Carolyn Rucker hat ihn, Darius, gemeinsam mit seinen Geschwistern als alleinstehende Mutter in Southern Carolina großgezogen. Als Schwarze in den Südstaaten war das in früheren Zeiten sicher keine leichte Sache. Umso trauriger ist es, dass es ihr nicht mehr vergönnt war, den Erfolg ihres talentierten Sprosses zu erleben. Wie man weiß, schlug Darius Rucker zunächst als Sänger der Band Hootie & The Blowfish eine Grammy-dekorierte Rockmusik-Karriere ein, bevor er 2008 ins Country-Fach wechselte. Auch mit dieser Gangart kam er großartig zu recht und fand sich schnurstracks auf Erfolgskurs: 2013 sprang für ihn mit seiner Version des Old Crow Medicine Show-Songs "Waggon Wheel" sogar erneut ein Grammy heraus (in der Kategorie "Best Country Solo Performance").
Wieder auf Hit gepolt: "Carolyn's Boy"
Noch beeindruckender erscheint seine Konstanz: Alle seine bisher erschienenen fünf Country-Alben landeten in den Top 3 der Country-Charts (drei Mal sogar Platz eins) und auch in den Hot 200 (den Pop-Charts) reüssierte er mit vier Alben in den Top 10. Darius Rucker ist damit ein waschechter Crossover-Künstler. Einer der Rock, Pop und Country im Repertoire hat und auch gegenüber Blues, R&B und Soul keinerlei Berührungsängste hat. Ein Act, der, was immer er auch anpackt, auf Erfolg gepolt zu sein scheint. Ob er diese imposante Hitgeschichte mit "Carolyn's Boy" jetzt weiter fortschreiben kann? Man muss wohl kein Prophet sein und auch keine Glaskugeln bemühen: Ja, auf alle Fälle! Keine Zweifel!
Die Vorzeichen für einen weiteren Volltreffer stehen für den 57-jährigen Sänger schon alleine deshalb so gut, weil er mit dem Album wieder sämtliche Register zieht. Er bietet 14 Titel an, die alle ein gutes Maß an Hitpotential mitbringen, die den Hörer in eine gute Stimmung versetzen, die blitzsauber arrangiert und instrumentiert sind und die von Darius Rucker mit seiner souligen Samtstimme unverkennbar eingesungen wurden. Dazu kommt, dass er sich für das Song-Setup von "Carolyn's Boy" mit der Creme de la Creme der Nashville-Songschreiber zusammengetan hat. Mit dabei sind unter anderem Ross Copperman, Josh Osborne, Ben Hayslip, Charles Kelley, Ashley Gorley, Michael Hardy, Sarah Buxton und - Trommelwirbel, Tusch! - ein gewisser Ed Sheeran. Mit ihm, sowie mit Kyle Rife und Joel Crouse schrieb er den Track "Sara" - ein unaufgeregter, grundsympathischer und größtenteils im Akustik-Outfit gehaltener Folk-Song.
Als erste Single-Auskopplung wählte man dennoch den Opener "Beers And Sunshine". Gute Wahl! Der mit Reggae-typischen Groove unterlegte Song hält, was der Titel verspricht. Er bietet vom ersten bis zum letzten Ton ein chilliges Feeling und sonnige Melodien. Klar, Bier und Sonne, wer kann da schon schlechte Laune haben? Darius Rucker jedenfalls nicht. Ohnehin scheint es, dass der Mann eine echte Frohnatur ist. Sein Emotions-Spektrum auf "Carolyn's Boy" umfasst jedenfalls die Abstufungen "gut drauf", "sehr gut drauf" und "romantisch". Miesepeter und Schwarzmaler gehen da leer aus. Oberflächlich aber ist das Album dennoch nicht. So mancher Track besitzt Tiefgang oder zumindest tiefgehende Emotionen - beispielsweise die wunderbare, akustisch arrangierte Ballade "Never Been Over" oder das nachdenkliche, im Country-Pop verortete "Fires Don't Start Themselves". Zwischendrin wird es überdies auch mal spirituell: "Ol' Church Hymn" ist natürlich ein echter Country-Gospel mit jeder Menge Hallelujas.
Darius Rucker: seine Musik wirkt wie Johanniskraut
Der Rest des Albums geht aber als akustisches Johanniskraut durch, dem man ja eine aufhellende Wirkung bescheinigt. Ohne störende Nebenwirkungen tragen Titel wie der nette Country-Popper "Same Beer Different Problem", die rockige Südstaaten-Ode "Southern Comfort", der herrliche, im Sechs-Viertel-Takt daherkommende Country-Track "Sure Would Have Loved Her" und der hymnische Happy-Sound von "Have A Good Time" spürbar zum Wohlbefinden bei. Nach Titeln wie diesen, geht einem der Alltag leichter von der Hand, da scheint auch an einem trüben Tag für einen die Sonne.
Mit dem wunderbar romantischen Song Trio "3am In Carolina", "Lift Me Up" und "Stargazing" beendet er sein sechstes Country-Album herzerwärmend gefühlvoll.
Fazit: Sein sechstes Country-Album bringt alle Hit-Voraussetzungen mit: "Carolyn's Boy" ist dazu Darius Ruckers wohl persönlichstes Album.