The Cadillac Three: Wir waren schon immer Country Fuzz
"Im Grunde sind wir schon ewig 'Country Fuzz' bekennt zur Album-Veröffentlichung Sänger, Gitarrist und Sänger Jaren Johnston und erklärt: "Wenn ich an Südstaaten-Rock denke, denke ich an Lynyrd Skynyrd. Wenn ich an Country denke, denke ich an Garth Brooks. Diese Platte und diese Band sind all das. Aber es ist auch ZZ Top und Jerry Reed, Medeski Martin & Wood und Prince. Es gibt keine bessere Art zu beschreiben, wer wir sind, als 'Country Fuzz'."
Wer jetzt nicht weiß, was Fuzz so genau zu bedeuten hat, muss sich nicht grämen. Denn um Flaum, wie zum Teil als Übersetzung angeboten wird, wird es sich wohl kaum handeln. Egal. Was hat schon Grunge genau bedeutet? Vielleicht gelingt Jaren Johnston und seinen beiden Mitstreitern Neil Mason und Kelby Ray mit diesem Album ja glatt die Etablierung einer neuen Stilrichtung. Vielleicht wir "Country Fuzz" nach "Bro-Country" das nächste große Ding aus Nashville. Vielleicht.
Sicher scheint dagegen zu sein, dass das langhaarige, feierwillige, country-rockende Trio mit ihrem vierten Longplayer erneut einen Hit landen dürften. Wie selbstbewusst angekündigt, muss man ihnen tatsächlich bescheinigen, dass sie es spätestens jetzt zu einem ureigenen Sound gebracht haben. Tatsächlich gelingt es ihnen scheinbar mühelos, stilistische Brücken zu schlagen und Genre-Barrieren zu überwinden. Schon mit dem Opener "Bar Round Here", einem getragenen, coolen Midtempo-Song im Grenzfeld zwischen Southern Rock und klassischem Rock 'n' Roll, schaffen sie das perfekte Crossover. Mit dem nachfolgenden Track "The Jam" ein weiteres Mal - und dazu ein bemerkenswertes. Immerhin mischen bei dem von einer groovenden Funk-Gitarre getragenen, frappant an ZZ Top erinnernden Titel Chris Jason und - man höre und freue sich - Altmeister Travis Tritt mit.
"Country Fuzz" - eine neue Stilrichtung?
"Country Fuzz" hat - wie von Jaren versprochen - auch seine knallharten Seiten. Songs, die man eher von Metallica und Slayer erwarten würde, als von einer Country-Rock-Band aus Nashville. "Hard Out Here for a Country Boy"" gibt davon eine Ahnung, mehr aber noch das düstere, träge, brettharte "Slow Rollin'". Natürlich gewährt uns der rockende Dreier mittendrin auch immer wieder akustische Verschnaufpausen mit Songs, die eher im gediegenen Country-Pop angesiedelt sind. Einer davon heißt "Crackin' Cold Ones With The Boys", bei dem sich sage und schreibe sieben Autoren die Songrechte teilen, ein weiterer, das finale "Long After Last Call", das Jaren Johnston ausnahmsweise im Alleingang schrieb.
Apropos Songwriting. Bei den allermeisten der 16 Titel hat einer, oder haben zwei oder gleich alle drei der The Cadillac Three-Herren ihre Finger im Spiel. Meist holen sie noch kompetente Hilfe aus dem Songwriter-Pool Nashvilles hinzu, Hit-Lieferanten, wie zum Beispiel Ross Copperman, Jimmy Robbins, Brian Kelley oder James McNair. Bei dem bluesigen Southern-Rocker "Back Home" mischt übrigens ein alter Bekannte mit: Songwriter-Legende Craig Wiseman. Er dürfte für den herrlichen Refrain des Tracks verantwortlich sein.
Weitere Paradestücke der CD sind: der düstere Blues von "Raise Hell", das betonharte, glatt an Alice Cooper erinnernde Bekenntnis zum ungesunden Lebenswandel "Whiskey And Smoke" und das völlig ausgeflippte, mit einem wilden Gitarrensolo ausgestattete "Jack Daniel's Heart" - eine pulsierende Symbiose aus einem ZZ Top- und einem Brad Paisley-Song. Mehr "Country Fuzz" geht nicht.
Fazit: Mit ihrem vierten Album "Country Fuzz" festigen The Cadillac Three ihren Ruf, die kreativste Band im neuen Nashville zu sein. Ihr Crossover ist so makel- wie grenzenlos.
Label: Big Machine (Universal) | VÖ: 7. Februar 2020 |
01 | Bar 'Round Here |
02 | The Jam |
03 | Hard Out Here For a Country Boy (mit Chris Janson & Travis Tritt) |
04 | Slow Rollin' |
05 | All The Makin’s of a Saturday Night |
06 | Crackin’ Cold Ones with The Boys |
07 | Labels |
08 | Raise Hell |
09 | Back Home |
10 | Dirt Road Nights |
11 | Blue El Camino |
12 | Jack Daniels' Heart |
13 | Why Ya Gotta Go Out Like That |
14 | Heat |
15 | Whiskey and Smoke |
16 | Long After Last Call |