Willie Nelson - Willie Nelson Live at Budokan

DVD Cover: Willie Nelson - Willie Nelson Live at Budokan

Willie in Bestform: Eine DVD plus zwei CDs zeigen Willie Nelson bei seinem Auftritt im Jahr 1984 in Tokyos legendärem Martial Center "Budokan"

Zunächst einmal ein paar Worte über das Budokan in Tokyo. Die rund 15.000 Zuschauer fassende Indoor-Arena wurde ursprünglich für die Olympischen Sommerspiele 1964 erbaut, bis heute finden darin Sportveranstaltungen statt. Nachhaltig nennt sich das! Fast noch mehr Ruhm fuhr die großartige Location aber als Live-Spielstätte ein. Kaum ein großer Act, der diese Spielstätte nicht irgendwann im Tour-Kalender stehen hatte. Das Premieren-Konzert übernahmen übrigens keine Geringeren als The Beatles. Ihnen folgten unter anderem ABBA, Eric Clapton, Kiss, Paul McCartney, Pink Floyd, Journey, Deep Purple und im Jahr 1984 eben auch Willie Nelson.

1984: das war nicht nur George Orwell, das war auch Willie Nelson im Budokan

Der befand sich zu dieser Zeit vielleicht gerade auf dem Zenit seines Erfolges. Seit Mitte der 70er, seit "Red Headed Stranger" reihte er Hit auf Hit, Nummer-eins-Album an Nummer-eins-Album. Kurz vor seiner ersten Japan-Reise veröffentlichte er den Kult-Longplayer "Pancho & Lefty" (mit Merle Haggard), der erneut die Country-Charts eroberte.

Willie Nelson konnte, als er sich vor knapp 40 Jahren also erstmals in den Flieger begab, um in das Land der aufgehenden Sonne vor neuem Publikum zu spielen, also aus einem prall gefüllten Hit-Katalog schöpfen. Und das tat er auch. Nach Leibeskräften und mit beiden Händen. Wie prächtig Willie Nelson 1984 - als fideler 51-Jähriger - im Saft stand, zeigt vor allem die DVD. Natürlich ist der coole Cowboy schon damals nicht gerade auf der Bühne herumgetobt, nein, sein Aktionsradius war auch da schon überschaubar. Aber er strahlte eine Kraft und Überzeugung aus, die japanische Country-Fans ab dem ersten Ton überzeugte (natürlich vorerst mit fernöstlicher Zurückhaltung quittiert).

Wer das Glück hatte, Willie Nelson jemals auf der Bühne zu erleben, weiß: ein lässigerer Performer lässt sich nicht finden. Nicht im Country, nicht im Rock, nicht im Jazz. Es scheint, dass ihn wirklich nichts aus der Ruhe bringen kann. Zumindest nicht solange er seine Trigger um den Hals und seine getreue Begleitband im Rücken hat. Das ist heute so, das war aber auch damals schon so, wie das Video-Material der DVD beweist. Die Kameraführung ist intim, dennoch aber diskret. Der Ton mehr als passabel. Beste Voraussetzungen also, für ein Konzerterlebnis im heimischen Wohnzimmer.

Für den Auftakt der Show wählte er "Whiskey River" vom 1973er "Shotgun Willie"-Album. Ein ikonischer Willie-Song, das ja. Aber auch eine Fremdkomposition aus der Feder von Johnny Bush. Als nächsten Song präsentierte er "Mona Lisa", gefolgt von "Good Hearted Woman" und "Down Yonder". Es fällt auf, dass Willie Nelson die Setlist für seine Japan-Tour nicht nur mit seinen größten Hits bestückte - und dass er schon damals mit den Songs des Great American Songbooks flirtete. So streute er Inmitten des Sets den Ray Charles-Klassiker "Georgia on my Mind" und den Jazz-Evergreen "All of Me" ein. Damit gelang ihm die perfekte Überleitung zu seinem wunderbaren, ebenfalls mit jazzigen Harmonien gewürzten "Stardust". Vorher aber erwies er seinem Buddy Kris Kristofferson noch seine Referenz - mit seinen gelungenen Versionen der KK-Klassiker "Help Me Make It Through The Night" und "Me And Bobby McGee".

"Live at Budokan": Willie zum Hören und Sehen

Auch das gehört zu Willie Nelson. Seine Loyalität gegenüber Freunden. Sein Respekt, anderen Künstlern, Genres und Songs gegenüber. Er war nie eindimensionaler Country-Star, sondern immer ein weltoffener, liberaler und für jedes Experiment zu habender Künstler. Dennoch waren es freilich auch in Budokan seine Klassiker, die das japanische Publikum von den Sitzen holte: "On the Road Again", "Always on my Mind", "Blue Skies" und . die legendären Co-Produktionen mit Waylon Jennings: "Luckenbach, Texas" und das herrliche "Mammas, Don't Let Your Babies Grow Up to Be Cowboys".

Alle diese Titel der DVD finden sich auch auf den beiden CDs, plus drei weiterer Tracks. Darunter die wunderbare Version des Kristofferson-Hits "Loving Her Was Easier (Than Anything I'll Ever Do Again)". Zu seiner damaligen Begleitband gehörten unter anderem seine Schwester Bobbie am Piano, Drummer Paul English, Gitarrist Grady Martin und der unverzichtbare Mickey Raphael an der Mundharmonika. Das klassische Willie-Line-Up.

Fazit: Der DVD- und CD-Mitschnitt "Live at Budokan" zeigt Willie Nelson 1984 bei seiner ersten Japan-Tour - und dazu in bestechender Form. Live ist der Mann unschlagbar, und das galt auch schon 1984.

Sound: Dolby Digital 2.0/DSS 5.1; Bild: 16:9 - 1.78:1/PAL; Ländercode: 2
Laufzeit: ca. 100 Minuten
Label: Legacy (Sony)
VÖ: 18. November 2022 
01 Show Open
02 Whiskey River
03 Mona Lisa
04 Good Hearted Woman
05 Down Yonder
06 If You've Got The Money I've Got The Time
07 Workin' Man Blues
08 Help Me Make It Through The Night
09 Me And Bobby McGee
10 Loving Her Was Easier (Than Anything I'll Ever Do Again)
11 Harbor Lights
12 Blue Eyes Crying In The Rain
13 Under The Double Eagle
14 Blue Skies
15 Georgia On My Mind
16 All Of Me
17 Stardust
18 My Heroes Have Always Been Cowboys
19 Mammas, Don't Let Your Babies Grow Up To Be Cowboys
20 Angel Flying Too Close To The Ground
21 On The Road Again
22 Always On My Mind
23 Will The Circle Be Unbroken
24 Only Daddy That'll Walk The Line
25 Who'll Buy My Memories
26 Till I Gain Control Again
27 Without A Song
28 Luckenbach, Texas (Back To The Basics Of Love)
29 Whiskey River
30 Only Daddy That'll Walk The Line
vgw
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