Toby Keith in seinem ersten Kinofilm: "Broken Bridges"
Countrystars müssen keine miserablen Schauspieler sein, Kris Kristofferson und Dwight Yoakam sind die besten Beispiele dafür. Dennoch ist Vorsicht geboten, wenn jemand wie Toby Keith plötzlich eine Hauptrolle stemmen soll, weil er mal in einem Werbespot mitgespielt hat. Nun, bei "Broken Bridges" zeigt es sich leider bereits nach wenigen Minuten, dass das Südstaatendrama kaum zu mehr taugt, als den dazugehörigen Soundtrack zu vermarkten. Der erzkonservative Klotz mit Kopftuch unterm Cowboyhut "spielt", und das ist erstmal weder verwerflich, noch eine große Überraschung: einen Country-Sänger. Bo Price ist ein Typ der Kategorie "das bisschen, was ich rede, kann ich auch singen", dessen Karriere durch sein Motto "das bisschen, was ich esse, kann ich auch trinken" den Bach runtergegangen ist. Eigentlich eine durchweg sympathische Figur also, nur dass Keith leider permanent so wirkt, als warte er auf seine Stichworte, wenn er nicht gerade wie ein Neandertaler mit Gitarrenkoffer durchs Bild trampelt.
Das Amen in der Kirche
Aber es liegt nicht an Toby Keith allein, dass der Film "Broken Bridges" ein höchst schematisches und belangloses Unterfangen geworden ist, sondern an den beliebigen und klischeehaften Figuren vom Reißbrett, die sich durch eine ganze Palette stereotyper Standardsituationen kämpfen: Price ist in sein Heimatkaff Armour Springs, Nähe Nashville, zurückgekehrt, weil sein Bruder bei einem Militärunfall ums Leben gekommen ist. Dort trifft er auf seine Jugendliebe Angela (Kelly Preston), deren Bruder ebenfalls Opfer dieses Trainingsunfalls wurde, wie noch drei weitere "Söhne" der Stadt. Im Schlepptau hat Angela ihre Tochter Dixie (Lindsey Haun), die wiederum selbst ein Unfall ist, nämlich von ihr und Bo. Dixies Geburt war auch der Auslöser, warum es zum Zerwürfnis zwischen Angela und ihrem Vater (Burt Reynolds), an dessen Ende Angelas Flucht nach Miami stand. Man sieht schon, hier liegt einiges im Argen. Selbstredend, dass Bo seine Tochter noch nie gesehen hat, sie aber zufällig auch Musik macht. Und weil sich Trauerzusammenkünfte hervorragend eignen, um wieder aufeinander zuzugehen statt aufeinander loszugehen, löst sich alles in Wohlgefallen auf. Am Rande gibt es noch einen leichten Schlaganfall zu beklagen, eine versuchte Vergewaltigung, und dass Bo einen aggressiven Rocksong seiner Tochter zur Top-Schmuseballade umarrangiert. Dafür darf sie dann aber auch mit ihm und den Gaststars Gospelsänger BeBe Winans und Willie Nelson für die Toten beim Benefiz-Gottesdienst auftreten. Kurz gesagt: Der Film ist vorhersehbar wie das Amen in der Kirche.
Local Hero auf der Bühne
Klar, dass Toby Keith (gemeinsam mit Randy Scruggs) für den Soundtrack verantwortlich zeichnet und auch vor der Kamera ausgiebig singen darf. Bei dem erwähnten Benefizauftritt gibt er mit Willie Nelson und BeBe Winans "Uncloudy Day" zum Besten. Im örtlichen Honkytonk wird er als Local Hero auf die Bühne gebeten und spielt den Countryrocker "Jacky Don Tucker (Play By The Rules, Miss All The Fun)". Sonst sitzt er gelegentlich versunken in der Landschaft, klimpert auf seiner Gitarre und simuliert das Songschreiben. Neben einem gelungenen Duett mit seiner Filmtochter Lindsey Haun bietet der Film Toby Keith-Fans u.a. "Crash Here Tonight", "Can't Go Back", "Big Bull Rider" und "Zig Zag Stop". Auf der DVD befindet sich neben den üblichen Kollegen-Lobhudeleien und Making-Of-Schnipseln als weiteres Extra ein älteres Ford-Werbevideo. Darin kurvt Toby Keith mit einem laut denkenden Hund durch die Gegend und wird von Aliens entführt. Das ist erstens nicht besonders witzig und beweist zweitens, dass er damals schon nicht spielen konnte. Manche Countrysänger sollten wirklich nur für ihre eigenen Videos vor die Kamera treten.
Fazit: Familienzusammenführung der öden Art: komplett vorhersehbares und sturzlangweiliges Südstaatendrama. Dabei machen die Darsteller, vor allem Keiths Filmtochter Lindsey Haun, das Beste aus ihren Rollen - außer Toby Keith.
Regie: Steve Goldman | |
Schauspieler | Rolle |
Toby Keith | Bo Porter |
Lindsey Haun | Dixie Deetan |
Daniel Newman | Scott |
BeBe Winans | sich selbst |
Stece Coulter | Johnny |
Leland L. Jones | Club Manager |
Tess Harper | Dixie Rose Delton |