Inside Llewyn Davis

Inside Llewyn Davis

Inside Llewyn Davis ist eine schwarze Filmkomödie aus dem Jahr 2013, die von Joel und Ethan Coen geschrieben, inszeniert, produziert und geschnitten wurde. Der Film spielt im Jahr 1961 und zeigt eine Woche im Leben von Llewyn Davis, gespielt von Oscar Isaac, in der Rolle, mit der er seinen Durchrbuch schaffte, einem Folksänger, der darum kämpft, musikalischen Erfolg zu haben und gleichzeitig sein Leben in Ordnung zu halten. Zu den Nebendarstellern gehören Carey Mulligan, John Goodman, Garrett Hedlund, F. Murray Abraham, Justin Timberlake und Adam Driver.

Filmplakat: Inside Llewyn Davis
 

Oscar Isaac spielt die Titelrolle in Inside Llewyn Davis

Man muss noch nicht einmal an "O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi Odyssee" denken, um sich vor Augen zu führen, welch immense Bedeutung Musik - oder genauer gesagt: Songs - für die Filme der Coen-Brüder haben. "These Boots Are Made For Walking" in "Fargo". Jefferson Airplane in "A Serious Man". Und natürlich immer wieder Bob Dylan. Um genau den geht es nun auch irgendwie in "Inside Llewyn Davis", dem musikalischsten Coen-Film bislang. Wobei man vielleicht besser sagen müsste: um Dylan geht es eben gerade nicht. Vielmehr ist er in dieser wunderbaren Tragikomödie die alles entscheidende Leerstelle.

"Inside Llewyn Davis" nämlich spielt in der New Yorker Folkszene, genau in jenem Moment bevor Dylan auftauchte und sie unwiderruflich veränderte. Sein Altersgenosse Llewyn Davis (Oscar Isaac) - phänotypisch mit wuscheligem Lockenkopf und Zigarette im Mundwinkel dem berühmten Kollegen nicht unähnlich - ist zu diesem Kunststück nicht in der Lage. Auch er ist ein begabter Musiker und Sänger, doch musikalisch scheint er in den Konventionen seiner Zeit festzustecken. Weswegen es auch mit der Karriere nicht voran gehen will: seine Platte verkauft sich nicht, der Manager lässt ihn wegen Erfolglosigkeit gehen und die unregelmäßigen Club-Auftritte oder Studio-Jobs halten ihn nur mühsam über Wasser. Dass es privat besser laufen würde, kann man nicht unbedingt behaupten. Ex-Affäre Jean (Carey Mulligan) ist sauer, schwanger und inzwischen mit Kumpel und Kollege Jim (Justin Timberlake) zusammen. Wohnen tut Llewyn auf verschiedenen Couches. Und dann haut auch noch die Katze ab, um die er sich eigentlich kümmern sollte.

Für Typen am Rande des Scheiterns, die man womöglich auch mit dem unschönen Wort Loser beschreiben könnte, hatten Ethan Coen und Joel Coen in ihren Filmen immer schon ein großes Herz. "Inside Llewyn Davis" stellt trotzdem eine Ausnahme dar. Denn ihrem neuen Protagonisten gönnen sie nicht einmal die kleinsten Erfolge, selbst als er vorübergehend Manhattan den Rücken kehrt, um im winterlichen Chicago sein Glück zu suchen.

Entsprechend melancholisch ist hier die Stimmung, die nicht zuletzt in Ermangelung von allzu viel Handlung fast so sehr im Mittelpunkt steht wie der Anti-Held selbst.

In den Händen anderer Regisseure wäre unter diesen Voraussetzungen wohl ein Trauerkloß von Film entstanden, nicht zuletzt weil Llewyn Davis nicht unbedingt der größte Sympath ist. Oscar Isaac allerdings, der in Madonnas "W.E." oder "Drive" noch nicht groß auffiel, spielt ihn derart nuanciert, dass man sich gar nicht satt sehen kann an ihm. Obendrein ist der Schauspieler, der früher in etlichen Punkbands spielte, an Gitarre und Mikro eine Wucht, die ihren eigenen Plattenvertrag verdient hätte. Ganz zu schweigen davon, dass die Coens natürlich auch dieses Mal ihren Sinn für unverwechselbar schrägen, ironischen Witz nicht außen vor lassen, bei dem ihm neben einem herrlichen absurden John Goodman nicht zuletzt besagte Katze in die Hände spielt.

Und dann ist da natürlich noch die Musik! Grandiose, in Vergessenheit geratene Roots- Folksongs haben die Brüder mit ihrem langjährigen Wegbegleiter T-Bone Burnett zusammengetragen und für den Film Soundtrack aufbereitet, in den sie sich nun bemerkenswert organisch einfügen. Auch Marcus Mumford von Mumford & Sons war an der Entstehung des gelungenen Soundtracks beteiligt, zu dessen ighlights neben Isaacs Songs auch das Timberlake-Mulligan-Duett "Five undred Miles" gehört. Ganz am Ende taucht dann sogar doch noch Bob Dylan auf - und hat es, mit der wenig bekannten Nummer "Farewell", natürlich auch wieder auf den Soundtrack geschafft.

Fazit: Schon immer spielte Musik eine wichtige Rolle in den Filmen von Ethan Coen & Joel Coen, doch noch nie stand sie so zentral im Zentrum der Handlung wie in "Inside Llewyn Davis". Die Verlierer-Geschichte aus der New Yorker Folk-Szene der frühen Sechziger Jahre ist einer ihrer zartesten und melancholischsten Filme bisher - und vielleicht ihr stärkster seit "No Country For Old Men".

 
vgw
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