Mit "Made in Germany" den Zeitgeist getroffen
Der Titel(song) "Made in Germany" dürfte bewusst gewählt worden sein. Ein Zeichen gerade heute, wenn es gern kritisch gesehen wird, sich als deutsch zu bekennen. Insofern mutig und zu würdigen, dass Truck Stop einen Weg wählen, ihren Weg, sich solidarisch mit ihrem Land zu zeigen.
Der sanfte Song, der von der Schönheit des einfachen Lebens erzählt, ist jedoch bis auf eine Fiddle-Untermalung definitiv eher schlagerlastig. Und hiermit wären wir beim Thema - im Grunde sind Truck Stop auf "Made in Germany" noch mehr von Country Music abgerückt. Ein klein wenig davon lässt sich allenfalls im angenehmen Slow Song "Weil Du es bist", im frechen "Nachbarn" oder selbstbewussten "Nicht der Typ" erkennen. Verändert hat sich auch die Orientierung der Songs. Beschrieben wird nicht mehr das Offensichtliche, wie Trucks, schöne Frauen, Cowboystiefel - man schaut auf sich selbst und reflektiert Beziehungen und Gedanken.
Die Cowboys sind weich geworden. Sie passen in den Zeitgeist, ja, doch vielleicht nicht mehr ins Bild der ursprünglichen Philosophie von Truck Stop. In den 70er Jahren, zu Zeiten von "Die Frau mit dem Gurt", weinten Männer einfach noch nicht. Heute, in "Ohne Frauen wie Dich" dürfen sie diese Schwäche zeigen. Würde jetzt auch zu den Softies aus der Schlagerbranche passen, doch zu Truck Stop?
Truck Stop - dem Zeitgeist angepasst
Truck Stop sind verlässlich und bleiben wohl, egal, was sie machen, für immer die "Cowboys der Nation". 1980 gaben sie sich selbst diesen Titel, als sie ihren bislang größten Hit "Der wilde, wilde Westen" sangen, den damals jedes Kind mitträllern konnte und der noch heute ein Muss auf jedem ihrer Konzerte ist.
Irgendwie ist auch die Musik, die sie nach dem Umbau in der Band heute machen noch Country Music in eine Weise, die sich einfach dem Zeitgeist angepasst hat. Egal, ob in den USA oder in Deutschland, der Wandel hat sich vollzogen, die Themen haben sich verändert und Truck Stop ist mit den Menschen gewachsen. Mit "Männer sind so" war es durchaus noch gelungen, Spielfreude zu zeigen, das Album hatte Power, Fiddle, Pedal Steel oder Mandoline waren kraftvoll eingesetzt. Doch mit "Made in Germany" haben Truck Stop leider an Dynamik verloren.
"Raus aus meinem Kopf"
Lässt man "Made In Germany" im Auto oder im Hintergrund durchlaufen, hört man zweifelsohne durchweg abwechslungsreiche und gut gemachte Musik, die jedoch auch irgendwie direkt wieder "Raus aus dem Kopf" (so einer der angenehmen Titel) ist.
Schwer zu sagen, ob sich auch nur einer der 14 Titel annähernd als Kult etablieren wird, wie die früheren Hits der Band, wie "Der wilde, wilde Westen", "Ich möcht' so gern Dave Dudley hör'n" oder der neueren wie "Männer sind so".
Sicher kann sich der Song "Made in Germany" durchaus als Hymne auf der vor uns liegenden Club-Tour entwickeln, ein Lied, das verbindet, das sich wunderbar eignet, in den Armen zu liegen, die Feuerzeuge raus zu holen und eine Verbindung zu spüren. An musikalischer Qualität haben Truck Stop mit den Jahren und nach vollzogener Umbesetzung nichts eingebüßt, sondern eher gewonnen. Doch an Country-Nähe und Größe gegenüber früher mit "Made in Germany" leider verloren.
Fazit: Mit "Made In Germany" sind Truck Stop nochmal ein großes Stück weiter weg vom früheren Stil der Band und können damit nicht an "Männer sind so" anschließen.
Label: Telamo (Warner) | VÖ: 7. April 2017 |
01 | Made in Germany |
02 | Ich guck' das Spiel, Schatz |
03 | Ein Hund ohne richtigen Namen |
04 | Mama macht Karriere |
05 | Wäre, würde, hätte |
06 | Wenn Du jemand suchst |
07 | Wenn Männerherzen brechen |
08 | Nachbarn |
09 | Weil du es bist |
10 | Ich hab' kein'n Plan |
11 | Nicht der Typ |
12 | Ohne Frauen wie dich |
13 | Raus aus meinem Kopf |
14 | Letzter Halt |