Dolly Parton spielt die Hauptrolle in "Ein Engel auf Probe"
Ruby Diamond (Dolly Parton) ist eine Country-Sängerin, die von der ganz großen Bühne träumt. Doch bis dahin muss sie mit billigen Honkytonks vorlieb nehmen. Als sie nach einem Auftritt auf dem Nachhauseweg wegen eines Rehs von der schneeglatten Fahrbahn abkommt, findet sie sich plötzlich an der Himmelstür wieder. Dort erfährt sie vom heiligen Petrus, dass die Pforten für sie verschlossen bleiben, weil sie zu Lebzeiten nicht genug gute Taten vollbracht hat. Doch wir wären nicht in einer Weihnachtskomödie, wenn sie Petrus nicht dazu durchringen würde, ihr eine Chance zu geben: Bis zu den Fest darf sie auf die Erde zurückkehren, um sich den Eintritt ins Himmelreich zu verdienen. Dazu bleiben ihr jedoch nur wenige Tage.
Sie landet sehr unsanft direkt vor dem Haus von Ben Bartilson (Brian Kerwin) und seinen beiden Kindern Sarah (Allison Mack) und Matthew (Eli Marienthal). Dort ist von vorweihnachtlichem Familiensinn nichts zu spüren. Seit dem Tod der Mutter lebt Ben nur noch für die Arbeit, die halbwüchsige Sarah sitzt pausenlos vor dem Computer und möchte am liebsten über Weihnachten mit Freunden verreisen. Und der kleine Matthew spielt Videospiele. Ein klarer Fall für Möchtegern-Engel und Super-Nanny Ruby Diamond. Sie hat zwar von Kinderbetreuung keine Ahnung, aber mit ihrer bodenständigen Art wird sie der Familie schon den nötigen "Christmas Spirit" beibringen…
"Ein Engel auf Probe" ist eine amerikanische Fernsehproduktion von 1996, die bei uns auch manchmal "Ein Weihnachtsengel auf Probe" hieß, aber in der deutschen Fassung bislang nicht auf DVD erschienen ist. Dolly Parton, die auch als ausführende Produzentin fungierte, hat sich die Rolle auf den Leib schreiben lassen und versorgt die mäßig originelle, aber besinnliche Fantasykomödie mit dem nötigen Drive. Sie dominiert jede Szene mit ihren offenenherzigen Kommentaren zur Lage des Bartilson'schen Familienfriedens. Als Engel ohne Flügel sammelt Parton dadurch fleißig Sympathie-Punkte beim Zuschauer und letztlich natürlich auch bei ihrer Gastfamilie selbst.
Mit "Whatcha Tryin' to Do to Me?" und "Unlikely Angel" singt Dolly Parton darüber hinaus zwei Originalsongs (ganz abgesehen von einem Weihnachtsduett mit dem kleinen Matthew am Klavier, bevor sie dann zu guter Letzt in den Engels-Chor aufgenommen wird). Dass sie den ganzen Film über ihre üppige Oberweite selbstironisch ins rechte Licht rückt, dürfte vor allem männliche Countryfans erfreuen. Aber diese Koketterie gehört bei ihr ja ohnehin zum Standardprogramm. Und mehr sollte man von der Weihnachskomödie auch nicht erwarten als ein routiniertes Märchen mit Sitcom-Charakter, dass ganz auf altbewährte Zutaten vertraut, und auf humoristische Weise dem Geist der Weihnacht nachspürt, bis man die Englein singen hört.
Erwähnenswert am Rande ist unbedingt noch Roddy McDowall, der Petrus spielt, und als Running Gag immer wieder in anderen Verkleidungen bei Ruby auftaucht, um ihr Tipps zu geben oder sie zu ermahnen. Denn der betagte Schauspieler, der 1998 starb, trägt einiges an Filmgeschichte mit sich herum und dürfte bei dem einen oder anderen sogar Weihnachtserinnerungen wecken: In den 40er Jahren war McDowall ein berühmter Kinderstar, dessen Gesicht man aus Feiertagsausstrahlungen wie "Flicka", dem Lassie-Abenteuer "Heimweh" (beide 1943) und John Fords fünffach oscarprämiertem Meisterwerk "So grün war mein Tal" (1941) kennt.
Fazit: "Ein Engel auf Probe" ist familientaugliche Feiertagsunterhaltung, die bei Dolly Parton-Fans die Vorfreude auf Weihnachten erheblich steigern dürfte.