Hidden Figures - Drei unerkannte Heldinnen und ein Kevin Costner.
"Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" gehört zum engen Kreis der Award-Favoriten: Die das auf wahren Ereignissen beruhende Tragikomödie erzählt von einem nahezu unbekannten Kapitel der Raumfahrer-Geschichte, in dem eine Handvoll afroamerikanischer Frauen eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) sind drei brillante Mathematikerinnen. Anfang der Sechzigerjahre arbeiten sie bei der NASA (National Aeronautics and Space Administration) und sind in erster Linie für einfache Bürotätigkeiten zuständig. An vorderster Front erleben sie wichtige Ereignisse der Raumfahrtgeschichte hautnah mit, denn sie sind ein Teil jenes Teams, das dem ersten US-Astronauten John Glenn die Erdumrundung ermöglichte. Doch bis es so weit kam, musste das Trio selbst dafür sorgen, dass ihre vornehmlich weißen, männlichen Kollegen Geschlechter- und Rassenkonflikte überwindet und ihre Kolleginnen als vollwertige Mitglieder dieses Teams akzeptiert…
Nominiert für zwei Golden-Globes
In den USA hat " Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" sein Budget von gerade einmal 25 Millionen US-Dollar bereits wieder eingespielt, nun kommt das ungewöhnliche Biopic von drei bislang unbekannten Heldinnen auch in die deutschen Kinos. Für erstes Aufsehen sorgte bereits die Erwähnung bei den Golden Globes: Theodore Melfis tragikomisches Biopic wurde in den Kategorien "Beste Nebendarstellerin" und "Bester Score" nominiert, musste sich allerdings von Viona Davis' Performance in "Fences" und der Musik aus "La La Land" geschlagen geben.
Aufmerksamkeit hat der Film indes dennoch verdient. Theodore Melfi erzählt eine Geschichte über drei Frauen, die aller Widerstände zum Trotz eine Arbeit verrichteten, die zu damaliger Zeit keiner von ihnen erwartet hätte. Heutzutage hätte eine derartige blinde Ablehnung einer einzelnen Ethnie oder Geschlechts immer noch nichts von ihrer rassistischen Aussage verloren, doch gerade die zu damaliger Zeit vorherrschende Selbstverständlichkeit macht "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" trotz seiner leichtfüßigen Inszenierung immer mal wieder recht beklemmend. Wie gut, dass Theodore Melfi ein Meister darin ist, dieses Gefühl mit Amüsement und Augenzwinkern aufzuwiegen.
Taraji P. Henson, Octavia Spencer und Janelle Monáe - Ein dynamisches Trio
Der besonders hohe Anteil von männlichen, weißen Hauptfiguren in den aller meisten Hollywood-Produktionen wird von einem Film, in dem einmal nicht solche Charaktere im Mittelpunkt stehen, gewiss nicht aufgehoben. Gleichzeitig trägt Regisseur Theodore Melfi ("St. Vincent") mit seiner Erzählweise dazu bei, das in "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" ausschließlich die Frauen relevant sind - und das ist auch gut so!
Taraji P. Henson ("Empire"), Octavia Spencer ("Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" zu sehen) und Janelle Monáe ("Freunde mit gewissen Vorzügen") spielen ihre vollkommen unterschiedlichen Rollen mit viel Feingefühl und verhelfen dem Film gemeinsam zu einer toughen, aufbegehrenden aber auch immer wieder angenehm humorvollen Attitüde. "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" streift immer wieder die unbequeme Rassendiskussion der damaligen Zeit - wenn Regisseur Melfi seine Hauptfigur Dorothy mehrmals am Tag quer über das NASA-Gelände rennen lässt, weil in ihrem Arbeitstrakt keine Toilette für Schwarze zugänglich ist, dann wohnt dieser Absurdität etwas Tragikomisches inne, das einem das Lachen im Halse stecken bleiben lässt.
"Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" ist keine Komödie, doch mit der Betonung der dem Rassismus zugehörigen Idiotie setzt der Regisseur interessante und weitaus einprägsamere Akzente, als mit einem reinen Drama.
Kevin Costner als Vermittler zwischen den Ethnien
Schauspieler, Regisseur und Country-Sänger Kevin Costner zeigt sich in "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" von seiner zurückhaltenden Seite. Seine Figur des Projektleiters Al Harrison bleibt lange Zeit Beobachter, eh sie sich der unter der Oberfläche brodelnden Probleme annimmt.
Costner legt viel Feingefühl in seine Performance, spricht lieber zu wenig als zu viel und schafft es, die zu Beginn noch an den Tag gelegte Strenge sukzessive und absolut glaubhaft aufbrechen zu lassen. Gleichzeitig scheint der Regisseur um die eigentliche Unbedeutendheit von Costners Charakter zu wissen. Wenngleich er immer wieder im Hintergrund die Fäden zieht, sind es doch vor allem Katherine, Dorothy und Mary, auf denen in "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" der Fokus liegen soll. Mit vereinzelten großen Gesten, die in erster Linie symbolischer Natur sind (etwa das Abhängen des "For Black Only"-Schildes über der Toilette) lenkt Costner die Geschichte in manchen Momenten in eine andere Richtung. In erster Linie beobachtet er das Geschehen allerdings still von Außen und setzt so minimale, aber entscheidende Akzente.
Ein beschwingter Soundtrack für Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen von Pharrell Williams und Hans Zimmer
Mit seinem Gute-Laune-Song "Happy" machte sich der US-amerikanische R'n'B-Star Pharrell Williams auch in der Filmszene einen Namen. Seit 2014 tritt der mehrfache Preisträger diverser Goldener und Platin-Schallplatten auch als Produzent auf. Zu seinen Projekten gehört unter anderem der zweite "Spider-Man"-Film "Rise of Electro" und das leider vollkommen zu Unrecht untergegangene Coming-of-Age-Drama "Dope".
In "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" macht Williams nun gemeinsame Sache mit Hans Zimmer - aus dieser ungewöhnlichen Kollaboration entsteht nicht bloß ein von seiner Gegensätzlichkeit lebender Soundtrack. Das Biopic ist zugleich Pharrell Williams' neuester Film, der auch direkt von ihm mitproduziert wurde. Nach einer langen Zeit im Musikgeschäft scheint es den US-Amerikaner immer häufiger auch in organisatorische Positionen Hollywoods zu ziehen - mit dem Drama "Roxanne Roxanne" steht auch bereits sein nächstes Projekt in den Startlöchern.
Fazit: "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" erzählt mit viel Fingerspitzengefühl und einer ausgeklügelten Balance aus Drama und Komödie die Schicksale von drei Powerfrauen nach, ohne die die US-amerikanische Raumfahrtgeschichte gewiss ganz andere Wendungen genommen hätte.