Brooks & Dunn laden diverse Künstler ein um auf "Reboot 2" dabei zu sein
Brooks & Dunn gaben bei "Reboot 2" die einfache Richtung vor: Die Songs sollten vom Grund auf zum Stil der jeweiligen Gesangspartner passen. Man habe sie einfach losgelassen, die Titel nicht in ihre alte Form pressen wollen und es sei in eine gute Richtung gelaufen, so Ronnie Dunn. Er habe es genossen, was dabei Neues, erfrischendes herausgekommen sei.
"Reboot 2": Das nicht ganz gelungene Experiment
Mit ihrem Album haben Brooks & Dunn Grenzen überschritten. Sie waren das Experiment eingegangen, Generationen und Musikgenres zu verbinden - Künstler, welche bis vor kurzem noch nicht mal einen Plattenvertrag hatten, aktuell angesagte Stars, Rockbands und Blues-Legenden.
Nachdem Kix Brooks und Ronnie Dunn sich auf diese Reise begeben hatten, den Auftrag zu erteilen, ihre traditionsreichen Werke in die Hände anderer zu geben, konnten deren Bedingungen Anwendung finden. Dass hierbei die Balance zwischen den Reizen breit ist, muss der Fan der eigentlichen Musik des Duos aushalten. Oder eben nicht. Denn der Output ist gewöhnungsbedürftig. Die Bedenkenlosigkeit, die in diesen Versuch gesetzt wurde, umfasste die Freigabe der Stilrichtungen und so wurden die Werke von Brooks & Dunn beispielsweise durch die US-Rockband Halestorm ("Boot Scootin' Boogie") oder auch den Blues-Gitarristen und -Sänger Christone "Kingfish" Ingram ("Hard Workin' Man") umgesetzt. Muss man mögen.
Auch der Newcomer Warren Zeiders, den man eigentlich den Vertretern der Country Music zuordnet, schafft es, einen der legendärsten Songs von Brooks & Dunn - "Brand New Man" - in die Tonne zu treten. Luke Combs konnte das 2019 besser.
Natürlich werden Meinungen und Geschmäcker immer auseinander gehen, doch selbst Jelly Roll ("Believe") und Lainey Wilson ("Play Something Country") überzeugen am Ende nicht, sogar wenn man trennt, was erreicht werden sollte. Doch die Grundmodelle der Songs aus ihrem Kontext zu reißen, tut einfach weh.
Der Einfluss von Brooks & Dunn auf die heutige Country Music
Doch zum Glück können einige der auf "Reboot 2" vertretenen Künstler das ganze retten und die weniger gelungenen Einzelfallexperimente in den Hintergrund rücken lassen. Kritisch geprüft überwiegen die Versionen der Werke von Brooks & Dunn, die eben keine vollumfänglichen Veränderungsprozedur durchlaufen mussten, sondern in Ehre in ihrem Ursprung verstanden wurden. Dabei braucht es doch wenig Anstrengung, ein Hineinfühlen anzuwenden.
Die authentische Kraft der Musik von Brooks & Dunn verstanden haben definitiv Ernest ("Indian Summer"), Riley Green ("She Used to Be Mine"), wie auch Corey Kent ("Only in America"). Auch Mitchell Tenpenny interpretiert "That Ain't No Way to Go" im relativ ursprünglichen Stil, während The Earls Of Leicester "How Long Gone" in eine erfrischende Bluegrass-Variante umwandeln.
Einen Treffer landet auch Jake Worthington, der gemeinsam mit Brooks & Dunn "I'll Never Forgive My Heart" in einer herrlich fiddle-heulenden Country-Version singt. Sehr schön ebenfalls Hailey Whitters, die "She's Not The Cheatin' Kind" einfach kaum verändert hat.
Morgan Wallen brilliert mit "Neon Moon"
Doch kommen wir zu dem Song, den wahrscheinlich jeder seit seinem Erscheinen im Februar 1992 bis zum Ende aller Zeiten mit Brooks & Dunn verbinden wird und der Generationen geprägt hat- "Neon Moon". Zahlreiche Cover-Versionen und Remixe gab es seither, unter anderem von den Originalinterpreten selbst, als auch von Carrie Underwood, der Pop-Band Cigarettes After Sex und zuletzt etwas schläfrig auf "Reboot" 2019 von Kacey Musgraves. Nun jedoch darf "Neon Moon" wieder strahlen, denn Morgan Warren legt im Studio dar, was er bereits seinen Fans bei Überraschungsauftritten von Brooks & Dunn während seiner Live-Shows dargeboten hatte, bei denen Tausende mitsangen und die Magie dieses Liedes über Einsamkeit und Verzweiflung Leben ließen.
In seiner Kindheit, so erinnert sich Morgan Wallen, sei aus sämtlichen Boxen in irgendwelchen Fahrzeugen, in denen er mitgefahren sei die Musik von Brooks & Dunn geschallt. So sei es eine Herausforderung gewesen, nun die Balance zwischen dem Original und einer würdigen Homage an "Neon Moon" zu finden. Er habe nicht zu weit davon abkommen wollen und lediglich ein wenig "Würze" zugefügt. Ronnie Dunn sagt über "Neon Moon" noch immer, er habe den Song während eines Auftritts in einer Bar in Tulsa, Oklahoma, geschrieben, dabei daran gedacht, eine Melodie zu finden, zu der man tanzen könne. Er habe gelernt, Texte zu schreiben, die, so traurig sie auch sein mögen, immer Hoffnung geben. So auch in diesem Fall. So lange Du in dieser Bar unter dem Licht des "Neon Moon" sitzt, es immer einen weiteren Song und einen Drink gibt, ist Deine Welt in Ordnung.
Fazit: "Reboot 2" dürfte die Fans von Brooks & Dunn spalten und die Frage aufwerfen, ob es diese Entwicklung braucht. Der Einfluss des epischen Duos auf die Country Music bleibt außer Frage und vielleicht behalten wir ihre Songs auch lieber im von ihnen gedachten Ursprung in Erinnerung.