Jason Aldean bleibt sich musikalisch treu
Muss man sich auf "Old Boots, New Dirt" also auf eine völlig neue stilistische Ausrichtung einstellen? Die Antwort ist ein klares Nein, um besorgte Fans gleich einmal zu beruhigen. Zwar spielt Jason Aldean gerne einmal mit Elementen aus Pop, Hip-Hop etc. herum, doch das ist ja seit "Dirt Road Anthem" nichts Neues mehr. Man nehme zum Beispiel den Opener "Just Getting Started". Der Anfang klingt zunächst arg poppig, doch schon nach 10 Sekunden verwandelt sich der Angstschweiß in pure Begeisterung. In gewohnter Manier heulen die Gitarren auf, die Strophe schreibt sich im Gehörgang als Dauergast ein, und der Refrain rockt mit ordentlichem Dampf die Lautsprecher auf Betriebstemperatur. Ein klassischer Aldean Song. Wer jetzt begeistert ist, wird auch an "Show You Off", "Laid Back" (Achtung: Ohrwurm!), "I Took It With Me" und "Gonna Know We Were Here" seine helle Freude haben.
Kompromisslos entfacht Jason Aldean hier einen Rockorkan nach dem anderen. Diese Bezeichnung verdient auch "Sweet Little Something", obwohl hier erneut ein durch einen Computer erzeugter Bass anfänglich eher an blitzende Clublichter auf Ibiza erinnert. Auch wenn man es ungern zugibt, der Song gewinnt dadurch eine besondere Note, der man sich nur schwer entziehen kann. Einer der Glanzpunkte, was sich bald auch bestimmt in den Charts wiederspiegeln wird.
Hervorzuheben ist der griffige und eingängige Titeltrack "Old Boots, New Dirt"
Natürlich hat Jason Aldean auf seinem sechsten Studio-Album auch einiges an Material zu bieten, dass sich irgendwo zwischen bodenständigen Power-Balladen und druckvollen Midtempo-Songs bewegt. "Tryin' to Love Me" ist gleich so ein Fall. Eine emotionsgeladene Nummer, gesanglich mit viel Nachdruck interpretiert. Auch das kann er ganz hervorragend, der gute Jason. Noch besser wird es dann mit dem stimmungsvollen "Tonight Looks Good On You", das bereits Platz 8 der Hot Country Songs erobert hat, ohne überhaupt als Single veröffentlicht worden zu sein. Fast schon unheimlich, wie Aldean den Erfolg scheinbar gepachtet hat. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist der griffige und eingängige Titeltrack "Old Boots, New Dirt", der nach dem desaströsen "If My Truck Could Talk" die Formkurve wieder in die richtige Richtung lenkt. Und dann wäre da noch "Two Night Town", der perfekt abgestimmte Schlusspunkt des Albums. Das Lied liefert einen letzten, unmissverständlichen Beweis, dass Aldean trotz aller Experimentierfreude immer noch der Alte ist. Ein ehrlicher, schnörkelloser Country Song, der auch jene versöhnlich stimmen dürfte, die sich nach dem Sound der ersten Alben zurücksehnen, bevor Aldean zum Superstar mutierte.
Fazit: Wo Jason Aldean draufsteht, ist immer noch Jason Aldean drin. Auch wenn auf "Old Boots, New Dirt" manchmal Genre-Grenzen ausgelotet werden, bleibt der erfolgreichste Country Künstler der vergangenen Jahre seinem Sound treu. Ein weiteres Nummer-Eins-Album, da kann man sich den Blick in die Kristallkugel sparen.
Label: Broken Bow (Sony Music) | VÖ: 7. Oktober 2014 |
01 | Just Gettin' Started |
02 | Show You Off |
03 | Burnin' It Down |
04 | Tryin' to Love Me |
05 | Sweet Little Somethin' |
06 | Laid Back |
07 | Tonight Looks Good On You |
08 | Too Fast |
09 | If My Truck Could Talk |
10 | Old Boots, New Dirt |
11 | I Took It With Me |
12 | Don't Change Gone |
13 | Miss That Girl |
14 | Gonna Know We Were Here |
15 | Two Night Town |