Auch wenn Jason Aldean hierzulande längst nicht so einen klangvollen Namen, wie beispielsweise Tim McGraw, besitzt – in Amerika ist der 1977 in Georgia geborene Sänger eine richtig große Nummer. Seine letzten beiden Alben Relentless", "Wide Open") schafften Platz 1 beziehungsweise 2 in den Country- und, das ist noch erstaunlicher, jeweils Platz 4 in den Billboard Hot 200-Charts. Merke: Der Mann kann sich die zur Schau gestellten Macho-Posen also durchaus leisten.
Jason Aldean vertraut weiterhin auf Michael Knox und Country-Rock
Wie schon beim erfolgreichen Vorgängeralbum vertraut Aldean erneut auf Produzent Michael Knox. Dennoch setzt "My Kinda Party" nicht unbedingt den zuletzt eingeschlagenen Kurs fort. So bringt der Sänger seit seinem letzten Album nicht nur höchstselbst ein paar Kilogramm mehr auf die Waage. Auch musikalisch bevorzugt er heute deftigere Kost. Soll heißen: von der 2009 angerührten Mixtur aus Country-Rock, Balladen und Bluegrass-Einflüssen ist nur noch satter Countryrock übrig geblieben. Zumindest bis auf rare Ausnahmen. Eine davon heißt "Church Pew Or Bar Stool". Ein harmonisch blitzsauber ausgetüftelter Track, in dem der stämmige Shouter seine gefühlvolle Seite ausleben darf. Song und Stimme erinnern dabei an Tracy Lawrence, was als Kompliment zu verstehen ist.
Eine weitere Ausnahme bildet "Don’t You Wanna Stay" bei dem sich Aldean Pop-Star Kelly Clarkson als Duett-Partnerin geladen hat. Keine schlechte Kombi. Kein übler Song. Aber auch: kein Wunder. Immerhin haben sich Jason Sellers, Paul Jenkins und Andy Gibson diese herzige Ballade ausgedacht. Dass dem Pärchen ihr Pathos im Refrain hemmungslos durchgeht, ist man längst gewohnt. Der Refrain muss offenbar gebrüllt werden, um gehört zu werden.
Auch Kelly Clarkson singt auf "My Kinda Party"
Damit wären wir auch schon bei den weniger erquicklichen Seiten und Klängen des mit 15 Titeln üppig bestückten Werks. Punkt eins: den Songs fehlt häufig die wirklich zündende Idee. Punkt zwei: die Produktion schielt zu betont auf den Zeitgeist. Wie bei den meisten derzeit angesagten Nashville-Acts donnern, wummern und dröhnen die Drums, als ob sie in einem Fußballstadion aufgenommen wären; brettern die Gitarren, dass sie auch AC/DC zur Ehre gereichen würden (z.B. "Texas Was You") und - man macht ja Country! - dudeln dazu muntere Pedal Steel Gitarren. Ein berechenbares, leider nur zu häufig geschneidertes Soundkostüm, das selten überraschende Momente und nie filligrane Harmonieeinfälle zulässt.
Dennoch besitzen, dank der interpretatorischen Fähigkeiten Aldeans, Songs wie "Country Boy’s World", "Just Passing Through" oder das von Brett James geschriebene "The Heartache That Don’t Stop Hurting" natürlich Charme und Unterhaltungswert. "Dirt Road Anthem", in dem sich der schmuckbegeisterte Country-Rabauke als Rapper versucht, markiert hingegen den traurigen Tiefpunkt der CD.
Fazit: Sehr guter Sänger, solide Produktion und Arrangements, die ganz auf den Zeitgeist zielen. Ein Konzept, das solide Konfektionsware hergibt - und damit das Potential des Interpreten nicht annähernd ausschöpft.
Label: Broken Bow (Sony Music) | VÖ: 2. November 2010 |
01 | Tattoo's On The Town |
02 | Dirt Road Anthem |
03 | Church Pew Or Barstool |
04 | Just Passing Through |
05 | Fly Over States |
06 | My Kinda Party |
07 | I Ain't Ready To Quit |
08 | It Ain't Easy |
09 | Country Boy's World |
10 | Heartache That Don't Stop Hurting |
11 | Texas Was You |
12 | Don't You Wanna Stay (with Kelly Clarkson) |
13 | See You When I See You |
14 | If She Could See Me Now |
15 | Days Like These |