Und Schlagzeuger Neil Mason sagt über die Entstehung von "The Years Go Fast": "Diese Platte enthält eine Menge Wachstum, aber auch viel Schmerz und Herzschmerz. Wir sind erwachsener geworden, aber letztendlich machen wir immer noch das Gleiche wie am Anfang."
The Cadillac Three: erwachsener und reifer
Und dieser Anfang liegt bereits rund 15 Jahre zurück. Auf der High School haben sich die Wege von Jaren, Mason und Bassist Kelby Ray gekreuzt. Man verstand sich, man hatte den gleichen Traum, die gleiche Vision von zeitgemäßer, Rock-orientierter Country Music. Zunächst waren alle drei in der Band American Bang (mit Ben Brown als viertes Bandmitglied), 2011 beschlossen sie als Trio unter dem Namen The Cadillac Three weiterzumachen. Gute Entscheidung! Schon bald lag ein unterschriftsreifer Vertrag von Big Machine vor, 2012 das erste, gleichnamige Album und bereits mit dem zweiten Longplayer ("Bury Me in my Boots") landeten sie einen Volltreffer in den Country- und Pop-Charts.
Wenngleich die nächsten drei Alben weniger gut in den Bestenlisten performten, konnte sich der herzhaft rockende Dreier in Nashville etablieren. The Cadillac Three standen (und stehen immer noch) für eine oft gut gelaunte, mitunter partytaugliche, immer aber bodenständig zupackende Country-Version - lange Haare, Bärte, Trucker-Caps und Tattoos formten dazu das optische Image des Trios. Doch wie gesagt: Die Zeit verfliegt, "The Years Go Fast". Und mit ihr verflüchtigt sich auch immer ein guter Teil der jugendlichen Unbekümmertheit. Sie macht auch im Falle des Country-Rock-Trios Platz für mehr Tiefgang, für Zweifel und Selbstzweifel und für so manch' düsteren Gedanken.
In den zwölf Tracks von "The Years Go Fast", so scheint es, überlappen sich gerade diese beiden Lebensabschnitte. In etlichen Titeln sind sie immer noch die drei Heißsporne, die jeden Club in Nashville zum Kochen bringen. Man nehme nur das sehr harte und düstere "Double Wide Grave" oder das mit einem Höllengroove und ungestümen (und dazu prächtigen) Gitarrenriffs versehene "Comin' Down from You". Hier und auch in dem nachfolgenden "The Worst" erinnern sie mit einem geradezu technokratisch harten Blues-Rock an ZZ Top während derer "Eliminator"-Phase: Dieses Song-Trio folgt auf den Opener "Young & Hungry", eine - rare Ausnahme - Coverversion. "Den Track von The Jane Shermans wollten wir schon in unseren Anfangstagen aufnehmen", erklärt Drummer Neil Mason. Nun habe ihn Jaren ausgewählt, da der Track ziemlich genau die Story von ihm und seiner Frau beschreibe. Musikalisch ist der Uptempo-Track schon fast dem Punk zuzuschreiben: sehr viel Energie, sehr straighter Offbeat-Groove.
Kinder, wie die Zeit vergeht: "The Years Go Fast"
Nach diesem vehementen CD-Einstieg lassen es die drei aber dann doch mal etwas ruhiger angehen. Ruhiger und auch düsterer: "Love Like War" besticht durch eine dramatische Note und das anschließende "The Torch" durch 90ies-Country-Elemente. Der harmonisch gefällig angelegte Song erinnert auch wegen Jaren Johnstons Gesang an die guten, alten Blackhawk um Frontman Henry Paul. Melodisch geht es mit dem mystisch-düsteren, an einen Ennio Morricone-Soundtrack erinnernden "Dressed Up to Die" weiter. Hier verweist das Dreigestirn, dass es auch im Americana-Fach zuhause ist. Ein starker Song, der den Entwicklungsprozess der Band anschaulich verdeutlicht. Das gilt auch für den finalen Track, für "Pistols on the Levee". In dem mit einem Minimum an Aufwand maximale Emotionen entwickelnden Song macht Johnston deutlich, dass er zu Recht zu den gefragtesten Kooperationspartnern der Music Row zählt - sowohl als Songschreiber, als auch als Produzent.
Er versteht sein Handwerk. Deshalb ist der Weg zu Songwriter-Legende Harlan Howard gar nicht so weit, auf den der Titel "4 Chords & The Proof" eindeutig abzielt. Harlans ikonisches Songwriter-Motto "Three Chords and the Truth" mögen The Cadillac Three nicht immer einlösen. Doch verdammt nah dran sind sie mittlerweile.
Fazit: The Cadillac Three erweisen sich auf "The Years Go Fast" als erwachsenere und gereiftere Country-Rock-Formation. Sie rocken immer noch, aber nicht selten mit Tiefgang.
Label: Big Machine (Universal) | VÖ: 27. Oktober 2023 |
Disk 1 | |
01 | Young & Hungry |
02 | Double Wide Grave |
03 | Comin' Down from You |
04 | The Worst |
05 | Love Like War |
06 | The Torch |
07 | Dressed Up to Die |
08 | Hillbilly |
09 | This Town is a Ghost |
10 | Go to Bed Lonely |
11 | 4 Chords & The Proof |
12 | Pistols on the Levee |