Gewissermaßen spinnt der Film zwei reale Begebenheiten nur ein bisschen weiter: die US-Wahlgroteske von 2000, als die Stimmzettel von Florida allein wahlentscheidend wurden, und die plötzliche Medienberühmtheit des einfachen Klempners "Joe the Plumber", der 2008 als US-Durchschnittsbürger zu Popularität kam, weil er Barack Obama im Wahlkampf die Meinung sagte. In Kevin Costners harmlosem Polit-Jux ist es Bud, ein Durchschnittstyp aus einem winzigen Kaff in New Mexico und gerade arbeitslos geworden, der durch einen dummen Zufall mit seiner Stimme ganz allein den nächsten Präsidenten bestimmen kann.
Ein beispielloser Run bricht los: Der amtierende Präsident Boone ("Frasier"-Star ) und sein demokratischer Herausforderer Greenleaf (Dennis Hopper) buhlen um den sympathischen, aber ungebildeten Säufer mit einem ganz auf ihn abgestimmten Wahlkampf. Eine Medienmeute belagert Buds Mobile Home, aber Bud will eigentlich nichts anderes, als seine Ruhe. Seine Tochter Molly (pfiffig: Madeline Carroll), eine aufgeweckte 12-Jährige, versucht derweil, ihrem Vater politische Verantwortung zu vermitteln. Dabei hat sie schon Mühe, den verkaterten Bud morgens aus dem Bett zu kriegen – keine Frage, wer hier eigentlich wen allein erzieht.
"Swing Vote - Die beste Wahl" im Geiste alter Frank-Capra-Klassiker
"Swing Vote - Die beste Wahl", von Kevin Costner auch produziert, orientiert sich am Geist alter Frank-Capra-Klassiker wie "Mr. Smith geht nach Washington", in denen ein Durchschnittsamerikaner (meist James Stewart) denen "da oben" mal zeigt, was Aufrichtigkeit und politisches Verantwortungsgefühl bedeutet. Auch Bud entwickelt sich schließlich zu einem ebensolchen Musterbürger. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, denn sein Interesse gilt vorerst ausschließlich dem bierseligen Müßiggang. Bis er erkennt, dass jede Stimme zählt und etwas verändern kann…
Auf diese Botschaft lässt sich die putzige Politsatire auch reduzieren, die mit ihrer rührenden Vater-Tochter-Beziehung mehr aufs Herz zielt als auf politischen Biss setzt. Sorgsam wird darauf geachtet, niemandem wirklich auf die Füße zu treten. Mit der Folge, dass so wenigstens alle ihr Fett wegkriegen: Immer im Bestreben, Buds gedankeloses Gebrabbel richtig zu deuten, sind der republikanische Präsident und sein Berater (Stanley Tucci) plötzlich Verfechter der Homoehe und eines ökologisches Millionenprojekts, während sich der demokratische Herausforderer und sein Sprecher (Nathan Lane) als vehemente Abtreibungsgegner geben. Politik als rückgratloser Kampf um jede Stimme. Und mittendrin der Simpel mit der Bierdose, dem die Bestechungsversuche zunehmend gefallen. Wer ließe sich nicht gern mal in den Präsidentenflieger Air Force One einladen?
Für Fans des Musikers Kevin Costner ist "Swing Vote - Die beste Wahl" allein schon deshalb sehenswert, weil der Film mit seinem Debütalbum "Untold Truths" von 2008 gekoppelt ist. Darauf befinden sich ein Song für Molly ("Don’t Lock ’em Away"), einer für Bud ("Gotta Get Away"), und auf der Party des demokratischen Kandidaten im Film singt Costner den Albumtitel "Backyard". Denn Bud, so erfährt man, war mal Sänger einer Willie-Nelson-Coverband - woraufhin Willie Nelson persönlich in einem kurzen Gastauftritt versucht, Bud seine Stimme für die "richtige Partei" abzuluchsen.
Fazit: "Swing Vote - Die beste Wahl" ist ein harmloses Politmärchen mit Kevin Costner als gedankenlosem Suffkopp, der über Umwege seine staatsbürgerliche Verantwortung erkennt. Nicht die beste Wahl, aber liebenswert und hervorragend besetzt.
Regie | Darsteller | Rolle | ||||
Joshua Michael Stern | Kevin Costner | ... | Bud Johnson | |||
Madeline Carrol | ... | Molly Johnson | ||||
Paula Patton | ... | Kate Medison | ||||
Kelsey Grammer | ... | President Andrew Boone | ||||
Dennis Hopper | ... | Donald Greenleaf | ||||
Nathan Lane | ... | Art Crumb | ||||
Stanley Tucci | ... | Martin Fox | ||||
George Lopez | ... | John Sweeney | ||||
Judge Reinhold | ... | Walter | ||||
Charles Esten | ... | Lewis | ||||
Richard Petty | ... | sich selbst | ||||
Willie Nelson | ... | sich selbst |