Das Sir Douglas Quintett, bei diesem Konzert bestehend aus Doug Sahm, (Gesang, Gitarre), Alvin Crow (Gitarre, Fiddle), Augie Meyers (Organ, Akkordeon), John Perez (Schlagzeug), Speedy Sparks (Bass) und dem begabten Filius des Meisters Shawn Sahm (Gitarre), überrascht vor allem durch eine einzigartige Genre-Mischung: Denn neben partytauglichem Sixties-Beat, finden sich Einflüsse von Rock, Psychedlic, Country, Conjunto und TexMex. Und für die beiden letzt genannten Genres schlug das Herz des 1999 viel zu früh verstorbenen Ausnahme-Musikers besonders.
Also den Hit gleich als Opener, damit man ihn endlich hinter sich hat, dachte Sahm vielleicht bei diesem Konzert: Aber "Mendocino" in der Version von Doug Sahm wirkt keineswegs heruntergenudelt und im Gegensatz zu der Schlager-Party-Version von Michael Holm, rauer und authentischer und eben gar nicht nach Bierzelt und ZDF-Hitparade. Das liegt sicher daran, dass Sahms Band einfach erstklassig eingespielt ist und kein Jota an Leidenschaft vermissen lässt. Gerade bei so simplen Songs wie "Mendcino" oder "She's about a Mover" laufen sie so richtig zur Höchstform auf. Besonders hervorzuheben ist dabei Sahms Jugendfreud Augie Meyers, der ebenso wie Sahm einer deutschstämmigen Familie entstammt. Meyers fast schon stilbildende Handhabe der Vox-Orgel wurde seinerzeit sogar von den Beatles bewundert und verleiht der Musik einen ganz eigenen Charme. Greift Meyers aber zum Akkordeon, verwandelt er sich zum gestanden "Chicano", den gleichnamigen Song widmet Sahm bei dem Konzert denn auch seinen "mexikanischen Brüdern". Denn in der Musik des texanisch-mexikanischen Grenzgebiets (Border Music) fühlen sich Sahm und Co. besonders wohl: "Goin' Down To Mexico", "(Is Anybody Goin' To) San Antone" und "Ya No Llores" sind eindrucksvolle Belege dieser Leidenschaft - ebenso wie Sahms Beteiligung an der TexMex-Supergroup Texas Tornadoes mit Freddy Fender and Flaco Jimenez in den frühen 90er Jahren.
Mit einer Version des 60ties-Punk-Klassikers "You're gonna miss me" zollt er seinem texanischen Kumpel Rocky Erickson und seinen wilden Undergrond-Zeiten Tribut, mit Butch Hancocks "I Keep Wishing For You" seiner Country Vergangenheit: Denn Doug Sahm als Zwölfjähriger Jahren "das" Wunderkind der Grand Ole Opry an der Steelgutar und Fiddle. Die Legende besagt er habe bei Hank Williams letzten Auftritt einen Gastauftritt gehabt.
Fazit: Grandiose Musiker spielen großartige Songs bei einem tollen Konzert in bester Bild und Klangqualität - was will man mehr?
Label: New West (Soulfood) | VÖ: 12.Mai 2006 |
Titelliste
01 | Mendocino | 10 | Who'll Be The Next In Line? | ||
02 | 96 Tears | 11 | Tonite, Tonite | ||
03 | Rains Came | 12 | Old Habits Die Hard | ||
04 | Down On The Border | 13 | At The Crossroads | ||
05 | It Was Fun While It Lasted | 14 | (Is Anybody Goin' To) San Antone | ||
06 | I Keep Wishing For You | 15 | Ya No Llores/Chicano | ||
07 | Groover's Paradise | 16 | You're Gonna Miss Me | ||
08 | Goin' Down To Mexico | 17 | She's About A Mover | ||
09 | Who Were You Thinkin' Of? |