Schon der Opener "Homegrown Honey", der in den Charts seit Wochen emsig Richtung Gipfel klettert, sprüht nur so vor guter Laune. Gemeinsam mit seinem guten Freund Charles Kelley (Lady A) hat Darius Rucker hier einen echten Hit fabriziert. Spätestens beim groovigen Hook "Honey, honey, honey you're so money" ist er da, der viel zitierte Ohrwurm, der so schnell nicht wieder verschwindet. Herrlich!
Nach so einem Auftaktknaller möchte man natürlich mehr, und "Good For a Good Time" entspricht diesem Wunsch nur allzu gerne. Ein kerniges Dobro-Intro, eine gniedelnde Fiddle und ein munter hämmerndes Piano vereinen sich zu einer ausgelassenen Honkytonk-Nummer, bei der das Stimmungsbarometer keinen Deut abfällt. Diese Gefahr droht auch beim schunkeligen "Baby I'm Right" nicht, das mit locker-leichten Melodien und dem Zusammenspiel der wohligen Stimmen von Rucker und Special Guest Mallary Hope zu überzeugen weiß.
Was also schon äußerst gefällig begonnen hat, findet im Titeltrack "Southern Style" seinen vorzeitigen absoluten Höhepunkt. Vom schrammeligen Slide-Guitar-Intro bis hin zum mitreißenden Refrain ist die Nummer eine perfekte Symbiose aus Country, Southern Rock und Blues. Musikalisch ein echter Leckerbissen, und Ruckers mit so viel Farbe und Seele gesegnete Stimme setzt dem Ganzen die Krone auf. Was soll danach bloß noch kommen? Mehr Songs, die die Unterhaltungsschraube weiter nach oben drehen, lautet die simple Antwort.
"High On Life" zelebriert mit authentischer Leichtigkeit das Leben, "Perfect" ist eine wunderbar stimmungsvolle Ode an die geliebte Frau, und "You, Me & My Guitar" strotzt vor Lässigkeit und purer Spielfreude. Hat dieses Album denn gar keine Schwachpunkte, mögen sich kritische Leser mittlerweile fragen. Doch, hat es. "Low Country" fällt qualitativ merklich ab, und wirkt irgendwie zu gewollt und ein wenig zahnlos. Anders, aber keinesfalls schlecht ist "Need You More", das deutlich Richtung Pop abdriftet und die bis dato konsequente Orientierung am traditionellen Country-Sound ein wenig lockert. Eine gelungene Abwechslung, die aber eine Ausnahme darstellt. Denn schon mit "Half Full Dixie Cup" kehrt Rucker mit Schwung in sein bevorzugtes Territorium zurück.
Nach dem munter vor sich hin stampfenden "Lighter Up" präsentiert der 48-jährige mit "You Can Have Charleston" seine ernstere Seite, und überlässt einer verflossenen Liebe großzügig (und aufgrund seiner Gefühle notgedrungen) seine geliebte Heimatstadt an der amerikanischen Ostküste. Den Abschluss bildet dann "So I Sang", eine gefühlvolle Ballade darüber, dass die Musik stets das Medium war, mit dem Rucker seinen Gefühl Ausdruck verleihen konnte. Nimmt man "Southern Style" als Maßstab, dürfte seine Stimmungslage irgendwo Im Bereich "wunschlos glücklich" einzuordnen sein.
Fazit: Nach dem etwas ernst geratenen (und sehr guten) Vorgänger "True Believers" legt Rucker mit "Southern Style" einen Nachfolger hin, der fast das komplette Gegenteil ist: fröhlich, optimistisch und losgelöst. Ein wirklich tolles Album, das zeigt, wie tief der vielseitige Musiker in der Country Music verwurzelt ist.