In "National Champions" spielt Ludwig an der Seite von Stephan James ("Beale Street") immerhin schon die zweite Geige. In dem Sportdrama über American Football geht es aber weniger um den kollektiven Kampfgeist einer Mannschaft auf dem Spielfeld, sondern um die Ausbeutung junger Spieler und um Machenschaften hinter den Kulissen. Daraus entwickelt sich ein wortmächtiger Diskurs über Würde und Gleichheit. Der Film kam Ende 2021 in die nordamerikanischen Kinos, in Deutschland fand er bisher noch keine Veröffentlichung.
Ein gefeierter Quarterback übt den Aufstand
In New Orleans sollen zwei College-Footballteams in einem wichtigen Spiel gegeneinander antreten. Es sind nur noch wenige Tage bis dahin, doch von Star-Quarterback Le Marcus James (Stephan James) und seinem Mannschaftskollegen Emmett Sunday (Alexander Ludwig) fehlt plötzlich jede Spur. Tatsächlich haben sich beide heimlich in ein anderes Hotel einquartiert, denn sie wollen einen Spielerstreik anzetteln. Im Fernsehen erklärt Le Marcus, dass mehr als 12.000 junge Spieler in einem Multimilliarden-Dollargeschäft verheizt werden, weder sind sie sozial abgesichert, noch werden sie anständig bezahlt. Von der NCAA (National Collegiate Athletic Association) fordert er strukturelle Veränderungen.
Während Le Marcus und Emmett nun versuchen, Teamkollegen und sogar Gegner, die ebenfalls mit der geringschätzigen Bezeichnung 'Student Athlet' anzutreten haben, auf ihre Seite zu bringen, fürchtet man bei der NCAA (National Collegiate Athletic Assoziation), das Spiel absagen zu müssen und damit Millioneneinnahmen zu verlieren. James Lazor (J.K. Simmons), der Trainer von Le Marcus und Emmett, soll die Wogen wieder glätten. Aber das öffentliche Interesse an dem Streikaufruf wurde längst geweckt.
"National Champions" - Wie abgefilmtes Theater
Wer American Football liebt und spannend inszenierte Spielszenen erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Darum geht es Regisseur Ric Roman Waugh, der zuletzt noch mit den Gerard-Butler-Actionthrillern "Angel Has Fallen" und "Greenland" gewinnen konnte, nämlich nicht. Er lässt die fiktive Story nach dem Theaterstück von Adam Mervis hauptsächlich in diversen Hotelräumen ablaufen. Dabei setzt er schwerpunktmäßig auf bedeutungsschwere Dialoge, um das ausbeuterische System gegenüber jungen Hoffnungsträgern des Footballs anzuprangern.
Doch die Umsetzung leidet an dramaturgischen Schwächen und Längen. Durch gewichtige Worte soll dem Film zwar immer wieder Tiefe gegeben werden, doch das alles wirkt wie schlicht abgefilmtes Theater ohne Tempo und Timing. Auch visuell ist "National Champions" so aufregend wie ein Gang durch ein Möbelhaus. Meist bilden diverse Hotelzimmer den optischen Hintergrund, für einen Wechsel in Hotelgängen ist man fast schon dankbar, weil die Protagonisten dabei beim Laufen immerhin in Bewegung kommen. Man sollte sich darüber hinaus nicht nur mit American Football auskennen, sondern auch mit der Politik und den Problemen dahinter.
Alexander Ludwig hält sich im Hintergrund
Um bei dieser Tragödie über die Runden zu kommen, braucht es zumindest großartige Schauspieler, denen man folgen will. Jungstar Stephan James und Oscar-Preisträger J. K. Simmons ("Whiplash") als sein vermeintlicher Kontrahent geben sich die größte Mühe, ihre Rollen emotional auszufüllen. Aber das hilft nur wenig, weil ihre hochtrabenden Reden dann doch etwas aufgesetzt wirken.
In einer weiteren Rolle ist Kristin Chenoweth als Bailey Lazor, der vernachlässigten Ehefrau von J.K. Simmons, zu sehen. Im Laufe der Handlung betrügt sie ihn und verlässt ihn schließlich. Ein wenig Mitleid hat man anfangs schon mit ihr, aber für die Forderungen der Nachwuchsspieler hat sie nur wenig Verständnis. Diese sogar für übertrieben und bezeichnet sie als verwöhnt. Eine ziemlich ambivalente Rolle für Kristin Chenoweth, die auch als Sängerin erfolgreich ist. Die klassisch ausgebildete Sopranistin veröffentlichte bereits mehrere Alben, 2011 wagte sie sich mit "Some Lessons Learned" sogar an ein Country-Album.
Eine Musikrichtung, die ja auch Alexander Ludwig liegt. In "National Champions" singt er jedoch nicht, sondern hält sich gekonnt im Hintergrund und fängt mit seinem bescheidenen Wesen ganz klar die meisten Sympathiepunkte ein.
Sein Emmett Sunday scheint zwar trotz des durchtrainierten Körpers nur ein durchschnittlicher Footballspieler zu sein, aber was ihn ausmacht, ist seine Loyalität gegenüber seines besten Freundes Le Marcus James. In der Szene etwa, kurz bevor Le Marcus vor die TV-Kamera tritt, rückt ihm Emmett zuvor nochmals verantwortungsvoll die Garderobe zurecht, um anschließend schnell wieder beiseitezutreten. Ludwigs Spiel wirkt dabei nie devot oder aufgesetzt. Er ist einfach ein echter Kumpeltyp, der an sich und die Sache glaubt - und das ist ein authentischer Charakterzug, der bestimmt auch auf Alexander Ludwig selbst zutreffen könnte.
Fazit: "National Champions" ist gewiss ambitionierter Film, der aber nicht das halten kann, was er verspricht. Es wird unaufhörlich geredet, sportliche Aktionen gibt es kaum zu sehen. Das Thema des Films ist schließlich zu amerikanisch, zu speziell, um damit beim deutschen Publikum punkten zu können.
Regie | Darsteller | Rolle | ||||
Ric Roman Waugh | Stephan James | ... | LeMarcus James | |||
J.K. Simmons | ... | Coach James Lazor | ||||
Alexander Ludwig | ... | Emmett Sunday | ||||
Lil Rel Howery | ... | Coach Dunn | ||||
Tim Blake Nelson | ... | Rodger Cummings | ||||
Andrew Bachelor | ... | Taylor Jackson | ||||
Kristin Chenoweth | ... | Bailey Lazor | ||||
Timothy Olyphant | ... | Elliott Schmidt |
Studio: Thunder Road / STX (Universal)
Land: USA 2021
FSK: nicht FSK geprüft
Laufzeit: 116 Minuten
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