Colorado
17 Like You Never Had It
18 Swerve
19 Blessings

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