Laut einem Mitarbeiter vor Ort war man bei den Vorbereitungen von 500 Menschen ausgegangen, doch der Vorverkauf lief nur mit circa 200 Tickets. Auch an der Abendkasse fanden sich nicht wesentlich weitere spontane Gäste ein, so dass Truck Stop letztlich traurigerweise vor halb leerem Saal spielen musste. Dass die sechs Musiker Profis genug sind, dennoch eine gute Show abzuliefern, sollten sie an diesem Abend unter Beweis stellen.
Truck Stop mit neuem Image
Nach der Neuformierung im Jahr 2015 und dem danach ersten Album "Männer sind so" hatte sich Truck Stop bewusst vom altem Image entfernt, sich rockiger und moderner gegeben, was auch bei Live-Shows gut ankam. Jetzt mit "Made in Germany" wollte man in eine noch andere Richtung, mit "weniger Klischees und weniger Amerika, dafür mehr Persönliches und Privates" wie Andreas Cisek, der neue Frontmann, angekündigt hatte.
Nun ja, weiter weg von Amerika war man mit diesem Album tatsächlich, welches klar mehr im Schlager-Sektor anzusiedeln ist. Im Live-Konzert in Würzburg allerdings zeigte sich Truck Stop wieder weit tiefer in der Country Music verwurzelt und wesentlich dynamischer. Sicher kein leichter Job, standen zum Showstart vielleicht gerade mal an die 30 Mann direkt vor der Bühne. Der Rest verteilte sich im Raum, teils im hinteren bestuhlten Bereich, teils seitlich an der Bar.
Viel "Made in Germany"
Der Einstieg von Truck Stop war schon etwas unglücklich: Mit "Mama macht Karriere" vom neuen Album, welches, wie sich während des Konzerts heraus stellte, offensichtlich die wenigsten Anwesenden bis dato kannten, dann nur mit einer Strophe angespieltem "Der wilde, wilde Westen" (Stimmung rauf und direkt wieder runter) und direkt hinter her geschobenem "Männer sind so" vom gleichnamigen Vor-Album. Alles etwas schnell, etwas wirr, etwas unpersönlich, ohne ein Wort mit dem Publikum zu kommunizieren.
Die Erklärung folgte im Anschluss: Frontmann Andreas Cisek forderte zunächst das Publikum mit einem "Ihr dürft ruhig etwas näher kommen, dann fühlen wir uns nicht so alleine" auf, die Leere vor der Bühne zu füllen. Einige folgten dem Appell, schoben sogar die Stehtische von der Seite etwas mehr mittig, doch es war nur Illusion, der Raum wurde damit nicht voller. Man wolle an diesem Abend das Beste aus 40 Jahren Truck Stop spielen, führte Andreas Cisek dann weiter aus, gleichzeitig natürlich das aktuelle "Made in Germany"-Album vorstellen. Letzteres dominierte eindeutig, denn die "guten, alten" Hits waren rar gesät.
Andreas Ciseks Schwerpunkt auf die neue Alben
Andreas Cisek, Tim Reese und Andreas Kaufmann, die "Neuen", haben sich trotz anfangs zum Teil harter Kritik in die Band integriert. Dass es nach dem Tod von Burkhard "Lucius" Reichling 2012 und Günter "Cisco" Berndt 2014 nie wieder ganz wie früher werden würde, hat jedem klar sein müssen. So wie Knut Bewersdorff, Uwe Lost und Teddy Ibing ihren neuen Kollegen eine Chance gaben, tat es ein Großteil der Fans und nahm auch hin, damit eben auch einen Teil der Persönlichkeit von Truck Stop gehen lassen zu müssen.
Dass vor allem Andreas Cisek den Schwerpunkt eher auf die letzten beiden Alben setzt, auf denen er bereits als Sänger von Truck Stop dabei war, ist bemerkbar. Eine klare Botschaft spricht er mit dem Titelsong der aktuellen CD "Made in Germany" aus: Wir dürfen stolz auf unser Land sein und sollten Toleranz üben. Sehr schade, dass das Lied, welches live noch wesentlich besser kommt und eigentlich den Status einer Hymne hätte, von offensichtlich doch wenigen im Publikum gekannt und mitgesungen wurde.
Auch "Wenn Männerherzen brechen", "Ich guck' das Spiel, Schatz", "Raus aus meinem Kopf" und "Ein Hund ohne richtigen Namen" wurden vorgestellt. Das wunderschöne "Ohne Frauen wie Dich" verlor live wesentlich an Schlager-Kitsch, gewann an Macht und zeigte Truck Stop in Bestform.
Auch das "Männer sind so"-Album aus 2015 gibt noch reichlich Stoff für die Tour. Hier durfte dann auch mal Schlagzeuger Teddy ans Mikro und sorgte mit seinem, wie er es nannte "Country-Chanson", "Wenn mein Bier bloß so kalt wär'…" für eine kleine Humor-Einlage.
Auch Pedal Steeler Knut Bewersdorff gab mit "Danke für nix" ein Stück zum Besten.
Andreas Cisek moderierte zwischen den noch zahlreichen weiteren Songs des Albums souverän und charmant, überzeugte mit glaubhafter Darstellung seines gefundenen Platzes in der Band, während man bei den leider ohnehin wenigen früheren Hits von Truck Stop nicht umhin kam, einen Hauch Emotionsarmut bei ihm zu erkennen.
Wenig "gute, alte" Truck Stop-Songs
Es ist nun mal bei jedem Künstler und jeder Band das gleiche - es mag das aktuelle Album noch so gut sein, die Fans kommen in die Live-Konzerte, um "ihre" Lieder zu hören, die großen Hits, die man seit Jahren, oft sogar Jahrzehnten, im Ohr und im Herzen hat.
Truck Stop ohne wenigstens "Ich möcht' so gern' Dave Dudley hör'n", "Take it easy, altes Haus" oder "Hillybilly Country Lilly" ginge nicht und wenigstens gewährten die Hamburger dieses kurze Medley dem auch durchweg eher aus ihrer Generation stammenden Publikum, das auch dankbar war, obwohl Andreas Cisek diese Lieder spürbar unkonturiert darbot.
Erst zum Ende der insgesamt fast zwei Stunden dauernden Show gab man nochmal richtig Gas und legte "Tanz mit mir" und "Der wilde, wilde Westen", jetzt auch ausgespielt, nach. Dieser fing dann nicht "hinter Hamburg", sondern "hinter Würzburg" an und die mittlerweile in entsprechender Stimmung befindlichen Mittelfranken forderten direkt eine Zugabe.
Die Party geht buchstäblich weiter
Das Highlight ihres Abends setzten Truck Stop zu diesem denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: "Die Party geht weiter", der herrlich lockere Sommer-Country-Song, den sie wunderschön akustisch und mit Nähe zu ihren Fans am Bühnenrand darbrachten und mit welchem sie bei diesen den berührendsten Punkt trafen, hätte vielleicht das Ende sein müssen. So wäre man mit bestem Gefühl gegangen. Doch dann durfte Uwe Lost noch einen Song nachlegen und Truck Stop gaben mit "Letzter Halt" - aus dem aktuellen Album - den Schluss, welcher mit kurzer Verbeugung und anschließender direkter "Rausschmissmusik" klar gekennzeichnet wurde. Verwirrend!
Doch bleibt ein klares Fazit: Truck Stop sind noch immer eine starke Band, die auf großen Festivals und überall da, wo zahlreiches (Country-)Publikum zu finden ist, dieses auch zu begeistern im Stande ist. Doch scheinen die Zeiten offensichtlich vorbei, in denen ihr guter Name allein ausreicht, Leute zu ziehen und Hallen zu füllen. Bis jetzt ist auch der Vorverkauf der weiteren Tour, die heute in Magdeburg weiter geht und danach noch durch acht weitere deutsche Städte führt (siehe unseren Terminkalender), zumindest teilweise nicht sehr stark. Im Grunde schade, denn bei Country Music "made in Germany" sind Truck Stop noch immer die klare Nummer Eins.