Chase Rice - ein Künstler der digitalen Generation…
Und heute? Schmeißen Künstler ohne großes Tam-Tam schon mal ein neues Werk auf den Markt. Sie wissen: Ihre Fan-Gemeinde wird es über die digitalen Kanäle schon mitbekommen. Und nachdem ohnehin niemand mehr in den CD-Laden läuft, wird gestreamt was die Netzwerke herhalten. Moderne Zeiten sind das - und Chase Rice, Jahrgang 1986, ist ein Kind dieser Zeiten. Er kennt das Spiel, er weiß wie es läuft. Er ist angesagt, er hat treue Fans, die jeden neuen Song, jeden neuen Ton begierig downloaden und streamen. Er kann es sich deshalb auch leisten, mal so zwischendurch der Fangemeinde neues Futter ins Netz zu stellen: Die sieben neuen Tracks seiner EP "The Album, Part 1".
Tja, aber letztendlich ist es ja irgendwie egal, ob man die Songs nun via CD, Vinyl oder über digitale Netzwerke hört. Ein schlechter Song ist - so oder so - ein schlechter Song. Und ein Guter wird durchs Streaming garantiert nicht schlechter. Was Chase Rice, der kernige Bartträger aus Asheville, North Carolina, jetzt unter sein Volk bringt, hat natürlich top Qualität. Es sind: typischer Chase Rice-Songs. Also modern arrangierte Tracks, vollgepackt mit klangtechnischen Spielereien und Feinheiten, höchst eingängigen Refrain-Melodien, erstklassigen Vocals und einem Feeling, das mehr im Pop als im Country beheimatet ist. Aber was ist heute noch Country, wo Country doch auch Pop ist. Das wäre die nächste müßige Frage, die man hier nicht beantworten muss.
…mit Gefühl für die Roots, wie "The Album, Part 1" beweist
Chase Rice ist es in seiner 2012 gestarteten Karriere gelungen, einen eigenen Sound mit Wiedererkennungswert zu kreieren. Zu seinem Markenzeichen gehören Refrains, geschaffen zum Mitgrölen. Da seine globale Fangemeinde nicht immer textsicher ist, macht er es ihr mit wuchtig angestimmten "Hohohohoo"-Chören maximal leicht, mit einzustimmen. Kein Wunder, dass dieser erwähnte "Hohohohoo"-Chor gleich bei mehreren Titeln von "The Album, Part 1" zum Einsatz kommt, unter anderem gleich im Opener "American Nights". Aber auch bei Country-Pop-Track "Everywhere" und in dem mit Rap-Anleihen garnierten, hip inszenierten Titel "Best Night Ever" ist er ein Stilmittel.
Mehr Tiefgang aber haben die weniger glatten Titel. Songs, wie das wunderbar einfühlsame, erstaunlich konsequent im Folk verorteten "Lonely If You Are" und das leise, von einer Akustikgitarre getragene Duett "Messy". Gerade in diesen Tracks zeigt Chase Rice, was in ihm als Künstler steckt. Bevor er das Zwischendurch-Werk mit einem weiteren ruhigen Song, dem romantischen, man könnte fast sagen poetischen Song "Forever to Go" ausklingen lässt, zitiert er in dem Song "In The Car" noch ein weiteres Markenzeichen: wie aus dem Off erschallenden "Hey!"-Rufe. Ein simpler Effekt, der aber Laune macht. Nun, er weiß halt wie's geht…
Fazit: Sieben auf einen Streich: "The Album, Part 1" von Chase Rice macht Lust auf Mehr. Der Mann steht für einen ureigenen Sound mit enormen Hitpotential. Übrigens: "Part 2" soll sich schon bald aus dem Netz fischen lassen.
Label: Dack Janiels / Broken Bow / BMG (Warner) | VÖ: 24. Januar 2020 |
01 | American Nights |
02 | Lonely If You Are |
03 | Everywhere |
04 | Best Night Ever |
05 | Messy |
06 | In The Car |
07 | Forever to Go |