In "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" spielt Tim McGraw neben Sam Worthington und Octavia Spencer.
Mit einem tief religiösen Film kehrt Tim McGraw auf die Kinoleinwände zurück. In einer Nebenrolle unterstützt er Sam Worthington und Octavia Spencer in dem Film "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott", der auf den gleichnamigen Beststeller basiert und der in den USA schon mehr als das doppelte seiner Kosten wieder eingespielt hat. Gleichzeitig steuert Tim McGraw mit seiner Ehefrau Faith Hill einen neuen Song für den Soundtrack hinzu.
Der Inhalt von "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott"
Für den liebenden Familienvater Mackenzie "Mack" Phillips (Sam Worthington) bricht eine Welt zusammen, als seine kleine Tochter bei einem gemeinsamen Familienausflug eines Tages gekidnapped und anschließend ermordet wird. Zwei Jahre nach diesem tragischen Ereignis, die Familie ist innerlich längst zerbrochen, findet Mack einen Brief in seinem Postkasten. Hierauf zu lesen ist die Einladung in jene Hütte, in der einst die letzten Überreste seiner Tochter gefunden wurden.
Gemeinsam mit seinem besten Freund Willie (Tim McGraw) reist er dorthin, in der Hoffnung, Antworten auf bislang ungelöste Fragen zu erhalten. Vor Ort angekommen, trifft er auf Gott in der Gestalt einer liebenswürdigen Frau (Octavia Spencer) sowie Jesus (Avraham Aviv Alush) und Sarayu - den heiligen Geist (Sumire Matsubara).
Das Wochenende wird Mack mit seinen schlimmsten Gedanken und Ereignissen aus der Vergangenheit konfrontieren, aber vielleicht auch endlich dazu führen, dass er wieder in der Lage ist, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.
Nicht nach einer wahren Geschichte!
Hierzulande ist der Markt für gottesfürchtiges Religionskino relativ klein. Filme wie "Den Himmel gibt's echt" oder "Himmelskind" starten hierzulande in kleiner Auflage; in den USA dagegen stürmt die angesprochene Zielgruppe regelmäßig in die Kinos, um sich anzusehen, auf welche Art und Weise die Macher diesmal ihre optimistische Botschaft an den Zuschauer herantragen wollen.
Gemein ist ihnen allen der regelmäßige Verriss in den internationalen Feuilletons, denn die genannten Beispiele sind in ihren "Gott gibt es wirklich"-Messages selten subtil. Selbst, wenn sie in erster Linie "nur" Mut machende Metaphern sein sollen, wie auch in "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott", setzen viele auf den vermeintlichen Mehrwert, dass all diese Geschichten auf wahren Ereignisse beruhen, was die Existenz Gottes in letzter Instanz dann doch immer irgendwie beweisen soll.
"Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" basiert nicht offiziell auf wahren Ereignissen. Aufbereitet wird sie dennoch wie ein solcher Tatsachenbericht mit vielen Voice-Overs und einem ausgiebigen Epilog, der zeigen soll, wie die Hauptfigur durch das Ereignis vorab innerlich gereift ist. Das kann man mögen - erst recht, wenn man für derartige Geschichten empfänglich ist. Da sich "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" in seiner ganzen Aufmachung jedoch so klar dem Fantasy-Film zuordnen lässt, der ab den Momenten in der Hütte zu keiner Sekunde die Frage aufkommen lässt, dass all das hier nicht real sein kann, ist die anschließende Bemühung um Bodenständigkeit und Realismus fast schon dreist.
Eine interessante Entstehungsgeschichte
Das Interessanteste an "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" ist da noch die Entstehungsgeschichte. Eigentlich war das Buch "The Shack", so auch der Originaltitel von "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott", des kanadischen Autor William P. Young nämlich nur als selbstverfasstes Weihnachtsgeschenk für seine sechs Kinder gedacht.
Von seinem begeisterten Umfeld dazu gedrängt, das Buch auch offiziell zu veröffentlichen, gründete er zwei Jahre später den Verlag Windblown Media, wodurch sich das Buch bis 2006 über sechs Millionen mal verkaufte.
"The Shack" enterte nicht nur 70 Wochen lang (!) die Bestsellerliste der New York Times, sondern wurde anschließend in die ganze Welt verkauft. Seit Anfang März läuft die gleichnamige Leinwandadaption in den US-amerikanischen Kinos und hat bei einem Budget von 20 Millionen US-Dollar bereits das Doppelte wiedereingespielt. So kommt es, dass "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" hierzulande nicht etwa von einem kleinen Independent-Verleih, sondern mit einer relativ hoher Kopienanzahl von Concorde vertrieben wird.
Vom stimmungsvollen Thrillerdrama zur verkitschten Gehirnwäsche
Was beginnt wie ein stimmungsvolles Thrillerdrama - die Szene, in welcher Mack das Verschwinden seiner Tochter bemerkt, dürften gerade Eltern so richtig unter die Haut gehen - beginnt, endet für alle Beteiligten in einem erschreckend naiven Versuch, das Motiv der "Vergebung" an den Zuschauer heranzutragen.
Ziel des Gezeigten ist es, Mackenzie dazu zu bewegen, dem Mörder seiner Tochter zu verzeihen. Nur so - so der Vater, der Sohn und der Heilige Geist - könne er ab sofort wieder ruhig und entspannt in die Zukunft blicken und das Geschehene hinter sich lassen.
An sich ist an diesem Grundgedanken auch nichts Verwerfliches zu finden, doch die Naivität, mit welcher ein derart komplexes Thema hier aufbereitet wird, ist nicht bloß erschreckend, sondern regelrecht gefährlich. Regisseur Stuart Hazeldine lehnt sich konsequent und vorwurfsvoll gegen andere Meinungen auf, drängt im Moment der Skepsis sogar den Sam Worthingtons Figur in die Rolle des Antagonisten und ergreift Partei für den eigentlichen "Bösewicht".
Nur wer vergibt, kann das vergangene hinter sich lassen - eine andere Einstellung lässt "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" nicht zu, sondern konfrontiert die Hauptfigur einfach so lange mit unangenehmen Situationen, bis der traurige Mann Hass und Unverständnis hinter sich lässt, um nicht auch noch von Gott selbst verlassen zu werden.
Eingehüllt in sonnengetränkte, farbintensive und schlichtweg postkartentaugliche Bilder, bei denen selbst Nicholas Sparks oder Lasse Hallström neidisch werden, verkaufen die Macher ihren Film obendrein als absolutes Wohlfühlkino. Dreister und fehlgeleiteter geht es nicht.
Tim McGraw zwischen Sam Worthington und Octavia Spencer
Das große Los in Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" haben allenfalls jene Schauspieler gezogen, die im Film gar nicht erst mit Gott in Berührung kommen müssen. Tim McGraw ("Blind Side - Die große Chance") sowie Radha Mitchell ("London Has Fallen") sind lediglich in den Szenen zu sehen, die sich vor und nach dem Mord an Tochter Missy in der Realität abspielen. McGraw überzeugt als um das Wohl von Mack bemühter, bester Freund, der selbst dessen Vermutung, einen Brief von Gott persönlich erhalten zu haben, nicht sofort für Unsinn abtut, während man Radha Mitchell die Unsicherheit im Umgang mit ihrem eigenen Ehemann jederzeit abkauft.
Sam Worthington ("Avatar") versucht sichtbar, dem ganzen hanebüchenen Szenario noch irgendwie einen Hauch echter Menschlichkeit zu verleihen. In der Realität gelingt das auch, doch sobald seine igur die Hütte betritt, muss er zu verkrampft gegen das miese Skript ankämpfen, dass er darüber die Leidenschaft am Spiel aus den Augen verliert. Nein, in "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" gibt es partout keine Gewinner, sondern nur Verlierer. Und der größte von ihnen ist der Zuschauer.
Fazit: Ein Film wie "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" sollte gar nicht erst in die Kinos kommen. Regisseur Stuart Hazeldine drängt den Zuschauer so sehr in eine bestimmte Geisteshaltung und lässt dabei keinerlei Zweifel zu, dass es schier unmöglich ist, dem auf der Leinwand Gezeigten irgendetwas Positives abzugewinnen. Wer eine bestimmte Meinung vertritt, sollte zumindest vorgeben, auch andere zuzulassen.