So jung Chris Young auch sein mag. Ein unerfahrenes Greenhorn ist der aus Murfreesboro, Tennessee, stammende Sänger, Gitarrist und Songschreiber trotzdem nicht. Laut seiner Biografie hatte er schon als Knirps nie etwas anderes im Sinn, als Karriere in Nashville zu machen. Und schon in der Grundschule stand ihm mehr der Sinn nach eigenen Songs, als nach Ein-Mal-Eins und Biologie.
Als er sich schließlich am College in der Middle Tennessee State Universitiy von Murfreesboro einschrieb, spielte er angeblich bereits 150 Shows im Jahr. Zu viele für eine akademische Karriere. "Es ist verdammt schwer, wenn du drei Auftritte in der Woche spielst und dann noch konzentriert im Unterricht sein sollst. Deshalb habe ich erst mal eine Uni-Pause eingelegt", kommentiert er jetzt diese Zeit. Kurz nach dem er seine College-Jacke an den Haken gehängt hat, bekam er ein Angebot, in einem renommierten Honky-Tonk-Schuppen in Arlington, Texas, aufzutreten: vier Mal die Woche, schwerste Bühnenarbeit. Er sagte zu: "Texaner sind das schwierigste Publikum überhaupt", weiß er, "wenn du die nicht beeindrucken kannst, pfeifen sie dich sofort von der Bühne." Richtig in die Gänge kam seine Karriere allerdings erst, als er bei der Casting-Show "Nashville Star" mitmachte. Obwohl er anfangs angeblich zögerlich war, lockte ihn der erste Preis: Ein Plattenvertrag bei der Major-Company RCA Nashville. "Auf diesem Label sind alle meine Heroes: Keith Whitley, Ronnie Milsap, Alan Jackson" Und jetzt auch Chris Young. Denn, wie unschwer zu erraten ist, er gewann das Casting mit seiner selbst geschriebenen Ballade "Drinkin' Me Lonely".
Der Siegertitel ist gleichzeitig auch die erste Single-Auskopplung seiner CD. Ein wirklich großartiger Song. Mit schmucken Harmonieverbindungen, originellem Text, wehmütiger Atmosphäre und einem stimmlich - in hohen wie in tiefen Lagen - beeindruckenden Sänger. Ganz im Stile von Tracy Lawrence überzeugt der Jungspund als gefühlvoller Interpret und glaubwürdiger Storyteller. Obwohl der baumlange Kerl als Schmusekater hier eine besonders gute Figur macht, hält die CD nur wenige weitere balladeske Töne parat. Streng genommen appelliert nur noch der achte Song, "Flowers", an Herz und Schmerz. Ein moderates, soulig-bluesiges Tempo schlagen an: "You're Gonna Love Me" - bei dem er zum Verwechseln an Randy Travis erinnert -, das schaurig-düstere "Burn" und das leise, von Chris Young gemeinsam mit David Lee Murphy geschriebene Liebesbekenntnis "Center of My World". Die Rest der mit elf Titel sparsam bestückten CD sorgt mit den üblichen Themen für gute Laune: "Beer or Gasoline", "Small Town Big Time" oder die dezent kritische Ode an Mexiko - "I'm Headed Your Way, Jose". Kenny Chesney-Produzent Buddy Cannon verpackte die Songs in eine neo-traditionelle Soundkluft, die der rustikalen Stimme von Chris Young bestens zu Gesicht steht.
Fazit: Solide Songs, starke Stimme, angenehm traditionell produziert - der Country-Casting-Gewinner landet ein ordentliches Debüt.