Wie schon bei den Vorgänger-Alben "Mountain Soul" und "On Your Way Home" wandelt die aus der tiefsten Provinz Kentuckys stammende Brünette auf traditionellen Bluegrass-Spuren. Ein Trail, den sie- nachdem ihre Karriere Ende der 90er Jahre ins Stocken geriet- mit Erfolg einschlug. Gleichzeitig aber steht das neue Album auch für Konstanz: Wie schon bei ihrem 1987 selbstbetitelten Debüt vertraut sie auch bei ihrem nunmehr 14. Album auf die Produktionskünste von Ehemann Emory Gordy Jr. Nun, und der jüngste Spross aus der Familie Loveless/Gordy kann sich weiß Gott hören lassen.
Mit "Keep Your Distance", ein Song aus der Feder von Richard Thompson, geht die CD hübsch los. Kein Knaller, kein echter Aufreger auch kein Song, den man nicht mehr aus den Kopf bekommt, aber allemal ein Track, der mit gefälligen Melodien und einem betont traditionellem Arrangement Laune und Neugierig auf mehr macht.
"Old Soul", der nachfolgende Titel, setzt bereits ein frühes Highlight der CD. Ein wundervolles Liebeslied mit überraschenden Harmonie-Wendungen, bluesig- und wie es der Songtitel verspricht- auch mit einer gepflegten Portion Soul versehen. Tony Arata und der seit längerem überfällige Lee Roy Parnell haben diese Songperle ausgebrütet. Neben der exzellenten Gesangsleistung von Patty Loveless dürfen hier auch mal die Musiker ran, sprich: die Gitarristen. Aus guten Gründen, denn neben dem für die ganze Session gebuchte Blues- und Country-Altmeister Albert Lee (wieder ein lange Verschollener), stellt auch Komponist Lee Roy Parnell seine überragenden Fähigkeiten an der Slide-Gitarre unter Beweis. Die weiteren Musikanten der zwölf Songs (plus Hiddentrack) gehören natürlich auch zur ersten Nashville-Garnitur, allerdings auch zur eher alten Garde: u.a. Drummer Owen Hale, Emory Gordy Jr. am Bass, Bob Ickes spielt Dobro, Russ Pahl an der Steel Guitar und Fiddle-Crack Stuart Duncan-ein Line-Up, das die leisen, verhaltenen, Folk- und Bluegrass-inspirierten Töne perfekt drauf hat.
Das wird auch in den nachfolgenden Songs mehr als deutlich : Zum Beispiel bei dem wunderschönen, von Jim Lauderdale und Leslie Satcher geschriebenen "When Being Who You Are Is Not Enough". Gemeinsam mit Emmylou Harris, der Grande Dame der Countrymusik, beweist Patty Loveless, dass sie es im traditionellen Bluegrass mittlerweile selbst mit einer Alison Krauss aufnehmen kann. Toll, besser geht's nicht!
Anders als Krauss, hat Loveless aber auch die härtere Gangart im Repertoire. Das belegt sie mit viel Schwung in der Delbert McClinton/Gary Nicholson-Komposition "Same Kind of Crazy" und auch bei "Nobody Here By That Name". Diese beiden Songs bilden indes die Ausnahme der vorwiegend in ruhigen, traditionellen Gewässern angesiedelten CD.
Für Überraschungsmomente sorgt die Country-Lady gegen Ende des Albums mit zwei Coverversionen: mit dem Delaney Bramlett-Klassiker "Never Ending Song of Love", mit dem herrlich nölenden Dwight Yoakam als Duettpartner; und- als großes Finale einer gelungenen CD- das immer wieder zu Herzen gehende "When I Reach The Place I'm Going". Kenner der Materie werden die Emory Gordy Jr. und Joe Henry-Komposition in der Version von Wynonna noch gut im Ohr haben. Patty Loveless steht mit ihrer emotional hingebungsvollen Interpretation der wilden Wynonna allerdings in nichts nach.
Fazit: Ein ruhiges, gepflegtes Album, das vor allem Liebhaber von Folk- und Bluegrass-Tönen begeistern wird. Ein frühes Alterswerk der routinierten Sängerin.
Label: Epic (Sony) | VÖ: 17. Februar 2006 |
Titelliste
Links
01 | Keep Your Distance | 07 | Dreaming My Dreams with You |
02 | Old Soul | 08 | On the Verge of Tears |
03 | When Being Who You Are Is Not Enough (mit Emmylou Harris) | 09 | Never Ending Song of Love (mit Dwight Yoakam) |
04 | Nobody Here by That Name | 10 | Big Chance |
05 | Same Kind of Crazy | 11 | My Old Friend the Blues |
06 | Everything But the Words | 12 | When I Reach the Place I'm Going |