Schon die Grundidee der drei langmähnigen, Baseball-Caps tragenden Musikern aus Nashville war vielversprechend, da originell: Ein Trio, das aber nicht, wie in dieser Besetzung üblich, á la ZZ Top Bluesrock macht, sondern einen Mix aus Country, Southern-Rock und Rock. Der eigene Sound ist da nur einen Takt entfernt. Und tatsächlich sorgte schon das 2012 selbstbetitelte Debüt für reichlich Gesprächsstoff zwischen Music Row und Nashville East. Klar doch, hier kommt endlich mal etwas richtig Neues ums Eck.
"Legacy" bietet musikalische Vielfalt
Doch es ist ja nicht nur das Neue, das die Band auszeichnet. Es ist auch das grundsolide musikalische Handwerk und dazu das exzellentes Songwriting. Gitarrist und Sänger Jaren Johnston ist für die meisten der Cadillac Three-Songs verantwortlich. Ein Könner, der schon so manchen Hit für Country-Großkaliber wie Tim McGraw, Glen Campbell, Keith Urban und Jake Owen beisteuerte.
Für seine eigene Band bevorzugt Johnston aber eine etwas andere Gangart. Eine rauere, deftigere - und auch etwas weniger eindeutig im Country angesiedelte. Ohne Fiddle, Banjo & Co. im Klangkosmos, besinnen sich die drei Cadillacs ganz auf ihre Möglichkeiten an Gitarre, Bass und Schlagzeug. Dass sich damit eine Menge Lärm produzieren lässt, haben die drei Country-Rabauken längst bewiesen. Mit "Legacy" zeigen sie jetzt, dass sich mit diesem Outfit aber auch eine erstaunliche musikalische Vielfalt anrühren lässt.
Mit "Cadillacin’", eine Art Bandy-Hymne, kommt "Legacy" lässig ins Rollen: ein souliger Southern-Rock mit funky Grooves und einem hypnotischen Gitarrenriff. Sehr cool! Und cool geht es mit "Tennessee", eine Art Hymne für ihren Bundesstaat, weiter. Wieder rockt es im Southern-Style, doch dieses Mal noch wuchtiger und härter, ZZ Top lassen ihre Bärte aufblitzen. Wer meint, dass die Band damit ihr Soundkonzept für "Legacy" vorgelegt hat, wird sich schon bei der nächsten Nummer getäuscht sehen. Auf "Hank & Jesus" zeigen sie zum einen, dass sie auch Ballade können; zum anderen, dass unter ihren Jeanshemden und T-Shirts die Herzen von echten Country-Musikern pochen.
The Cadillac Three werden erwachsen
Neben weiteren gelungenen Country-meets-Southern-Rock-Songs ("Dang If We Didn't", "Ain't That Country") halten die drei noch weitere Song-Überraschungen parat. Mit "American Slang" servieren sie - überaus elegant dazu - astreinen, erstaunlich ruhigen Country-Folk, mit "Long Hair Don't Care" (noch eine Bandhymne vermutlich) erinnern sie mit ihrem Mix aus Country, Blues, Funk und klanglichen Effekten glatt an den guten, alten Frank Zappa und bei dem stadiontauglichen Rock von "Demolition Man" lassen U2 grüßen. Wie sehr die Jungspunde aus Nashville mittlerweile gereift sind, zeigt sich bei den zwei tiefgehenden, introvertierten Folk-Songs "Love Me Like Liquor" und dem Titeltrack. Zwei Songs, die selbst Chris Stapleton alle Ehre machen würden.
Fazit: Mit "Legacy" erweitern The Cadillac Three ihren musikalischen Horizont um ruhige Country- und Folk-Klänge. Ihr bislang stärkstes Album.
Label: Big Machine (Universal) | VÖ: 25. August 2017 |
01 | Cadillacin' |
02 | Tennessee |
03 | Hank & Jesus |
04 | Dang If We Didn't |
05 | Ain't That Country |
06 | American Slang |
07 | Take Me to The Bottom |
08 | Long Hair Don't Care |
09 | Love Me Like Liquor (mit Lori McKenna) |
10 | Demolition Man |
11 | Legacy |