Der Film zur Serie - in "Hannah Montana - Der Film" ist auch Taylor Swift dabei
Es kommt der Tag, da lassen sich Teenie-Phänomenen einfach nicht mehr ignorieren. "Hannah Montana" hat diesen Zeitpunkt längst erreicht. Deshalb für alle, die keine Mädchen ab acht Jahren zu ihrer Familie zählen, schnell ein paar erklärende Worte. Die Disney-Channel-Sitcom "Hannah Montana" läuft seit 2006 auch bei uns im Fernsehen und handelt von der jungen Miley Stewart, die ein geheimes Doppelleben führt: tagsüber Schule, danach umschwärmte Teenie-Pop-Prinzessin Hannah Montana. Das wissen aber nur ihre Angehörigen und Freunde, weil die blonde Hannah-Perücke reicht, um ihre wahre Indentität zu verschleiern.
Da das anscheinend der Traum aller Mädchen ist, und Hauptdarstellerin Miley Cyrus tatsächlich singen kann, hat die Wirklichkeit die Serie längst überholt. Die echte Miley, mittlerweile 16, ist zum weltweit angehimmelten Popstar mutiert und durchlebt sozusagen ihre Serienrealität, zumal ihr TV- und ihr wahrer Daddy auch noch identisch sind: Countryrocker Billy Ray Cyrus ("Achy, Breaky Heart") spielt Robby Ray Stewart. Alles klar? Dieser kuriose Mix aus Kunstfigur und Wirklichkeit dürfte wesentlich zum Erfolg von Hannah Montana/Miley Cyrus beigetragen haben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis nach immens erfolgreichen CDs, einem 3D-Konzertmitschnitt und zahllosen Merchandise-Produkten ein Spielfilm vom perfekt geschmierten Disney-Fließband laufen würde.
Die Überraschung vorweg: "Der Film" ist erträglicher geworden als vergleichbare Disney-Produkte, wie beispielsweise die "High School Musical"-Trilogie. Das liegt in erster Linie an der sympathischen Miley Cyrus und den gelungenen Musikeinlagen. Außerdem hebt sich das Country-Musical beträchtlich von der Sitcom ab. Es konzentriert sich ganz auf seinen Star Miley/Hannah und bemüht sich - trotz diverser Slapstick-Einlagen - um eine zaghafte Ernsthaftigkeit; schließlich handelt der Film davon, dass Miley ihren Platz im Leben sucht und findet. Der größte Pluspunkt ist aber, dass sich die Filmemacher entschieden haben, die Studiokulissen zu verlassen. Regisseur Peter Chelsom ("Darf ich bitten?") drehte an Originalschauplätzen in Los Angeles, Kalifornien, und der Gegend um Nashville, Tennessee, wo auch die echte Miley Cyrus aufgewachsen ist. Dadurch bekommt der Film eine gewisse Weite und nutzt noch cleverer als die Serie die bewusste Verschmelzung von Fakten und Fiktion. Als wäre man auf der heimischen Farm von Hannah Montana zu Besuch…
Dort will Miley aber gar nicht mehr hin, denn der Erfolg ist ihr längst zu Kopf gestiegen. Um sie auf den guten, amerikanischen Boden der Tatsachen zurück zu holen, muss sie ihr Vater Robby Ray mit einer List ins heimelige Tennessee locken. Back to the Roots, heißt es für die Mini-Diva. Kühe, Wiesen, Hühnerhäuser statt kreischende Fans und Luxus-Shoppingtouren. Anfangs noch widerwillig, lässt sie sich letztlich auf das beschauliche Landleben ein. Erst recht, als sie den schnuckeligen Mini-Cowboy Travis (Lucas Till) trifft, mit dem sie gern mal zusammen in den Sonnenuntergang reiten würde. Doch es kommt der Tag, da muss sich Miley zwischen Country-Idylle und Showbiz-Glamour entscheiden: Als ihre Heimatgemeinde Crowley Corners an fiese Bauspekulanten zu fallen droht, kann nur noch Hannah Montana mit einem Benefiz-Konzert helfen…
Eine bodenständige, drogen- und skandalfreie Identifikationsfigur für Kinder und Jugendliche mit Entertainer-, Songwriter- und Gesangsqualitäten - die Disney-Verantwortlichen tanzen immer noch vor Freude. Vermutlich zu dem "Hoedown Throwdown", einem fröhlichen Country-Hip-Hop-Mitmachmix, den die Filmemacher scherzhaft "Mileys Macarena" getauft haben. Damit begeistert Miley ihre Nachbarn auf einer Scheunenparty und erzeugt eine Lebensfreude, der man sich auch als Zuschauer nur schwer entziehen kann.
Überhaupt finden sich in dem romantischen Musical jede Menge Hit-taugliche Songs, wie die Gitarrenballade "Butterfly Fly Away", die Miley mit ihrem Vater singt, und Mileys Single "The Climb". Papa Billy Ray brachte schnell noch das Titelstück seines eigenen Albums "Back to Tennessee" unter, da ihn seine Tochter in punkto Popularität längst überholt hat. Insgesamt performt Miley/Hannah zwölf neue Country-Popsongs und die illustren Gaststars besorgen den Rest: Rascal Flatts geben einen kleinen Veranda-Akustikgig ("Backwards", "Bless the Broken Road"), und Country-Überfliegerin Taylor Swift hat einen Kurzauftritt mit ihrem romantischen Lovesong "Crazier". Außerdem war sie Ko-Autorin der Schlussnummer "You'll Always Find Your Way Back Home"; den findet letztlich natürlich auch Miley - und ihre deutschen Fans garantiert den Weg ins Kino.
Fazit: Ganz auf junge Mädchen zugeschnittene Komödie, an der auch musikbegeisterte Eltern ihren Spaß haben könnten - vorausgesetzt, sie dürfen ihre Kinder ins Kino begleiten!