Dylan Mulvany ist amerikanische Schauspielerin, Influencerin und spätestens nach Budweiser und Nike das Gesicht der Kontroverse um das Thema Transgender in den USA.
Doch was ist passiert? Budweiser schickte Mulvany eine Dose Bier. Eine besondere Dose, denn sie war bedruckt mit dem Gesicht der Influencerin. So weit, so unspektakulär, der Anlass des Geschenks regt die Gemüter in den Vereinigten Staaten auf. Bud Light gratulierte mit der Spezial-Dose Mulvany zu ihrem einjährigen Jubiläum als Frau. Mit dieser Verbindung zwischen Bud Light und einer Transfrau sehen Rechte und US-Konservative einen regelrechten Skandal.
Kid Rock poltert auf Twitter gegen Bud Light
Was Sänger Kid Rock von der Aktion hält, macht er in einem auf Twitter veröffentlichtem Video deutlich. Nach wenigen einführenden Worten setzt der Rocker sein Sturmgewehr an und schießt auf einen Stapel Bud Light-Dosen. Es folgen Beschimpfungen gegen Budweiser als Marke und die Brauerei Anheuser-Busch.
— KidRock (@KidRock) April 4, 2023
Fragen muss man sich, ob Kid Rock dieses Video nur zu Stimmungsmache oder PR in eigener Sache aufgenommen hat, denn von Bud Light mag sich der Sänger nicht ganz trennen. Bei verschiedenen Konzerten oder anderen Anlässen wurde er bereits wieder mit einer Bud Light-Dose in der Hand fotografiert.
Sebastian Gorka, ehemaliger Assistent von Donald Trump, verpackte seinen Protest etwas dezenter und warf in einem Twitter-Video ein Sixpack in den Müll. Darüber der Aufruf: "Join Me", also "Macht mit".
Es folgten zahlreiche Videos in den Sozialen Medien, in denen Menschen Bud Light in den Abfluss gießen oder ganze Kartons in den Müll werfen. Die Aussagen werden zahlreich mit homo- und transphoben Aussagen und Ansichten kombiniert. Ein Podcaster schrieb auf Twitter zu dem Thema: "Wer Bud Light trinkt, ist schwul." Doch die Aufregung um Bud Light schafft es auch aus dem Netz heraus. John Rich rief dazu auf, in seiner Bar in Nashville, Redneck Riviera, Bud Light durch ein anderes Bier zu ersetzen.
Travis Tritt legt gegen Bud Light nach
Travis Tritt twitterte unterdessen, dass er sämtliche Anheuser-Busch-Produkte bei seiner Tour von seinem Hospitality Rider (persönliche Bewirtung vor, während und nach Konzerten) streichen werde. "Ich kenne viele andere Künstler, die dasselbe tun", so Tritt weiter.
Quelle: https://twitter.com/Travistritt/status/1643765186736553984
Da wohl die "anderen Künstler" nicht so wirklich mitzogen, legte Tritt nach und schrieb: "Andere Künstler, die Anheuser-Busch-Produkte von ihrem Hospitality Ridern streichen, sagen das in der Öffentlichkeit so nicht, aus Angst, verspottet oder "gecancelt" zu werden. Ich habe diese Angst nicht."
Quelle: https://twitter.com/Travistritt/status/1643782148942381056
Grundsätzlich wurde also zum Boykott aufgerufen. Schnell fand sich im Netz-Protest auch eine Alternative - Coors Light sollte anstelle von Bud Light gekauft und getrunken werden. Obskur daran: Coors Light unterstützt seit Jahren als Hauptsponsor LGBTQ-Veranstaltungen in Denver. Wirklich Konsequenzen wird es für Bud Light oder die darüberstehenden Firmen nicht geben. Eher im Gegenteil, die Aufmerksamkeit um die Marke dürfte eher gestiegen sein.
Bud Light äußert sich
Ein Sprecher von Anheuser-Busch ordnete die Situation um Bud Light und Dylan Mulvany so ein: "Anheuser-Busch arbeitet mit Hunderten von Influencern über alle Marken hinweg zusammen. Damit haben wir die authentische Möglichkeit mit verschiedenen Zielgruppen und demografischen Gruppen in Kontakt zu treten. Von Zeit zu Zeit produzieren wir einzigartige Erinnerungsdosen für Fans und Marken-Influencer wie Dylan Mulvany. Diese Gedenkdose war ein Geschenk zur Feier eines persönlichen Meilensteins und ist nicht für die breite Öffentlichkeit erhältlich."
Umsatzeinbrüche bei Bud Light
Die Aktion der Künstler scheint Wirkung zu zeigen, denn Bud Light ist nicht länger das beliebteste Bier der Amerikaner. Die Biermarke verlor den Spitzenplatz nach der umstrittenen an ein mexikanisches Bier. "Go woke, go broke" - zu Deutsch etwa "Werde woke, geh pleite" haben sich mehrere Konservative und Rechte in den USA sehen diesen Spruch durch neue Marktforschungsdaten bestätigt.
Der Verkauf von Bud Light brach in den vier Wochen vor dem 3. Juni 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 25 Prozent ein, teilte die Beratungsfirma Bump Williams unter Berufung auf Daten des Marktforschungsinstituts NielsenIQ mit. Der Anteil von Bud Light am Bierumsatz in den USA betrage nun 7,3 Prozent. Beliebter sei inzwischen die mexikanische Marke "Modelo Especial" des Bierbrauers Constellation Brands mit 8,4 Prozent.
Selbst beim CMA-Fest, Anfang Juni in Nashville, konnte man die Marke Bud Light nicht mehr finden. Da Anheuser-Busch aber einen Vertrag hatte, ersetzte man Bud Light durch Bush Light, so dass der Umsatz wenigstens im eigenen Hause blieb.
Anheuser-Busch reagiert zunächst nicht, feuerte dann zwei Führungskräfte von Bud Light, darunter eine frühere Vize-Marketingchefin. Das wiederum brachte der Brauerei auch Kritik von Liberalen ein. Der Aktienkurs und der Umsatz des Bierkonzerns brachen infolge der Kontroverse ein. Konzernchef Michel Doukeris hatte im Mai erklärt, es sei noch zu früh, um die Folgen der identitätspolitischen PR-Kampagne abzuschätzen. Mit den neuen Marktforschungsdaten haben Bud Light und Anheuser-Busch InBev in den Augen von Konservativen und Rechten aber die Quittung erhalten.
Dylan Mulvaney sagte kürzlich, dass sie sich von dem Unternehmen im Stich gelassen gefühlt habe. Wegen ihrer Partnerschaft mit dem Bud Light war sie nach eigenen Angaben "mehr Mobbing und Transphobie ausgesetzt war, als ich mir je hätte vorstellen können". Sie führt weiter aus: "Seit Monaten habe ich Angst, mein Haus zu verlassen", sagt Mulvaney in einem Instagram-Video: "Ich bin in der Öffentlichkeit verspottet worden. Ich wurde verfolgt, und ich habe eine Einsamkeit gespürt, die ich niemandem wünschen würde." Mulvaney räumte ein, dass sie sich früher hätte äußern sollen, aber sie habe Angst gehabt und sich auch schuldig gefühlt. Außerdem habe sie schlicht gehofft, dass sich die Situation bessern würde, "aber das tat sie nicht". Außerdem habe sie darauf gewartet, dass die Marke sich bei ihr meldet. Aber auch das sei nie geschehen.
Nach dem Video von Mulvaney erklärte sich Anheuser-Busch erneut. Allerdings ohne direkt auf Mulvaney zu antworten. Man bleibe "den Programmen und Partnerschaften verpflichtet, die wir über Jahrzehnte mit Organisationen in einer Reihe von Gemeinschaften, einschließlich der LGBTQ+-Gemeinschaft, geschmiedet haben", hieß es der Nachrichtenagentur AP zufolge. Und: Die Sicherheit und der Schutz der Privatsphäre seiner Mitarbeiter und Partner habe höchste Priorität. Man werde sich in Zukunft darauf konzentrieren, "Bier für alle zu brauen und uns unseren Platz in den Momenten zu verdienen, die für unsere Kunden wichtig sind."