Deshalb liegt die Messlatte für den kernigen Jeans-, T-Shirt- und Kappen-Träger ordentlich hoch. Trotzdem, oder gerade deshalb, sichert sich Atkins erneut die Produktionskünste von Ted Hewitt. Obwohl der aus Baltimore stammende Hewitt Songs für Acts wie Alabama, Kenny Rodgers und Tracy Byrd beisteuerte und u.a. auch Patti Page produzierte, gilt er – verglichen mit Schwergewichte wie Dann Huff – als nahezu unbeschriebenes Blatt in Nashvilles Music Row. Ja, das kann nach hinten losgehen ... oder ein Vorteil sein.
Im Falle von "It's America" ist es ganz klar Letzteres. Hit-Profis wie Dann Huff hätten den rustikalen Charme von Rodney Atkins mit ziemlicher Sicherheit strom- und chartslinienförmig zurecht gestutzt und ihm ein schickes, super-radiotaugliches Sound- und Songkostüm gestrickt. Wahrscheinlich wäre Atkins damit auch sehr erfolgreich – aber vermutlich auch etwas von seinem eigenen Weg abgekommen.
Der hat es nämlich in sich: Kurz nach seiner Geburt wurde er zur Adoption frei gegeben. Auf Grund seines kränklichen Zustandes brachten ihn zwei Pflegeeltern wieder zurück in das kirchliche Waisenhaus in Tennessee. Erst ein drittes Ehepaar päppelte den Kleinen auf und zog ihn groß. Heute kann sich der 40jährige durchaus sehen lassen: ein Typ wie Bruce Willis.
So ähnlich entschlossen wie der Die-Hard-Action-Star geht auch Rodney Atkins im Verlauf der elf Songs zu Werke: sonnige Titel, rockige Riffs, stramme Beats, traditionelle Steel-Gitarren und Fiddles und Texte, die – frei von jedem intellektuellen Anspruch – von der Freude erzählen, Amerikaner zu sein. Klar, das klingt nach Klischees, Redneck- und Macho-Attitüden. Titel wie "15 Minutes" (Party-Kracher), "Friends with Tractors" (scheint biografisch zu sein) oder das an Brooks & Dunn erinnernde "Best Things" (Football, Bier, Pick-Ups, Frauen – in dieser Reihenfolge) gehören deshalb sicher nicht zu den originellsten Glanztaten der CD.
Doch selbst diese nicht wirklich originellen Beispiele sind nicht misslungen. Im Gegenteil. Dafür sorgt Atkins mit lässiger, unangestrengter Interpretation; vor allem aber mit seiner wirklich angenehmen Stimme. Die erinnert immer wieder an Label-Gefährte Tim McGraw: In rockigen Titeln wie "Simple Things" und "Tell a Country Boy" genauso wie im dankbaren, im Midtempo gehaltenen "Got It Good". Vor allem aber auch in hymnischen, balladesken Titeln, wie dem herrlichen
"The River Just Knows". Top-Co-Autoren (u.a. Brett James, Casey Beathard) und erstklassige Musiker (u.a. Drummer Lonnie Wilson und Larry Franklin an der Fiddle) runden den guten Eindruck ab.
Fazit: Schnörkelloser, solider, manchmal auch naiver und klischeebehafteter Country-Rock. Aber immer glaubwürdig und kompetent vorgetragen.
Label: Curb (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 31. März 2009 |
Titelliste
Links
01 | Tell a Country Boy | 07 | Simple Things |
02 | Chasin' Girls | 08 | It's America |
03 | Git It Good | 09 | Rockin' of the Cradle |
04 | Best Things | 10 | When It's My Time |
05 | Friends with Tractors | 11 | The River Just Knows |
06 | 15 Minutes |