In der June Carter Biografie-Verfilmung Ring of Fire übernimmt die Sängerin Jewel ihre erste Hauptrolle.
Genau wie das Hank Williams-Biopic "The Last Ride", das an dieser Stelle vor einigen Wochen vorgestellt wurde, ist auch "Ring of Fire" ein Film, der das deutsche Publikum auf herkömmlichem Wege vermutlich nie erreichen wird, sondern lediglich als Import-DVD erhältlich ist. Wobei man gleich dazusagen muss, dass der Film von Allison Anders ohnehin nie für die große Leinwand gedacht war. Denn produziert wurde er für den Fernsehsender Lifetime.
Wer sich auskennt mit amerikanischen Fernsehsendern, der weiß, dass Lifetime sich vor allem an ein weibliches Publikum richtet. Und genau in diesem Sinne ist "Ring of Fire" nun auch weniger ein Film über Johnny Cash, sondern vielmehr die Geschichte seiner Frau June Carter oder vielleicht treffender ausgedrückt: Es ist die Geschichte einer legendären Beziehung, erzählt aus der Perspektive der Frau.
Beginnend in ihrer Jugend in Virginia begleitet "Ring of Fire" June (als Erwachsene gespielt von Sängerin Jewel) zunächst durch alle wichtigen Stationen ihres Lebens, von der Familienband The Carter Family unter der Leitung ihrer Mutter Maybelle (Frances Conroy) über eine erste Ehe und die Solo-Karrriere bis zum schicksalhaften Aufeinandertreffen mit Johnny Cash (Matt Ross), als sie mit ihm auf Tour gehen soll.
Lieblos und hastig reiht sich in Ring of Fire Szene an Szene
Etwas lieblos und hastig reiht Allison Anders, die sonst Serien wie "The Mentalist" oder "Sex and the City" inszeniert hat, in "Ring of Fire" dabei Szene an Szene. Doch auch als schließlich klar ist, dass June und Johnny für einander bestimmt sind, erschließt sich nur bedingt, warum "Ring of Fire" eine seiner vier kürzlich erhaltenen Emmy-Nominierungen ausgerechnet für die Regie erhalten hat. Denn die Dramaturgie besteht im Wesentlichen daraus, sich von einem Rückfall des tablettenabhängigen Cash zum nächsten zu hangeln.
Überhaupt ist das Drehbuch das größte Problem von "Ring of Fire". Wohl auch angesichts des produzierenden Senders geht es hier allzu glatt, gefällig und harmlos zu: die Abgründe der Sucht und auch die psychologische Komplexität dieser wahrlich nicht nur rosigen Beziehung werden kaum ausgelotet. Selbst küssen dürfen sich June und Johnny erst, als vollkommen klar ist, dass ihre jeweiligen vorherigen Partner im wahrsten Sinne des Wortes von der Bildfläche verschwunden sind. Als Vorlage für "Ring of Fire" diente die Biografie "Anchored in Love: An Intimate Portrait of June Carter Cash", geschrieben von ihrem Sohn John Carter Cash, und natürlich ist es nicht verwunderlich, wenn das eigene Kind der Mutter ein Denkmal setzt und sie letztlich ziemlich einseitig als makellose Heilige präsentiert. Doch als Filmheldin ist eine liebende Ehefrau, die bedingungslos zu ihrem Mann steht, natürlich ein wenig langweilig.
Glück, dass Jewel die Hauptrolle in Ring of Fire übernmmen hat
Deswegen kann "Ring of Fire" von Glück reden, dass Jewel die Hauptrolle übernommen hat. Die Grammy-nominierte Sängerin mag als Schauspielerin vielleicht nicht Oscar-reif sein. Als Interpretin von Carter Cashs Songs allerdings ist sie eine Wucht. Unterstützt vom - ebenfalls Emmy-nominierten - Haar- und Make-up-Design sorgt sie letztlich im Alleingang für die einzigen Höhepunkte des Films und lässt auch ihren nicht ganz optimal besetzten Partner Matt Ross ("Big Love") noch gut aussehen. Die Erinnerung an den um Klassen besseren Oscar-Gewinner "Walk the Line" kann allerdings auch sie nicht vergessen machen.
Fazit: An "Walk the Line", der wohl auf unabsehbare Zeit Maß aller Dinge in Sachen filmischer Cash-Biografien bleiben wird, kann die TV-Produktion "Ring of Fire" keinen Moment heranreichen. Aber immerhin verfügt Jewel in der Rolle der June Carter Cash über genug musikalisches Talent, um das Werk zumindest momentweise sehenswert zu machen.